„Ich bin Journalistin, keine Informationskriegerin“

ARD-Korrespondentin Golineh Atai

„Ich bin Journalistin, keine Informationskriegerin“

Die WDR-Journalistin und ARD-Korrespondentin, Golineh Atai, ist für ihre Ukraine-Berichterstattung am Montagabend (23. Februar) als „Journalistin des Jahres“ geehrt worden. Die Auszeichnung der Branchenzeitschrift „medium magazin“ überreichte ihr der frühere ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender, der auch die Laudatio hielt.

Golineh Atai

Golineh Atai
© Wolfgang Borrs

Golineh Atai sagte, die Auszeichnung gebe ihr „Kraft, weiter zu berichten - über den Krieg in Europa, über zwei Länder, die sich in einem Prozess tiefgreifender Veränderungen befinden.“ Sie blicke aber gleichzeitig mit Sorge in die Zukunft. „Die meisten Journalisten in dem Land, in dem ich lebe, begreifen sich mittlerweile als Informationskrieger. Und sie sehen auch mich als Informationskriegerin an. Ich will aber Journalistin sein, nicht Kriegerin. Eine Journalistin, die Vorgänge in der Welt nach einem Maßstab misst. Dem Maßstab des Rechtsstaats, der Menschenwürde, des Völkerrechts.“ Sie werde oft gefragt, ob sie Angst habe, wenn sie aus der Ostukraine berichte. „Ja, die habe ich. Aber eine noch größere Angst habe ich, wenn ich sehe, wie die Angst, die Zweifel, die Beschwerden, die Anfeindungen uns verändern, und wie die Kollegen nicht wahrnehmen, dass jemand mit ihren Ängsten spielt“, sagte Atai bei der Preisverleihung in Berlin.

Die 80-köpfige Jury würdigte Atais Berichterstattung über die Ukraine-Krise als „herausragend“. „Der Russland-Korrespondentin der ARD gelingt es, keine vorgefertigte Meinung zu reproduzieren. Sie bleibt immer genau, erklärt sich, wenn sie etwas nicht beantworten kann, zeigt außergewöhnliches Einfühlungsvermögen im Umgang mit ihren Interviewpartnern. Sie ist fair und präzise, stellt sich der Kritik, ist souverän im Umgang mit Hassbloggern und Meinungsagenten“, so die Begründung der Jury. Der undotierte "medium magazin"-Preis "Journalist des Jahres" wird seit 2004 verliehen. Die unabhängige Jury besteht aus renommierten Journalisten und Medienexperten.

Die 1974 in Teheran geborene Atai ist seit 2003 für den WDR tätig. Seit Februar 2013 berichtet sie als Korrespondentin aus dem ARD-Studio Moskau. Im Oktober 2014 hatte sie den renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis 2014 erhalten.

Stand: 23.02.2015, 20.00 Uhr