Carlo Ljubek (Rolle: Dr. Robert Schultholz)

„David und Goliath“

Carlo Ljubek (Rolle: Dr. Robert Schultholz)

© WDR/Frank Dicks

Robert Schultholz ist ein Vollblut-Mediziner, der aber auch über seine Grenzen und die seiner Mitarbeiter geht. Was hat Sie an der Rolle gereizt? Warum fällt es Robert Schultholz so schwer, vor seinen Kolleginnen und Kollegen Schwäche zu zeigen?

Schwäche zu zeigen fällt vielen Menschen schwer, weil es tief in unser Selbstbild eingreift und von gesellschaftlichen Mustern geprägt ist. In einer Kultur, in der Leistungsfähigkeit und Durchhaltevermögen („Survival of the fittest“) mehr zählen, als Offenheit und Selbstfürsorge, erscheint Verletzlichkeit und Schwäche wie ein Makel. In der Medizin ist eine Kultur der Unfehlbarkeit tief verankert. Ärztinnen und Ärzte sollen funktionieren, auch unter hohem Druck. Sie sind die Helfenden nicht die Hilfesuchenden. Im eigenen Selbstbild und häufig auch im Blick der Kolleg:innen sind sie lösungsorientiert, strahlen Ruhe aus, tragen Verantwortung. Wer Schwäche zeigt, fürchtet diese Rollenidentität zu zerstören und an Autorität zu verlieren. Nicht zuletzt spielt Selbststigmatisierung eine nicht unbedeutende Rolle. Erschöpfung wird verdrängt, bis sie sich in Burnout oder Depression Bahn bricht.

Das Begreifen eines Burnouts ist schwer, weil er sich schleichend entwickelt. Die Symptome sind unspezifisch. In vielen Arbeitskulturen gilt Erschöpfung als Schwäche, nicht als Warnsignal. Das verzögert das Eingestehen und den Schritt zur Selbsterkenntnis und Hilfe.

Wie real war es auf einer Intensivstation zu spielen, auf der eine Nähe zum Tod immer spürbar ist?

Gedreht haben wir in einem stillgelegten Teil eines Krankenhauses, dessen übrige Bereiche noch in Betrieb waren. Daher gab es nur wenige direkte Berührungspunkte mit dem Thema „Tod“. Besonders bewegend war jedoch, die Menschen kennenzulernen, die dort gearbeitet haben. Trotz ihres extrem fordernden Alltags begegneten sie uns mit einer großen Offenheit und Herzlichkeit. Diese Wärme in einem Umfeld zu erleben, das täglich so nah am Limit arbeitet, hat mich berührt.

Stand: 12.08.2025, 11.00 Uhr