Fragen an Sebastian Rudolph

Sebastian Rudolph spielt Jettes Vater Urs

Fragen an Sebastian Rudolph

FilmMittwoch im Ersten, 27. Mai 2020, um 20.15 Uhr

Der alleinerziehende Vaters Urs (Sebastian Rudolph)
© WDR/Sutor Kolonko

Was ist Urs für ein Mensch?

Ich weiß nicht. Ein ganz normaler? Ungewöhnlich ist dieses „alleinerziehender Vater sein“ sicherlich. Er ist einsam, in seiner Lebenskonstruktion gefangen. Aber eigentlich ganz zufrieden. Bis dann das Leben sich zu bewegen beginnt.

Wie würden Sie das Verhältnis von Urs zu seinem Bruder und zu seiner Tochter beschreiben?

Urs hat viel Verantwortung für seinen Bruder Falk übernommen und ihn durch schwere Zeiten begleitet. Aber irgendwie ist ihm der Respekt abhandengekommen, er begegnet ihm nicht mehr auf Augenhöhe. Und als Rechthaber, der er auch ist, kostet ihn das seine Empathie.

Und das Verhältnis zwischen Urs und Jette?

Die beiden haben etwas Symbiotisches, wie wohl viele Eltern-Kind-Beziehungen, die alleinerziehend verlaufen sind. Aber Jette beginnt sich zu lösen und das kann Urs nicht ertragen. Er meint das Richtige für sie zu wollen, und vielleicht weiß er auch viel besser, was gut wäre für sie – nur ist es halt ihr Leben und nicht seins. Für das hat er wiederum nicht so einen guten Blick.

Gibt es eine Szene im Film, die für Sie persönlich hervorsticht oder besonders eindrücklich war?

Sicherlich der Beginn. Wir haben tagelang in dem Haus von Falk gedreht und es war wie ein langsames hineingezogen werden in Film, Figur und Geschichte.... Und dann ist es so, dass der Film obwohl er so ruhig ist, etwas Atemloses hat, einen ständigen Druck, das spiegelt sich im Beginn auch sehr eindrucksvoll wider.

Die Gewalt im Film kommt eher subtil daher und hinterlässt ein beklemmendes Gefühl. Wie haben Sie sich diesen Szenen und der ganzen Figur „Urs“ genähert?

Ich muss sagen, ich habe mir natürlich eine Menge Dinge überlegt, wir haben ja auch viel geprobt im Vorfeld, aber die wirkliche Figur Urs hat sich aus sich selber hergestellt. Das waren wir drei – ich, Uli und Henner, und auch noch die intensive Arbeit mit dem Kameramann Patrick Orth – und am Ende stand da ein Mensch, der von mir jedenfalls so nicht geplant war. Ich habe mir vor allem immer wieder überlegt, das klingt vielleicht absurd, was Urs mit seinen Handlungen Gutes erreichen will. Das ist dann die Motivation dafür, sich so unmöglich zu benehmen wie er es tut, denn er hat immer einen guten Grund dafür.

Urs entpuppt sich trotz seiner vordergründigen Liberalität als sehr übergriffig. Inwiefern sehen Sie ihn als Spiegel für unsere Gesellschaft?

Ich glaube, das kann man sehr gut so sehen. Wichtig ist meiner Meinung nach, dass es erstmal kein metaphorischer Film ist. Es ist diese Geschichte, die erzählt wird. Aber ja, wir als Gesellschaft glauben ja, zu allen möglichen Lebensarten und -weisen die richtige Meinung zu haben, und setzen uns in ähnlich unsensibler Weise über die Bedürfnisse von anderen hinweg. Diese Parallele fällt einem schon auf.

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit zwei Regisseuren am Set empfunden?

Ich fand das toll. Das hat aber auch mit der Konstellation Henner und Uli zu tun. Beide ergänzen sich sehr gut und kennen sich lange genug, um einerseits keine Auseinandersetzung zu scheuen und andererseits kein Gesicht mehr voreinander zu verlieren zu haben. So haben wir sehr intensiv und widersprüchlich gearbeitet, etwas, was mir sehr entgegenkommt. Eine Figur entwickelt sich dann viel unberechenbarer, weil die Einflüsse vielfältiger und unkontrollierbarer sind.

Wenn Sie den Film mit drei Sätzen beschreiben müssten, dann würden Sie sagen:

Ich kann den Film nicht in drei Sätzen beschreiben.
Deswegen unbedingt angucken.
Maj-Britt ist toll!

Stand: 16.04.2020, 13.15 Uhr