Wie viele gute oder gut gemeinte Ideen verträgt eine Gesellschaft?
„A Better Place“
Wie viele gute oder gut gemeinte Ideen verträgt eine Gesellschaft?
Die Nachrichten sind mal wieder trübe, das Wetter mau. Aber hilft ja nichts – diese Wirklichkeit ist die einzige, die wir haben. Stimmt, und stimmt auch nicht. Sagen alle, die Geschichten erzählen. Und alle, die Politik machen. Wenn Politik die Kunst des Möglichen ist, wie es heißt. Dann ist das Geschichtenerzählen die Kunst sichtbar zu machen, was möglich wäre. Möglich, und womöglich sogar besser.
Die radikale Idee einer Welt ohne Gefängnisse steht im Mittelpunkt der Serie „A Better Place“ von Alexander Lindh und Laurent Mercier. Diese Idee – und die Menschen, die sie mit aller Überzeugung vertreten, für eine bessere Welt: die Kriminologin Petra Schach und Amir Kaan, Oberbürgermeister einer fiktiven Großstadt im Ruhrgebiet. Ihre ansteckende Leidenschaft, ihr Ehrgeiz und ihre Durchsetzungskraft lassen den Plan Wirklichkeit werden. Und setzen eine Kette von Ereignissen in Gang, die das Leben vieler Menschen in der Stadt für immer verändern wird.
Das ist ungemein dicht erzähltes, packendes Unterhaltungsfernsehen auf höchstem Niveau, das ist aber auch eine Erzählung davon, wie viele gute oder gut gemeinte Ideen eine Gesellschaft am Ende verträgt. Ein scharfsinniger, gelegentlich herausfordernder Stoff über Verheißung und Verhängnis der Vorstellung, dass die Wirklichkeit so formbar ist wie unsere Vorstellungskraft.
Und nicht zuletzt ist „A Better Place“ eine hochkarätig besetzte und bis zur letzten Minute emotionale Ensembleserie über das, worauf es ankommt, wenn gesellschaftliche Veränderung berechtigte Sorgen und Ängste hervorbringt, und Zusammenhalt und Gemeinschaft auf die Probe stellt. Eine Serie für diese Zeit, in der viele die Politik und das Geschichtenerzählen gleichermaßen an ihre Grenzen stoßen sehen.
Alexander Bickel, WDR-Fiction-Chef
Caren Toennissen und Frank Tönsmann, Redaktion (WDR)
Stand: 25.11.2024, 12.00 Uhr