Fragen an Charlotte Rolfes (Regie)
„Tatort“ aus Köln „Colonius“
Fragen an Charlotte Rolfes (Regie)
![Charlotte Rolfes | Bildquelle: WDR/Martin Valentin Menke Charlotte Rolfes](https://presse.wdr.de/bilder/mediendb/presselounge2012/presselounge/bilder/2025/02/05/regie.jpg)
Charlotte A. Rolfes
© WDR/Martin Valentin Menke
Früher haben sie zusammen gefeiert. Seitdem sind fast 30 Jahre vergangen. Wie würden sie jetzt das Verhältnis der drei Hauptverdächtigen zueinander beschreiben?
Alle drei Charaktere haben auf ihre Weisen mit persönlichen Problemen zu kämpfen, das wird schnell klar, wenn sie auf Schenk und Ballauf treffen. Dass diese Probleme einen gemeinsamen Ursprung haben, versuchen die Drei mit allen Mitteln zu verdrängen. Dementsprechend halten sie sich gegenseitig auf Abstand, wo sie nur können. Christian zeigt sich zunächst als stabiler, sortierter Charakter. René eher als Berufsjugendlicher. Meike als besonders widerstandsfähig, vieles scheint an ihr abzuperlen. Der Film ist wie ein Experiment, bei dem wir die schicksalshafte Beziehung der Drei zueinander in den Räumen des Präsidiums sezieren und zu einem explosiven Höhepunkt und auch zu einem traurigen Tiefpunkt führen.
Die Zeitsprünge zwischen den 1990er und den 2020er Jahren spielen in „Tatort – Colonius“ eine zentrale Rolle. Sie haben abwechselnd mit einem jungen gedreht und einem rund 30 Jahre älteren Cast gedreht. Was war für Sie als Regisseurin dabei die größte Herausforderung?
Das große Geschenk eines solchen Drehbuchs ist natürlich, dass man eine viel größere psychologische Tiefe einer Figur erzählen kann, als in einem eher handlungsorientierten Drehbuch. Ich wollte natürlich den Schauspieler:innen in ihrer Interpretation der Figuren ihren größtmöglichen Raum lassen und dennoch haben wir in der Vorbereitung, in der Bildsprache (Kamera: Rainer Lipski) und schließlich im Schnitt (Ramin Sabeti) möglichst stimmige Parallelen etabliert. Wir haben uns zum Beispiel für ein sehr konsequentes Kostüm und Maskenbild (Holger Büscher, Ulrike Bruns-Giffel und Dorle Neft) der jungen und der jetzigen Charaktere entschieden, das bei genauem Hinsehen fast identisch ist. Darüber hinaus haben wir intensiver als üblich gecastet (Phillis Dayanir) und hier nicht nur auf Äußerlichkeiten geachtet, sondern auch auf ähnliche Werte geschaut, wie Humor und Ausstrahlung. Während der Dreharbeiten haben wir viele Kleinigkeiten aus der Körpersprache gesammelt (Script: Dorothee Olbrich) und auf die jeweilig andere Generation übertragen. Ich habe unserem Cast dafür immer wieder bereits gedrehte Szenen gezeigt.
Der Fernmeldeturm Colonius ist schon viele Jahre für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Wie haben Sie die Dreharbeiten an diesem prominenten „Lost Place“ mitten in Köln erlebt?
Als Jan Kruse gesagt hat, die „Tatort“-Folge würde (wenn alles klappt) in und auf dem Colonius spielen, war ich ziemlich schnell „hooked“. Auch das ganze Team war ungewöhnlich zahlreich, bei sämtlichen „technischen“ Begehungen dabei. Wir wurden insbesondere von René Bloy (der Seele des Turms) vom Dach bis in den tiefsten Keller durch mehrere Jahrzehnte spannender Geschichten geführt. Ich bin sehr glücklich, dass wir ausschließlich an Original-Schauplätzen drehen durften und Cordula Jedamski (Szenenbild) und ihr Team, einen kleinen Teil dieses historischen Ortes für unseren Film wieder zum Leben erweckt hat. Dass der Turm heute ein „Lost Place“ ist, wo sich zwar die Turmfalken wohlfühlen, aber wir Kölner:innen keinen Zugang haben, ist eigentlich nicht zu glauben. Wenn man einmal da oben war und den Sonnenaufgang erleben durfte, will man immer wieder hoch – es gibt kaum einen besondereren Ort in Köln.
Stand: 05.02.2025, 12.00 Uhr