Das Ensemble und die Gastrollen
„Tatort“ aus Köln „Die Schöpfung“
Das Ensemble und die Gastrollen
Roland Riebeling als Kommissar Norbert Jütte
Jütte berichtet Ballauf und Schenk, dass in dem Kleid, in dem das Mordopfer gefunden wurde, schon ein weiterer Mensch ermordet sein muss. Das Kleid der Königin der Nacht, entwendet aus dem Kostümfundus der Oper, weist ein weiteres Schussloch auf, auch Blutspuren konnten gesichert werden.
© WDR/Bavaria Fiction/Martin Valentin Menke
Tinka Fürst als Kriminaltechnikerin Natalie Förster
Elli Zander, das erste Mordopfer, war Herrin über die 7. Kammer der Kölner Oper – das Waffenarsenal im Opernfundus. Auf der Suche nach der Tatwaffe, inventarisiert Natalie Förster sämtliche Holzschwerter und Attrappen, bis sie feststellt, dass auch eine echte Waffe fehlt – wieder scharf gemacht, könnte es sich um die Tatwaffe handeln.
© WDR/Bavaria Fiction/Thomas Kost
Joe Bausch als Gerichtsmediziner Dr. Roth
Das Mordopfer Elli Zander wurde mit einem Schuss ins Herz getötet. Doch Rechtsmediziner Dr. Roth ist überzeugt: Der Fundort der Leiche ist nicht der eigentliche Tatort.
© WDR/Bavaria Fiction/Thomas Kost
Katja Bürkle als Eva Krüger
Eingestellt als Elektrikerin und mittlerweile Stellvertreterin der Projektleitung Wiedereinzug ist Eva Krüger so etwas wie das Herz der Kölner Oper. Sie kennt jeden, jeder kennt sie – ohne sie wäre die Oper im Interim untergegangen und der Umzug würde nicht im neuen Haus, sondern im Chaos enden, sagen die Kollegen. Sie selbst bezeichnet sich als Schweizer Taschenmesser, als Multitool und stellt ihr Wissen den Kommissaren Schenk und Ballauf gerne zur Verfügung.
© WDR/Bavaria Fiction/Thomas Kost
Beim Blick auf Ihre Vita halten sich Film und Theater-Produktionen in etwa die Waage. Im „Tatort – Die Schöpfung“ kommen Bühne und Kamera zusammen. Wie fühlte sich das für Sie an?
Das war eine große Freude und hat enorm Spaß gemacht. Und klar, in der Rolle der Eva Krüger, die in unserem „Tatort“ als Herz der gesamten Technikmannschaft des Opernhauses gilt, die alles weiß und kennt, was im Haus passiert, war es von Vorteil, extrem vertraut zu sein mit all dem. Und das, was ich beim Film mache und beim Theater so schätze, das Zusammenwirken vieler, vieler Menschen an einer Sache, von denen es letztlich jeden Einzelnen braucht, um im Idealfall etwas zu machen, was größer als die Summe seiner Teile ist, das kam in diesem Fall aus zwei Richtungen gleichzeitig zusammen: Da gab es das wunderbare Filmteam und die tollen Mitarbeiter:innen der Kölner Oper – allen voran der geheime Meister des fahrenden Sofas, mit dem ich grandiose Fahrstunden am Rheinufer machen durfte.
Dieser „Tatort“ spielt in der Welt der Oper – hat er selbst etwas Opernhaftes?
Ich denke es hilft sehr, diesen „„Tatort“ nicht als realitätstreues Drama zu lesen, sondern als verrückten Krimi-Spaß, der versucht die Kölner Oper quasi als Spielpartnerin kongenial in Szene zu setzen. Es gibt tolle Bilder, grandiose Architektur, Musik, Liebe, Tod und Rache – insofern also absolut opernhaft das Ganze.
Hannah Schiller als Valerie Schmitt
Valerie Schmitt ist eine Einzelgängerin, kommt zu den Proben oft zu spät. In der letzten Spielzeit hatte sie noch berechtigte Hoffnungen auf einen Solopart als Sopranistin, ist jetzt aber dem Chor zugeteilt. Ob das erklärt, dass sie immer öfter auch tagsüber zur Flasche greift?
© WDR/Bavaria Fiction/Thomas Kost
Im „Tatort“ spielen sie eine junge Opernsängerin. Wäre die Oper auch ein möglicher Weg für Sie gewesen? Sie standen ja schon früh im Kinderchor der Oper Bonn auf der Bühne.
Ich bin sehr dankbar für meine Kindheit in der Oper und das Aufwachsen umgeben von so vielen Künstler:innen und deren Musik. Das waren sehr besondere Erfahrungen, die ich da machen konnte. Dennoch habe ich nie darüber nachgedacht, das zu meinem Beruf zu machen. Mit der Schauspielerei bin ich sehr glücklich.
