Ernst Hardt - WDR ehrt Pionier des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
Ernst Hardt - WDR ehrt Pionier des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
Ernst Hardt, am 9. Mai 1876 in Graudenz/Weichsel geboren, war von 1926 bis 1933 Intendant der „Westdeutschen Rundfunk Aktiengesellschaft“ (WERAG), ein Vorläufer des WDR – und gilt als einer der Pioniere in der Geschichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. „Ein Mann, der mit Haltung, Zivilcourage und sehr großem Engagement die Anfänge des Westdeutschen Rundfunks als erster Intendant maßgeblich geprägt hat“, sagte WDR-Intendant Tom Buhrow zu Beginn einer Feierstunde, die anlässlich des 70. Todestages von Ernst Hardt im Kleinen Sendesaal des WDR-Funkhauses stattfand.

© WDR/Herby Sachs
Ernst Hardt wurde 1926 auf Empfehlung von Konrad Adenauer Intendant und künstlerischer Leiter der WERAG in Köln. Als erste Rundfunkgesellschaft und auf Hardts Initiative wurde bei der WERAG ein eigenes Sinfonieorchester und Opernensemble gegründet. Außerdem konzipierte Hardt ein breit gefächertes Programm, das alle Bereiche des menschlichen Lebens abbilden sollte. „Ein Credo von ihm war, ‚das Leben, wie es ist, durch den Kasten (das Radio) gehen zu lassen‘. Und das für einen Hörerkreis, der einen Querschnitt der modernen Gesellschaft darstellte: Arbeiter, Arbeitslose, Frauen, Senioren, Kinder, Beamte, Gelehrte“, sagte WDR-Intendant Tom Buhrow.
Obwohl Ernst Hardt keine Erfahrung darin hatte, Rundfunk zu machen, erkannte er das Potenzial des Mediums Radio. In der Arbeiterbildung sah er die vornehmste Aufgabe des Rundfunks. Fritz Pleitgen, ehemaliger WDR-Intendant, würdigte die Verdienste Ernst Hardts vor allem um das damals noch junge Medium Radio: „Mir imponiert, wie schnell Ernst Hardt ein ihm völlig fremdes Medium zu seiner eigenen Sache machte. ‚Aus einem solchen Kasten kann keine Kultur kommen‘, hatte er anfangs gesagt, um dann das Radio als sein Instrument für Kunst und Wissen zu nutzen. Aber auch Unterhaltung und Sport kamen bei ihm nicht zu kurz, die Information sowieso nicht. So schuf er einen Programm-Mix aus Anspruch und Zerstreuung, der in seiner Grundstruktur auch heute noch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Bestand hätte.“
Weil sich Hardt standhaft weigerte, jüdische Mitarbeiter der WERAG zu entlassen, wurde er am 20. März 1933 von den Nazis aus dem Amt gezwungen. Die Nationalsozialisten warfen ihm zudem Kulturbolschewismus und politische Unzuverlässigkeit vor.
Dr. Birgit Bernard, seit 1994 Dokumentarin und Archivarin im Historischen Archiv des WDR und zugleich Autorin einer umfassende Biographie über Ernst Hardt brachte den Gästen der Feierstunde, an der auch FDP-Politikerin Cornelia Schmalz-Jacobsen, eine Enkelin Ernst Hardts teilnahm, Leben und Werk des ersten WDR-Intendanten näher. Mit der „enorm detaillierten und exzellent recherchierten Biographie“ habe sie eine Lücke in der Geschichtsschreibung des WDR für immer geschlossen, so WDR-Intendant Buhrow.
1946 erhielt Ernst Hardt das Angebot der Generalintendanz beim NWDR in Hamburg. Aufgrund einer schweren Erkrankung konnte er diese Aufgabe nicht mehr wahrnehmen. Er starb am 3. Januar 1947 in Ichenhausen.
Stand: 26.01.2017, 17.00 Uhr