Pressestimmen zum Kinostart (Auswahl)

Pressestimmen zum Kinostart (Auswahl)

FilmMittwoch im Ersten, 27. Mai 2020, um 20.15 Uhr

Sprechstundenhilfe Nicole (Katrin Röver, l) und der alleinerziehende Vaters Urs (Sebastian Rudolph, r)
© WDR/Sutor Kolonko

"Das freiwillige Jahr" von Ulrich Köhler und Henner Winckler liefert ein beklemmend genaues Bild unserer pseudoliberalen Befindlichkeiten. […] Wie Maj-Britt Klenke diese Mischung aus angepasster Nettigkeit und jäh aufbrechender, richtungsloser Rebellion verkörpert, ist toll. (Martina Knoben, Süddeutsche Zeitung)

Der Film spricht sich für eine Gefühlswelt aus, die sich nicht im Zaum halten will, in die Entfaltung strebt. Die zwei jungen Leute spielen in ihren gemeinsamen Szenen miteinander eine Authentizität, als gäbe es im deutschen Kino kein Overacting. (Dennis Vetter, taz)

Die koloniale Übergriffigkeit spielt "Das freiwillige Jahr“ nun im Kleinen durch, und Darsteller Sebastian Rudolph gelingt es, die Charakteristika dieses männlichen Typus’ herauszuschälen, ohne den Vater dabei auf ein Klischee zu reduzieren. (Till Kadritzke, Der Tagesspiegel)

Die Geschichte vom ausbleibenden Aufbruch aus der Provinz erzählen Köhler und Winckler atmosphärisch dicht, im engen Zeitrahmen von zwei Tagen und an wenigen Schauplätzen. Mit Sebastian Rudolph und Maj-Britt Klenke haben sie zwei Schauspieler gefunden, die Vater und Tochter mit kleinsten Blicken und Gesten emotional vielschichtig interpretieren. (Julia Haungs, SWR2)

Diese ersten zehn Minuten des Films, quasi die Exposition, sind ein kleines Juwel filmischer Personen- und Beziehungsbeschreibung. Man könnte sie auskoppeln, und sie würden auch als eigenständiger Kurzfilm funktionieren. (Rudolf Worschech, epd Film)

Flüchtig gedrehte Szenen, die einen abgehetzten Urs im Dauerlauf zum Abflugterminal im Hintergrund zeigen, wirken wie eine filmische Überblendung. Die starke Kameraführung von Patrick Orth ist subtil und vielschichtig. Vieles wird nur angedeutet, arbeitet mit Lichtstimmungen, Wechsel der Blickwinkel, und erklärt sich erst später aus winzigen Details, die das Bild allmählich vervollständigen. (Heike Mund, Deutsche Welle)

Das Resultat dieser Konflikte ist eine Bewegungsenergie, die für den radikalen Ausbruch gar nicht genug ausholen kann, sondern seine Kraft in eine sorgsame Erkundung des Landkreises steckt. Und so durchquert "Das freiwillige Jahr“ ein Dorf, eine Provinz, einen Landkreis, fährt auf Landstraßen und Schleichwegen, schaut nach links und rechts über die Felder, biegt hier und dort ab, lässt auf dem Weg weitere (Familien-)Dramen und Konflikte – wie etwa Urs’ Affäre mit seiner Sprechstundenhilfe – immer nur anklingen, besucht den Sportplatz, die Zimmer und die Einfahrten der Einfamilienhäuser, besteigt Hügel, sieht Orte und Nicht-Orte – und gibt das Gefühl einer Provinz und seiner Bewohner im Dazwischen wie kaum ein anderer Film wieder. (Jonas Nestroy, critic.de)

Stand: 16.04.2020, 13.15 Uhr