Beste Interpretin: Maria Wördemann
Deutscher Hörbuchpreis 2025
Beste Interpretin: Maria Wördemann
Für „Xerox“, Autorin: Fien Veldman, Koproduktion speak low/SWR, Buchverlag: Hanser.

© WDR/speak low/Martin Keil
Das sagt die Jury:
Maria Wördemann gelingt etwas, woran die meisten Hörbücher scheitern: Mit ihrer Stimme macht sie die Entwicklung der Hauptfigur für die Hörerinnen und Hörer erfahrbar. Vom zurückhaltenden, tastenden Beginn bis zum Zusammenbruch; ob sie ironisch den entfremdeten Alltag im Startup kommentiert oder das Innenleben der namenlosen Erzählerin - sie trifft immer den richtigen Ton. Und sie erschließt uns diese komplexe Gefühlswelt – mit perfekt eingesetzten Pausen, Tempowechseln und einer Stimme, die ebenso verträumt und verletzlich wie auch sarkastisch und aggressiv sein kann. Trotzdem: Im Mittelpunkt bleibt ein tief empfundenes Gefühl der Einsamkeit und Verlorenheit, das weit über die reinen Worte des Textes hinausgeht. Maria Wördemann lässt uns die Geschichte nicht nur hören, sondern erleben!
Drei Fragen an Maria Wördemann:
Wie haben Sie sich auf die Rolle der Ich-Erzählerin in "Xerox" vorbereitet, um ihre verletzlich-bissige Stimme authentisch darzustellen?
Ich habe mich eigentlich (abgesehen von einigen Hörbuch-Tipps meiner wunderbaren Dozentin Frauke Poolman) ähnlich vorbereitet, wie ich es mit Rollen im Theater oder Film tue. Und dann habe ich sehr von der angenehmen Stimmung im Studio profitiert, sodass ich den Raum hatte, in meine Imagination abzutauchen und die Rolle beim Lesen und mit der Regie weiterzuentwickeln.
Welche Herausforderungen gab es bei der Interpretation der verschiedenen emotionalen Ebenen der Protagonistin, insbesondere in ihren Monologen mit dem Drucker?
Die Protagonistin gerät ja im Laufe der Geschichte und der Gespräche mit ihrem Drucker immer tiefer in die Auseinandersetzung mit der eigenen - vermeintlich abgestreiften - Vergangenheit und dem Verlust ihres Selbst in ihrem jetzigen Leben, bis sie daraus schließlich eine neue Klarheit gewinnt. Es war herausfordernd, in den teils sehr assoziativ geschriebenen Texten nicht aus dem Blick zu verlieren, wodurch ihre Gedankenketten ausgelöst werden und wohin genau sie sie führen. Die emotionalen Ebenen wiederum haben sich für mich dann direkt aus diesen stimmig gewordenen Gedanken ergeben. Und am Ende konnte ich sehr gut verstehen, wie die Protagonistin durch all die Wirrungen zu ihrer inneren Klarheit gefunden hat.
Inwiefern zeichnet Xerox ein realistisches Bild der modernen Arbeitswelt, wie sie vor allem junge Frauen erfahren?
Ich denke, dass trotz der Überspitzung im Roman viele reale Erfahrungen zu finden sind: Anonymität und Austauschbarkeit, ein durch allgemeine Selbstoptimierung immer weiter steigender Workload, das Gefühl, abgekoppelt von einem direkt erfahrbaren Sinn der Arbeit zu sein… aber auch die Erfahrung, als (junge) Frau noch immer weniger zu verdienen und weniger respektiert zu werden als männliche Kollegen.
Stand: 18.03.2025, 22.00 Uhr