Ulrike C. Tscharre (Rolle: Dr. Veronika Jelinek)
„David und Goliath“
Ulrike C. Tscharre (Rolle: Dr. Veronika Jelinek)

© WDR/Martin Rottenkolber
Wie war die Zusammenarbeit mit Lou Strenger – insbesondere die humorvollen Rededuelle angesichts des beruflichen Spannungsfelds zwischen Dr. Jelinek und Dina Schwarz?
Wir kannten uns bereits durch die Dreharbeiten zur ARD-Serie „Höllgrund“. Lou ist eine tolle Kollegin mit einem unglaublich guten Gespür für Timing, was für unsere gemeinsamen Szenen großartig war. Wir haben uns nichts geschenkt und uns herrlich duelliert in unseren Dialogen. Das hat großen Spaß gemacht. Gemeinsam mit unserem Regisseur Janosch Chávez-Kreft sind so, glaube ich, schöne und temporeiche Szenen entstanden. Auf der anderen Seite konnten wir aber auch sehr fein in ruhigeren und emotionalen Szenen zusammenspielen. Für mich ist es immer eine große Bereicherung, wenn man so vertrauensvoll miteinander arbeiten kann.
In einem Moment wirkt Dr. Jelinek nett und zugänglich, im nächsten abweisend und distanziert. Wie sind Sie an diese Ambivalenz herangegangen?
Ich empfinde es gar nicht so, dass Frau Jelinek hin und her schwankt. Ich glaube, diese polarisierende Unterscheidung von Mensch und Führungskraft bringt einen nicht weiter. Ganz allgemein gesehen, sowohl wenn ich eine Rolle betrachte als auch im alltäglichen Leben. Sie hat schwierige Entscheidungen zu treffen und muss anders in ihrem Beruf funktionieren als zum Beispiel Dina Schwarz. Ihr Aufgabengebiet ist einfach völlig anders gelagert. Ich habe sie nie als abweisend empfunden oder unzugänglich, sondern einfach manchmal dazu gezwungen, konsequent zu sein. Und auch zu bleiben. Grundsätzlich empfinde ich Ambivalenz als nichts Schlechtes, sondern, im Gegenteil, als sehr spannend. Wer ist schon immer gleichförmig? Ambivalent zu sein bedeutet doch nichts anderes, als Widersprüchliches zuzulassen und mit diesen Widersprüchen dann auch umzugehen. Ambivalenz ist erst dann schwierig, wenn man dann nicht mit ihr umgehen will.
Als Krankenhauschefin trägt Dr. Jelinek sehr viel Verantwortung. Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Ganz ehrlich? Ich möchte nicht mit ihr tauschen. Ich erlebe, dass im gesamten Gesundheitssektor der Wurm drin ist. Und zwar gewaltig. Reformen sind dringend nötig, aber nur mühsam und in Kleinstschritten durchzusetzen. Es kann Menschen ja quasi nur frustrieren und zerreiben, wenn man Teil dessen ist. Und dabei ist es völlig egal ob man in der Pflege arbeitet, als Ärztin, Arzt oder eben als Verwaltungschefin eines großen Krankenhauses. Speziell vorbereiten musste ich mich darauf nicht. Ich hatte schon so viele Gespräche mit Menschen, die in der Pflege oder im medizinischen Bereich arbeiten: Viele wollen hinschmeißen und können dem Druck nicht länger standhalten. Ärztinnen und Ärzte sind frustriert und überlegen, den Beruf zu wechseln oder nur noch im Privatsektor zu praktizieren. Da ist es nicht so schwer, sich vorzustellen, was für ein Kraftakt die Leitung einer großen Klinik sein muss. Vor allem, wenn man nicht resigniert seinem Job nachgehen, sondern weiterhin den Menschen – und zwar jeden – im Blick behalten möchte und versucht, das Bestmögliche für alle zu erreichen.
Stand: 12.08.2025, 11.00 Uhr