Axel Prahl als Hauptkommissar Frank Thiel und Jan Josef Liefers als Professor Karl-Friedrich Boerne
„Tatort – Die Erfindung des Rades“
Axel Prahl als Hauptkommissar Frank Thiel und Jan Josef Liefers als Professor Karl-Friedrich Boerne

© WDR/Frank Dick
In diesem „Tatort“ wird eine Familiendynastie durchleuchtet: Wie ist das Thiel und Boerne: Sehen sich die beiden gegenseitig eher als „bucklige Verwandtschaft“, die ausgehalten werden muss, oder haben sie sich im Herzen schon verbrüdert?
Axel Prahl: Eine Verwandtschaft mit dem Herrn Professor würde Thiel sehr weit von sich weisen. Ernie und Bert sind ja auch nicht verwandt! Gleichwohl können die beiden nicht ohne einander. So ähnlich würde ich das Verhältnis zwischen Professor Doktor Doktor Karl Friedrich Boerne und Hauptkommissar Thiel beschreiben.
Jan Josef Liefers: Verwandtschaft kann man sich nicht aussuchen, Freunde schon. Insofern sind sie ein seltsames Freundespaar, etwas schrullig und äußerst liebenswert.
In „Die Erfindung des Rades“ findet sich bei der Präsentation des neuen Rades stattdessen eine tiefgefrorene Leiche. Wen oder was würden Frank Thiel und Prof. Boerne wohl am liebsten mal schockfrosten?
Jan Josef Liefers: Am liebsten alle, um sie dann nach Bedarf immer mal wieder aufzutauen.
Axel Prahl: Für Hauptkommissar Thiel kommt in diesem Fall nur eine gesetzeskonforme Nutzung eines Tiefkühlgerätes infrage. Rindfleisch, Schweinefleisch, Geflügel, Gemüse, Obst und Teigwaren sind hier vorstellbar.
Frank Thiel kämpft in diesem Fall intensiv mit den internen Verwicklungen der geradezu dysfunktionalen Familie Hobrecht. Kann Thiel froh sein, dass es für ihn Münster nur noch Vaddern gibt – oder ist er eher der Typ Großfamilie?
Axel Prahl: Ob man hier von froh sein können sprechen darf, wenn man außer seinem Vater kaum noch Verwandtschaft hat, wage ich zu bezweifeln. Aber Sie haben ja auch Frank Thiels Mutter nicht mehr kennenlernen dürfen. Eine großartige Frau, sehr resolut, aber mit einer großen Seele! Leider ist sie inzwischen schon verstorben. Nach ihrer Trennung von Vaddern ist sie mit dem kleinen Frank ja damals nach Hamburg gezogen.
Professor Boerne fährt Rad!? Wann und unter welchen Umständen hat er denn gelernt, mit so einem geradezu proletarischen Fortbewegungsmittel zu fahren?
Jan Josef Liefers: Moment mal! In jungen Jahren ist der Professor bei der Tour de Münster gestartet! Und er hätte fast gewonnen. Und ein schickes High-Tech-Rennrad kann doch sehr elegant wirken und teuer genug ist es für ihn auch.
Zum ersten Mal kann Thiel nicht über Boernes Protz-Wagen lästern sondern begegnet ihm von Rad zu Rad. Ein Treffen auf Augenhöhe?
Axel Prahl: Per Definition eines Rades: Zwei Räder, Pedale, Lenker, könnte man von einer gewissen Parität und einem Treffen auf Augenhöhe sprechen. Wenn man sich aber die Fahrräder der Beiden mal genauer anschaut, dann wird einem bewusst, dass es da gewisse Klassenunterschiede gibt. Thiels Fahrrad hat keine Gangschaltung, beziehungsweise nur einen Gang, das vom Herrn Professor verfügt über 20!
Was müsste passieren, damit Professor Boerne langfristig auf einen Drahtesel umsteigt?
Jan Josef Liefers: Auf Dauer müsste so ein Fahrrad schon acht oder wenigstens sechs Zylinder haben…
Im Film wird auch die historische Geschichte des Fahrrads erzählt. In welcher Epoche würden ihre Figuren am liebsten gelebt haben?
Axel Prahl: Für einen Frank Thiel wäre es natürlich am geschicktesten, mit dem Wissen von heute, in einer vergangenen Epoche zu leben. So böte sich ihm die Möglichkeit, viele nützliche Dinge zu erfinden, wie beispielsweise zuletzt die Einkaufswagensicherungen oder die Büroklammer.
Jan Josef Liefers: Ich denke, dass er gerne in der Renaissance Kollegen wie Leonardo da Vinci oder den Anatomie-Pionier Vesalius getroffen hätte. Wohl auch Kopernikus, den Begründer des heliozentrischen Weltbildes oder Gutenberg, den Erfinder des Buchdruckes. Am wohlsten hätte er sich aber später, im 17. und 18. Jahrhundert gefühlt – der Epoche der Aufklärung mit Kant, Voltaire, Rousseau, Newton, Descartes und Francis Bacon…
Münster ohne Fahrräder ist schwer vorstellbar. Auf welches Accessoire würden Sie, Herr Prahl, im echten Leben ungern verzichten?
Axel Prahl: Oh, das ist ein weites Feld. Spontan wollte ich zunächst sagen: auf meine Gitarre. Aber dann fiel mir ein, dass ich ja auch gerne ab und zu etwas essen möchte und dafür brauche ich einen Herd. Verreisen möchte ich hin und wieder auch noch gern. Und da bevorzugen meine Frau und ich tatsächlich unser Wohnmobil. Sie sehen, es fällt mir schwer, mich hier auf eine Sache festzulegen.
Herr Liefers, Boerne erzählt im Film von seiner fast glorreichen „Tour de Münster“ – bei welcher Rennrad-Tour mussten sie selbst an Ihre Grenzen gehen und was haben Sie sich noch vorgenommen?
Jan Josef Liefers: Bei der L‘Étape du Tour de France, eine alljährlich angebotene teilnehmeroffene, Etappe aus dem originalen Tourverlauf, bei der Radamateure wie die Profis fahren können. Sie umfasste unter anderem den Mont Galabier und die Alpe d‘Huez. Ich war nicht gut in Form damals, und als ich oben ins Ziel rollte, hatte ich das Gefühl, hundert Jahre gealtert zu sein.
Stand: 21.10.2025, 11.30 Uhr