Till Franzen (Regie)
„Tatort – Der Mann, der in den Dschungel fiel“
Till Franzen (Regie)
Geboren 1973 in Flensburg, Studium an der Kunsthochschule für Medien in Köln, Studium der Deutschen Literatur, Anglistik, Psychologie an der Philipps-Universität in Marburg, 5Studium Drehbuch und Regie am European Film College in Ebeltoft/Dänemark | FILM/FERNSEHEN „Wolfsland“ (diverse seit 2017), „Der Wien Krimi: Blind ermittelt – Tod im Weinberg“ (2023), „Monster 1983“ (2022), „Lauchhammer“ (2021), „Hausbau mit Hindernissen“ (2017) u.v.a. | AUSZEICHNUNGEN Festival des deutschen Films, 3sat Wettbewerb, Filmfest Schleswig-Holstein u.v.a.
© WDR/Tobias Hase/dpa
Der Vorspann zu „Der Mann, der in den Dschungel fiel“ erinnert an die so genannten „Straßenfeger“-Krimis, die Anfang der 60er Jahre Einschaltquoten von bis zu 90 Prozent erzielten. Gibt es bei diesem Fall von Thiel und Boerne bewusste Parallelen zu den Edgar-Wallace- und Francis-Durbridge-Filmen?
Das hat sich tatsächlich langsam so eingeschlichen. Durch die damals überschaubare Fernsehlandschaft habe ich als Kind alles an Bewegtbild in mich aufgesogen, das irgendwie verfügbar war. Die Straßenfegerkrimis waren natürlich dabei: „Der Frosch mit der Maske“, „Die Toten Augen von London“, „Piccadilly null Uhr Zwölf“. Das waren so verbotene Filmfrüchte, die mich durchaus in ihren Bann gezogen haben. So etwas brennt sich natürlich irgendwo in die Matrix und steht dann für die eigene Arbeit als Hommage oder Zitat zur Verfügung. Das Schöne am Münsteraner „Tatort“ ist ja, dass es stilistisch kein Korsett gibt und immer andere, neue Genres möglich sind. So ist „Der Mann, der in den Dschungel fiel“ eine eigene Mischung aus Krimi, Abenteuerfilm und im allerweitesten Sinne Hochstaplerkomödie. „Der Mann der in den Dschungel“ fiel ist mein erster Tatort und es war ein sehr schöner Einstand.
Das Duo Boerne und Thiel ist für seinen sehr speziellen Humor im Umgang miteinander bekannt. Jetzt taucht mit Stan Gold eine Hauptfigur auf, die selbst ziemlich skurril und abenteuerlich ist. Wie haben Sie als Regisseur es geschafft, in Ihrem ersten „Tatort“ aus Münster die Balance zu halten?
Ich glaube, die drei Darsteller Buck, Liefers und Prahl haben sich auf Anhieb spielerisch gemocht und gefunden. So entstand gleich eine schöne Spieldynamik, bei der es einfach Spaß gemacht hat, zuzuschauen. Ich bin, bei richtiger Besetzung, sowieso sehr stark von der Kompetenz der Schauspieler und Schauspielerinnen überzeugt und halte es für mehr als richtig, da viel zu vertrauen und nicht so viel im Spiel rumzupulen. Da ist inszenatorische Zurückhaltung manchmal Gold wert. Im besten und eigentlichen Normalfall machen sich die Schauspieler und Schauspielerinnen ja im Vorfeld schon Gedanken zu ihren Rollen und den Szenen. Wenn dann noch die grundsätzlichen Spielinstinkte so super funktionieren wie bei diesem tollen Ensemble dann ist man als Regisseur bereits am Set ein bestens unterhaltener Erstzuschauer. Da gilt es dann manchmal, die Stellschrauben nur noch ganz fein zu justieren. Insgesamt hat der Dreh einfach wahnsinnig viel Freude gemacht. Und diese Freude hat sich, glaube oder vielmehr hoffe ich, auch aufs bewegte Bild übertragen.
Wie ergreifen Silke Haller und Mirko Schrader in diesem Fall die Chance, etwas aus dem Schatten ihrer Vorgesetzten zu treten?
Ich finde, das hat der Autor Torsten Wettcke ziemlich schön im Buch erfunden und strukturiert. Die erste Lektüre war generell ein großer Spaß. Für Haller und Schrader ergeben sich tatsächlich Räume, auch mal außerhalb der Rechtsmedizin oder des Polizeireviers zu ermitteln. Schrader wird gen Ende ja geradezu zu einer Actionfigur und Haller wird zwischenzeitlich zu Angela Lansbury aus „Mord ist ihr Hobby“. Ich finde, Haller und Schrader geben auch ein ziemlich gutes Ermittlerduo ab.
Stand: 02.11.2023, 11.00 Uhr