Lou Strenger (Rolle: Dina Schwarz)
„David und Goliath“
Lou Strenger (Rolle: Dina Schwarz)

© WDR/Martin Rottenkolber
Dina wird mit einer Mammutaufgabe konfrontiert: psychosoziale Beratung für über 4.000 Klinikmitarbeitende. Wie haben Sie sich der Figur Dina genähert?
Zwischen Casting-Entscheidung und Drehbeginn lagen drei Wochen, die Vorbereitung war also kurz und knackig. Bei Dina hatte ich das Gefühl, dass sie einem entwischt, wenn man ihr zu nahekommt. Sie will alles über jede:n herausfinden, aber selbst unerkannt bleiben. Wie bei jeder Figur gab es Anknüpfungspunkte und Gemeinsamkeiten. Wir Menschen sind ja letzten Endes gar nicht so verschieden, wie wir denken: Auch wenn ich lieber im Team arbeite, bin ich vom Naturell eher Steppenwolf und Einzelkämpferin. Und auch das Gefühl, fremd einen neuen Kosmos zu betreten, in dem man die Dynamiken nicht kennt und dort seinen Platz erst finden und erkämpfen zu müssen, ist, glaube ich, ein universelles Gefühl. Von Dinas lebensbejahenden Pragmatismus hingegen kann ich nur lernen.
Als Psychologin ist es Dina gewohnt, anderen Menschen zuzuhören, ihr eigenes Privatleben bleibt dabei oftmals auf der Strecke. Welche Widersprüche in ihr haben Sie besonders gereizt?
Kann jemand, der vielleicht selbst Hilfe bräuchte, überhaupt hilfreich und präsent für Andere sein? „Practice what you preach“ gilt definitiv nicht für Dina – und doch findet sich in ihrer Person und ihrem Handeln ganz viel Aufrichtigkeit. So unaufgeräumt ihr eigenes Privatleben auch ist, sie kann sich trotzdem, oder vielleicht auch gerade deshalb, so vollkommen für ihre Arbeit und die Menschen zur Verfügung stellen. „Workaholism“ – genutzt als Flucht oder Kompensation, doch die Frage ist: Ist das noch selbstlos oder schon egoistisch? Hier bekommt sie von Dr. Jelinek immer wieder einen Spiegel vorgehalten und letztlich gibt es darauf wahrscheinlich keine eindeutige Antwort. Was mich an ihr besonders gereizt hat, war ihr Gefühl von Überverantwortung für ihr Umfeld, das aber im Ergebnis ganz oft zu verantwortungslosem Handeln führt. Aber auch die eigene Dunkelheit, die man unter dem energetischen Stehaufmännchen nicht auf den ersten Blick vermutet und das impulsive Chaos versus der peniblen Beharrlichkeit.
Haben Sie mit realen Therapeutinnen und Therapeuten gesprochen, um Dinas Rolle greifbar zu machen?
Manchmal findet die Vorbereitung lange bevor die Rolle zu einem kommt, statt. Vielleicht lässt sich ohnehin das ganze Leben als Recherche und Übung für das Schauspiel begreifen. In diesem konkreten Falle habe ich vier Jahre lang parallel zu meiner Zeit am Theater eine therapeutische Ausbildung durchlaufen. Meine erste Liebe ist und bleibt die Kunst, aber seither gibt es, je nach Kapazität, eine Handvoll Klienten, die ich therapeutisch begleite. Insofern war mir der Kosmos nicht fremd und in meinem Freundeskreis weist sich glücklicherweise auch eine recht hohe Dichte von Therapeuten auf, die ich zusätzlich löchern konnte. Dina ist aber auch in vielerlei Hinsicht keine „klassische“ Therapeutin und handelt an der ein oder anderen Stelle vielleicht nicht ganz so konform.
Stand: 12.08.2025, 11.00 Uhr