Fragen an Eva Zahn und Volker A. Zahn (Drehbuch)

„Tatort“ aus Köln „Colonius“

Fragen an Eva Zahn und Volker A. Zahn (Drehbuch)

Das Drehbuchautoren Ehepaar Eva Zahn gemeinsam mit Ehemann Volker Zahn

Eva Zahn und Volker A. Zahn
© ddp

Was hat Sie als Kölner Autoren-Team aus Köln daran gereizt, mit dem „Tatort – Colonius“ ein Wahrzeichen der Stadt zu bespielen?

Volker A. Zahn: Mit der Folge „Colonius“ haben wir für den Kölner „Tatort“ nach dem Rhein („Hubertys Rache“), dem Braunkohlerevier („Abbruchkante“) und einem Großbordell („Siebte Etage“) ein weiteres markantes „Markenzeichen“ unserer Region bespielt. Wenn wir einen „Tatort“ in Köln erzählen, versuchen wir natürlich, unsere Heimatstadt und das, was sie besonders macht, eine Rolle spielen zu lassen, das finden wir reizvoll und eine spannende erzählerische Herausforderung.

Eva Zahn: Für Kölner ist der „Colonius“ allgegenwärtig, er prägt die Stadt-Silhouette, und weil er seit Jahren leer steht, umweht ihn auch ein Hauch von Rätsel und Mysterium. Da oben zu stehen, auf die Stadt und das Umland zu blicken, den Turm und seine Räumlichkeiten zu erkunden, das war im Vorfeld der Bucharbeit wirklich sehr beeindruckend und inspirierend. Für uns als Kölner ist es extrem schade, dass dieses Bauwerk nicht öffentlich zugänglich ist, für uns als Autoren ist der jahrelange Leerstand des Gebäudes aber eine wunderbare Vorlage, um hier ein dunkles Geheimnis zu platzieren…

Der Fall „Colonius“ ist auch eine Reise zurück in die Techno-Szene der 90er. Wie haben Sie für den Fall recherchiert: Waren Sie als Kölner damals auch selbst bei den Partys im Colonius dabei?

Eva Zahn: Die Technopartys, die Anfang der 90er Jahre auf dem Turm veranstaltet wurden, waren für uns ein schöner Ausgangspunkt, um unsere Geschichte zu erzählen. Es geht in dem Film aber weniger um Techno und die Musik, sondern um eine rauschhafte Nacht, die in einer Tragödie endet. Und mit rauschhaften Nächten kennen wir uns aus, da mussten wir nicht extra recherchieren. Ich weiß auch nicht, ob wir diese Art der Recherche körperlich überhaupt noch durchstehen würden.

Volker A. Zahn: In „Colonius“ erzählen wir u. a. von Kontrollverlusten, von Drogen, von brüchigen Freundschaften, vom Verliebtsein und von den mitunter toxischen Dynamiken innerhalb einer Clique. Von Dingen also, die in jeder Jugendkultur vorkommen, in der Rausch und Ausschweifungen eine große Rolle spielen. Und zugleich ist das Drama auch ein Vernehmungskrimi: Wie schaffen es unsere Helden, diese Gruppe zu knacken, wie lockt man Menschen aus der Reserve, die etwas zu verbergen, sich aber gegenseitig abgesprochen haben, wie spielt man sie gegeneinander aus, was triggert sie, und welches düstere Geheimnis aus der „Colonius“- und Party-Vergangenheit teilen die Beschuldigten mit dem aktuellen Mordopfer?

Die Gründe für den Mord an dem Fotografen liegen offenbar Jahrzehnte zurück. Und auch schon damals war Kommissar Schenk im Einsatz. Welche Rolle spielt das Thema Zeit in diesem „Tatort“?

Eva Zahn: In der Tat eine sehr große. Zeit ist schwer zu fassen und zu begreifen, sie kann sehr subjektiv wahrgenommen werden, angeblich kann sie sogar Wunden heilen. Aber kann sie das wirklich? Und was passiert mit Schuld, die jemand auf sich lädt? Wird sie weniger, nur weil ein jüngeres Ich für die Tat verantwortlich war? Kann ein anständiges Leben danach alles wiedergutmachen? Oder wird eine gelebte Lüge immer monströser, weil sie schwere Konsequenzen nach sich zieht? Die Erzählweise dieses Tatorts erlaubt uns etwas ganz Besonderes: Wir sehen junge Menschen beim Feiern, die ihr Leben noch vor sich haben, mit all ihren unterschiedlichen Lebensentwürfen und Träumen. Und dann sehen wir die gleichen Menschen nach mehr als 30 Jahren gelebten Lebens wieder, mehr oder weniger erfolgreich, mehr oder weniger glücklich, unterschiedlich resilient. Wir sehen, wie sie mit den fatalen Entscheidungen, die sie damals getroffen haben, klarzukommen versuchen. Jetzt sind sie auf dem Kommissariat unfreiwillig wiedervereint, alte Verletzungen und Konflikte brechen auf, und plötzlich ist es so, als sei die Zeit seit jener schicksalhaften Nacht stehengeblieben.

Volker A. Zahn: Es hat großen Spaß gemacht, die zwei Zeitebenen erzählerisch miteinander zu verbinden, und es ist wirklich beeindruckend, wie unsere wunderbare Regisseurin Charlotte Rolfes diese Zeitreise oben auf dem Turm inszenatorisch bewältigt hat. Um den aktuellen Mordfall aufzuklären, müssen Ballauf und Schenk eine mehr als drei Jahrzehnte zurückliegende Tragödie enträtseln, und wir fanden es spannend, beim Blick in die Vergangenheit auch einen Berührungspunkt mit einem unserer Kommissare herzustellen, keine konstruierte persönliche Verwicklung, sondern ein kurzer Kontakt bei einem polizeilichen Einsatz auf der Techno-Party. Erst im Laufe der Ermittlungen erkennt Freddy Schenk, wie nah er damals an den tragischen Geschehnissen war…

Stand: 05.02.2025, 12.00 Uhr