Petra Nadolny (Rolle Irene Baumanns)

Statement

Petra Nadolny (Rolle Irene Baumanns)

Petra Nadolny

Petra Nadolny
© WDR/Horst Galuschka

„Ein sehr authentischer, berührender und gelungener Film“

Bei diesem Projekt wollte ich unbedingt dabei sein, weil ich das Thema Heimatverlust durch den Kohleabbau für sehr relevant und wichtig halte und die Rolle meiner Irene während der Drehzeit einen ziemlich großen Entwicklungsprozess durchlaufen musste. Dass der Film durch die Gespräche des Autors und Regisseurs Ingo Haeb mit den Menschen aus Keyenberg und durch Dokumentaraufnahmen aus den Jahren 2018 bis 2022 inspiriert ist, macht ihn für mich sehr besonders. Im Übrigen setze ich mich aus persönlichen Gründen schon länger mit dem Thema Heimat auseinander. Da lag es nahe, für die Rolle Irene zuzusagen.

Neue Perspektiven

Während sich Claus, mein Mann in diesem Film, den neuen Realitäten verweigert und die Beziehung zwischen ihm und Irene und auch die zu seiner Schwägerin Marita extrem darunter leidet, entwickelt Irene neue Perspektiven.
Sie geht mit dem Verlust ihrer Heimat anders um als Claus. Natürlich trifft sie die Entscheidung hart, das Dorf und die bisherige Arbeit in der Bäckerei zu verlassen und damit ihre Existenz mit allen Konsequenzen aufzugeben. Aber sie lässt sich nicht unterkriegen, sie guckt nach vorne, sie packt an, organisiert den Umzug, versucht, sich neu zu verwurzeln und geht wieder in ihren alten Beruf als Physiotherapeutin zurück. Sie tut alles, um Claus aus seiner Traurigkeit und Depression herauszuholen, was ihr jedoch mit der liebevoll gemeinten Aktion, den alten Brot-Lieferwagen als Crêpes- und Waffelstand für ihn umzubauen, leider nicht gelingt.
Dass ihre Tochter Natalie, eine große Stütze der familieneigenen Bäckerei, wegen der neuen Situation weggeht, schmerzt sie, aber so ist der Lauf der Dinge, sagt sie sich.

Rolle wurde im Verlauf der Geschichte größer

Irene ist eine kluge und einfühlsame Frau. Sie will den Familienfrieden um jeden Preis retten und bittet deshalb ihre Schwägerin, der Umbettung des Grabes ihres verstorbenen Mannes, der der Bruder von Claus war, in den neuen Ort zuzustimmen.
Spannend war für mich, dass meine Rolle im Verlauf der Geschichte größer wurde, ausgelöst durch die realen Entwicklungen und Tatsachen, die zu Beginn der Dreharbeiten nicht absehbar waren. Wir Schauspieler:innen haben während der langen Drehzeit zahlreiche Gespräche mit den ortsansässigen Menschen geführt, zum Beispiel mit Ingo, der in dem Film den Trauerredner spielt, oder mit der realen Bäckerfamilie Laumann, in deren Räumen wir drehen durften.
Etliche Geschichten greift dieser Film auf. Er gibt das Gefühl wieder, das die Menschen empfanden, die ungewollt ihre Heimat aufgeben mussten. Ein, wie ich finde, sehr authentischer, berührender und gelungener Film!

Zusammenfassung: Gitta Deutz

Stand: 18.10.2023, 11.15 Uhr