NESRIN / Die Betroffene

„A Better Place“

NESRIN / Die Betroffene

Gespielt von Alev Irmak

Nesrin, Mitte 40, verlor ihren Sohn durch die brutale Tat von Klaus Bäumer. Gemeinsam mit ihrem Mann Tayfun reist sie nach Rheinstadt, um Gerechtigkeit zu suchen, nachdem der Mörder ihres Sohnes wegen des TRUST-Programms entlassen wurde.

Ein gescheiterter Vermittlungsversuch durch Petra und ihr Team lässt Nesrins Schmerz nur noch stärker werden, und sie kehrt sich entschieden gegen TRUST. In ihrer Wut und Verzweiflung findet sie Anschluss bei anderen Gegnern des Programms. Doch diese Allianz und Nesrins wütender Aktivismus belastet die Beziehung zu ihrem Ehemann, der am liebsten die Vergangenheit hinter sich lassen will.

© WDR/Komplizen Serien- Studiocanal

Fragen an Alev Irmek (Rolle: Nesrin Gül)

Was bewegt Nesrin Gül, gegen TRUST auf die Straße zu gehen?
Nesrins Sohn wurde von einem Neonazi erschlagen und sie will, dass der Mörder ihres Sohnes wieder ins Gefängnis geht. Sie empfindet es als Ungerechtigkeit, dass Klaus Bäumer einfach aus dem Gefängnis spaziert, von TRUST eine Wohnung bekommt und einen Job. Es kommt ihr so vor, als würde er auch noch dafür belohnt dafür, was er getan hat. Und das ist unerträglich für sie. Sie fühlt sich nicht ernst genommen und vom System im Stich gelassen. Aus einer tiefen Verzweiflung heraus greift schließlich zur Selbstjustiz.

Wie haben Sie sich vorbereitet?
Ich habe recherchiert und viele Berichte oder Interviews mit Angehörigen angehört und gelesen, die Familienmitglieder bei rassistisch motivierten Verbrechen verloren haben. Durch die Recherche habe ich realisiert, wie Familien an so etwas zerbrechen können – und was es für eine Verantwortung bedeutet, diese Frau zu erzählen.

Hat die Beschäftigung mit dem Stoff ihren Blick auf das Thema verändert?
Ich bin der Meinung, dass wir uns damit beschäftigen müssen, welche Alternativen es gibt, mit straffällig gewordenen Menschen umzugehen. In der Recherche habe ich gelesen, dass die Rückfallquote von Gefängnisinsassen bei 60 oder 65 Prozent liegt. Gefängnisse sollen abschrecken und resozialisieren – so die Theorie. Doch in der Praxis sieht das oft anders aus. Menschen, die bereits im Gefängnis waren, kennen das System und wissen, wie es funktioniert. Für sie ist die Haft kein unvorhersehbarer Schrecken mehr, sondern ein kalkulierbares Risiko. Sie finden sich in den Strukturen zurecht und können sich darauf einstellen. Deshalb glaube ich nicht daran, dass Gefängnis eine abschreckende Wirkung hat.

Stand: 25.11.2024, 12.00 Uhr