Bestes Kinderhörbuch: Jens Wawrczeck – „Sieben Tage Mo“

Deutscher Hörbuchpreis 2024

Bestes Kinderhörbuch: Jens Wawrczeck – „Sieben Tage Mo“

© WDR/Verlag

Kurzbeschreibung:
Karl und Mo sind Zwillinge, aber komplett unterschiedlich. Weil er während der Geburt zu wenig Sauerstoff bekam, ist Mo kognitiv beeinträchtigt. Während ihre Eltern arbeiten, kümmert sich der verantwortungsvolle Karl um den viel sorgloseren, ungestümen Mo: gefühlte „sieben Tage“ die Woche. Obwohl er Mo sehr liebt und viel Lustiges mit ihm erlebt, sehnt sich Karl nach mehr Freiheit für seine eigenen Bedürfnisse. Als er schließlich seinen Bruder für ein paar Stunden alleine lässt, ist Mo verschwunden.

Begründung der Kinderjury:
„Sieben Tage Mo“ ist ein sehr schönes und gefühlvolles Hörbuch zu einem sensiblen Thema. Der Sprecher Jens Wawrczeck lässt jede der Figuren lebendig werden und verleiht ihnen eigene und passende Stimmen. Dadurch kann man die einzelnen Personen sehr gut erkennen und unterscheiden. Jens Wawrczeck schafft es, die verzweifelten Momente von Karl und seiner Mutter richtig gut spürbar zu machen und uns die Personen näherzubringen. Wenn Mo überfordert oder traurig ist, kann man das sehr gut nachfühlen und auch erleben, dass Mo die Welt mit anderen Augen sieht.

Zwei Fragen an Jens Wawrczeck:

© WDR/Christian Charisius/dpa

Worauf kommt es beim Sprechen für Kinder an? Wie fesselt man die jungen Hörer:innen an eine Geschichte?

Das Mikrofon ist ein hochsensibles Instrument. Es hört jede Nuance, jeden unechten Ton, jeden nicht gedachten Satz. Je länger ich meinen Beruf ausübe, desto mehr Respekt habe ich davor. Zu wissen, dass alles aufgezeichnet und für die Ewigkeit konserviert wird, kann beängstigend sein. Allein deshalb spielt es für mich keine Rolle, ob ich für Kinder oder Erwachsene lese. In beiden Fällen heißt es hundertprozentig einzusteigen, ehrlich zu sein und zu erkennen, welche Form der jeweilige Text braucht. Es hilft ungemein, wenn dieser gut ist - so wie bei „Sieben Tage Mo“.

Wie haben Sie sich auf sensible Thema der geistigen Behinderung vorbereitet?

Zunächst einmal ist Oliver Scherz ein sehr empathischer, sensibler und humorvoller Autor. Das erleichterte mir den Einstieg und nahm mir ein wenig die Angst vor falschen schauspielerischen Entscheidungen. Die Regisseurin Judith Ruyters und ich probierten vor dem Mikrofon verschiedene Varianten aus, bis wir uns auf eine passende Stimme für Mo geeinigt hatten. Mo und Karl mussten sich in Sprache, Diktion, Energie und Dynamik klar voneinander absetzen, ansonsten hätte die Geschichte nicht funktioniert. Doch auch wenn ihre Welten auf den ersten Blick sehr verschieden wirken, spüren wir schnell, wie nah sie sich sind. Sie lieben sich. Sie lernen voneinander. Es war wichtig, ihre Emotionalität, ihre Not und Frustration, aber auch ihre Freude und ihren Humor ernst zu nehmen und umzusetzen. Das war die einzige Möglichkeit, den beiden gerecht zu werden.

Stand: 05.03.2024, 22.00 Uhr