Bester Interpret: Julian Horeyseck

Deutscher Hörbuchpreis 2025

Bester Interpret: Julian Horeyseck

Für „Leuchtfeuer“, Autorin: Dani Shapiro, Bastei Lübbe, Buchverlag: hanserblau.

Leuchtfeuer Horeyseck

© WDR/Bastei Lübbe/Markus J. Bachmann

Das sagt die Jury:
Julian Horeyseck ist ausgebildeter Theaterschauspieler und hat eine außergewöhnliche, frische, die Ohren streichelnde Stimme. Mit ihr veredelt er sowohl Wahlwerbespots als auch Werbung für effektvolle Männer-Deodorants und hat auf seiner Website viele weitere Proben aus Synchron- und Sprecherjobs aufgelistet. Eine Arbeit fehlt bislang: das Hörbuch zu Dani Shapiros wendungsreichem Roman „Leuchtfeuer“. Die sollte er nun schnell an den Anfang der Liste stellen, denn mit dieser Sprecherleistung hat Horeyseck die Jurys des Deutschen Hörbuchpreises vollends überzeugt – beeindruckend, wie er die Zuhörenden fesselt, wenn er mit wechselnder Tonlage die Handelnden des Romans darstellt und in jeder Rolle tief berührt. Er umgarnt die Wörter und Gedanken förmlich, immer leicht staunend – und interpretiert diese zauberhafte Geschichte über Verlust und Veränderung in Perfektion.

Drei Fragen an Julian Horeyseck:

Wie haben Sie sich auf die Darstellung der komplexen Emotionen und Beziehungen in "Leuchtfeuer" vorbereitet, um den Hörer:innen ein authentisches Erlebnis zu bieten?

Ehrlicherweise denke ich diese enorme Komplexität der Emotionen und Beziehungen zu Beginn gar nicht so bewusst mit. Ich nehme wohl unbewusst auch die großen Bögen der Geschichte wahr, so wie ich auch vieles unbewusst gestalte, konzentriere mich beim Lesen aber eigentlich erstmal nur auf die einzelnen Situationen und Personen. Es ist, hier vor allem auch durch die Erzählstruktur, ein bisschen wie ein Puzzle, bei dem am Ende hoffentlich die Teile zusammenpassen und ein Ganzes ergeben. Dabei gilt auch mein großer Dank der Regisseurin Marie Spengler und Moritz Albert, die dieses Puzzle mit mir zusammengesetzt haben. Ein authentisches Hörerlebnis kann ich in diesem Sinne ja gar nicht bieten, da es nicht meine Geschichte ist. Aber im besten Falle ein lebendiges, denn letztlich verstehe ich mich als Erzähler nur als Klangkörper für den Text und die Geschichte von Dani Shapiro. Vielleicht schafft es die Empathie für die Figuren ein Empfinden von Authentizität herzustellen.

Gab es besondere Herausforderungen bei der Interpretation der Zeitsprünge zwischen den 1980er Jahren und der Gegenwart, und wie haben Sie diese gemeistert?

Auch hier würde ich wieder auf das Bild des Puzzles zurückgreifen. Dass die Zusammensetzung der verschiedenen Etappen der Geschichte und der Figuren, letztlich ein dichtes und zusammenhängendes Ganzes ergeben, empfinde ich als großes Glück und großes Kompliment. Das nehme ich auch mit großer Erleichterung wahr, dass mir das mit dem Hörbuch gelungen scheint.

Wie war es für Sie, die verschiedenen Perspektiven der Familienmitglieder zu verkörpern und deren individuelle Entwicklungen stimmlich darzustellen?

Für mich gibt es eigentlich aus jeder Perspektive Anknüpfungspunkte mit den Figuren und ihrem Erleben. Auch wenn die Ereignisse sich grundlegend unterscheiden mögen, habe ich das Gefühl etwas zu begreifen von dem, was den verschiedenen Charakteren geschieht und wie ihre Gedankenwelt beschrieben wird. Etwas Besonderes war für mich die stimmliche Darstellung von Mimi Wilf, der Mutter von Sarah und Theo. Die Darstellung der Demenz, das Verlorensein in Erinnerungen und Gegenwart. Auch weil mir die Demenz persönlich sehr nahe war und ist. Diesen Perspektivwechsel empfand ich als sehr bewegend.

Die verschiedenen Stimmen und Stimmlagen entwickeln sich aber eigentlich erstmal aus dem pragmatischen Grund der Unterscheidbarkeit, und werden dann im besten Fall „lebendig“.

Stand: 18.03.2025, 22.00 Uhr