Das besondere Hörbuch: Hans Sarkowicz – „Jahrhundertstimmen“

Deutscher Hörbuchpreis 2024

Das besondere Hörbuch: Hans Sarkowicz – „Jahrhundertstimmen“

© WDR/Verlag

Kurzbeschreibung:
Mit der Kapitulation und dem Ende des Zweiten Weltkriegs beginnt für Deutschland eine Phase des Wiederaufbaus und der Neustrukturierung. Die politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklungen beider deutscher Staaten bis hin zur Wiedervereinigung und ihren Folgen manifestieren sich in den rund 400 historischen Originalaufnahmen dieser aufwendig recherchierten Edition. Mitschnitte von Reden und Sitzungen, Interviews, Reportagen, Vorträge und Geheimdokumente lassen die Jahre zwischen 1945 und 2000 lebendig werden.

Jurybegründung:
Die „Jahrhundertstimmen“ begeistern auf verschiedene Weise – sei es als Geschichtsbuch zum Hören, als Sammlung von Originalquellen oder auch einfach als „kleine Portion Geschichtswissen“ für zwischendurch. Denn unabhängig davon, ob wir das Hörbuch von Anfang an hören oder ob wir uns für einen bestimmten Aspekt der Nachkriegsgeschichte interessieren: Die Herausgeber finden immer passende Originaltöne und ordnen das Gesagte kenntnisreich, nachvollziehbar und unterhaltsam in den historischen Kontext ein. Der jeweils individuelle Sound der Originalaufnahmen transportiert dabei eine Unmittelbarkeit und Wahrhaftigkeit, die weder Bücher noch Filmaufnahmen in dem gleichen Maße leisten können. Geschichte wird so nicht nur abgebildet oder analysiert – sie wird erlebbar und dadurch in ganz besonderem Maße real. Ein Standardwerk!

Zwei Fragen an Hans Sarkowicz:

© WDR/Annika Fußwinkel

Wie wurde für das Hörbuch recherchiert? Woher stammen die Original-Aufnahmen? 

Die Recherchen gestalteten sich wegen der umfangreichen Bestände in den verschiedenen Archiven als sehr komplex. Der weitaus größte Teil der Originalaufnahmen stammt aus dem Deutschen Rundfunkarchiv und aus den Archiven der ARD. Wir konnten damit auf alle wichtigen Radiosendungen seit 1945 zurückgreifen, soweit sie sich erhalten haben. Das sind mehrere Millionen Aufnahmen. Eine ungeheure Menge. Umso wichtiger war es für uns als Team, vorher schon genau zu überlegen, welche Stimmen und Ereignisse wir akustisch abbilden wollten. Wir sind aber auch auf spannende Töne gestoßen, von denen wir nie vermutet hätten, dass es sie gibt. Ergänzend haben wir aus weiteren Archiven nicht-öffentliche Mitschnitte zur DDR-Geschichte aufgenommen.

Worin liegt die Schwierigkeit historische Inhalte rein auditiv aufzubereiten? 

Historische Originalaufnahmen können in einer solchen Edition nicht allein, nur für sich, stehen. Die Personen und die Ereignisse, auf die sie sich beziehen, müssen eingeordnet werden. Das heißt: Welche Bedeutung haben sie in der deutschen Nachkriegsgeschichte? Wie haben das die Zeitgenossen gesehen, und wie bewerten wir das heute? Dem Freiburger Historiker Ulrich Herbert, dem langjährigen Hanser-Verleger Michael Krüger und der Berliner Schriftstellerin und Hochschullehrerin Ines Geipel fiel dabei die Aufgabe zu, nicht nur die Töne mitauszuwählen, sondern auch die dokumentierten Ereignisse zu kommentieren. Das geht damit weit über die rein akustische Präsentation hinaus und verschafft einem solchen Hörbuch auch die Möglichkeit, im Unterricht und in der politischen Bildung eingesetzt zu werden.

Stand: 05.03.2024, 22.00 Uhr