Wie haben Sie „Tatort“-Dreharbeiten in der Kölner Oper erlebt?
Es war ganz toll für mich, in der Oper zu drehen und mich wieder mit der Musik zu beschäftigen. Außerdem mochte ich meine Kolleg:innen sehr gerne und habe mich sehr gefreut, so nah an meiner Heimat zu drehen, was es mir auch ermöglichte, etwas Zeit mit meiner Familie in Bonn zu verbringen. Ich hatte eine sehr schöne Drehzeit!
Stephan Grossmann als Darius Henning
Darius Henning ist Intendant der Kölner Oper, eines Hauses, das seit zwölf Jahren saniert wird. Der Neubau ist noch immer nicht fertig und ihn treibt die berechtigte Angst um, in der nächsten Spielzeit ohne Bühnenhaus dazustehen. Ermittlungen, die die Bauarbeiten weiter verzögern, kann er gerade gar nicht gebrauchen.
© WDR/Bavaria Fiction/Thomas Kost
Herr Grossmann, Sie waren festes Ensemblemitglied an renommierten Bühnen wie dem Deutschen Theater Berlin, der Volksbühne, dem Schauspielhaus Zürich und den Münchner Kammerspielen. Im „Tatort“ verkörpern Sie nun den Intendanten der Kölner Oper. Konnten Sie bei der Annäherung an diese Rolle auch auf eigene Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit künstlerischen Leitungen zurückgreifen?
Sicherlich ist es von großem Vorteil, Intendanten an Theatern erlebt zu haben – wobei es nebensächlich ist, ob an großen, bekannten Bühnen oder kleineren, unterfinanzierten Häusern. Jedes Mal steht der Intendant im Sturm der Finanzzwänge und politischen Bewegungen einer Stadt. Selten bleibt genügend Zeit für die eigentliche künstlerische Arbeit. Ich hatte ein paar Mal das Glück, dass Intendanten auch bei mir Regie geführt haben. Schnell erkannte ich, wenn die Probe später losging, welche Telefonate im Vorfeld was wie ausgelöst hatten. Es erinnerte fast an elisabethanische Theaterzeiten.
Heutzutage ist die Abhängigkeit viel zu groß, als dass man in Peymannscher Art (ehemals Intendant in Wien, Bochum, Berlin) über Zeitungen etwas ausrichtet. Politisch kluges Agieren hat mich lange Zeit in Berlin am Deutschen Theater bei Thomas Langhoff fasziniert. Letztendlich gibt es immer Widersacher, aber bei einer hohen Qualität der Arbeit – und dementsprechend Erfolg beim Publikum – schiebt man die Angreifbarkeit weit in die Zukunft. Das Problem ist leider nur, dass künstlerische Belange immer die Unterstützung der Politik brauchen. Zwischen Politik und Haushaltspanik fest eingespannt, bleibt ihm kaum Luft zum Atmen – geschweige denn zum Träumen.
Der Opernintendant Darius Henning wählt seine Worte sorgfältig und überlegt. Aus ihrer Beobachtung: Wie unterscheidet sich der Umgangston hinter den Kulissen – im Theaterbetrieb und am Filmset?
Die Kölner Oper bis in den letzten Winkel zu kennen, alle Mitarbeiter im Kopf zu haben – das stelle ich mir schon als Herausforderung vor. Die Sorgfalt seiner künstlerischen Leitung sollte doch überwiegen, statt auf dem politischen Parkett zerrieben zu werden. Das hat mich an der Rolle interessiert. Und gleichzeitig wird einem immer wieder bewusst: Du kannst nur vorankommen, wenn alles zusammenspielt. Wo hat man die Fäden noch in der Hand bei diesen Umbauten? In unserem Fall sogar: bei einem Mord im Opernhaus?
Es gibt tatsächlich große Unterschiede zwischen einem Filmbetrieb und einem Theaterhaus hinter den Kulissen. Die Dauer der Anstellung spielt eine große Rolle. Beim Film sind alle neu zusammengebucht und geben in diesem Moment – im besten Fall – alles für die Fertigstellung des Films, oft auch rein technischer Natur. Im Opern- bzw. Theaterbetrieb gibt es viele Festangestellte, über Jahre auf ihren Posten gestanden, die es gilt, immer wieder künstlerisch neu mitzunehmen und zu berücksichtigen. Ich persönlich mag beides, wobei ich die extreme Höflichkeit hinter den Kulissen beim Film favorisieren würde.
Stand: 14.11.2025, 12.00 Uhr