Markus John (Rolle: Claus Baumanns)

Statement

Markus John (Rolle: Claus Baumanns)

Markus John

Markus John
© WDR/Revierfoto

„Geschichten der Menschen haben mich sehr berührt“

Ingo Haeb hatte mich von seiner Idee zu dem Film sofort überzeugt: Das Thema schien mir nicht nur sehr interessant, sondern auch wichtig – ich selbst habe Freunde, die wegen der Räumung von Garzweiler umziehen mussten. Reizvoll war Ingos Vorhaben, diese fiktive Geschichte über mehrere Jahre zu erzählen und aktuelle reale Entwicklungen mit einzubeziehen. Dadurch bekam der Film in vielerlei Hinsicht etwas Dokumentarisches. Für uns Schauspieler war es spannend, nicht immer zu wissen, wie es weiterging, weil sich häufig die realen Begebenheiten und Fakten kurzfristig änderten und das Drehbuch umgeschrieben werden musste. Während der Dreharbeiten in all den Jahren haben wir mit vielen betroffenen Menschen vor Ort gesprochen, von vielen Schicksalen erfahren, zum Beispiel von alten Menschen, die unmittelbar vor ihrem Umzug in die neue Siedlung in ihren Wohnungen gestorben sind. Diese Geschichten haben mich sehr berührt.

Auf einmal ist nichts mehr so, wie es war

Es reizte mich an meiner Rolle, einen Menschen zu spielen, den eine politische Entscheidung zwingt, alles aufzugeben: sein Zuhause, die familieneigene Bäckerei, die Dorfkneipe, seinen Freundeskreis, seine Kumpel, sein Dorf. Dass Claus, dieser gestandene Mann, keine Perspektive mehr für sich sieht, dass er daran zu zerbrechen droht und ihn eine tiefe Traurigkeit befällt, ist für mich sehr leicht nachvollziehbar. Denn auf einmal ist nichts mehr so, wie es einmal war, über Nacht verliert er seine Lebensperspektive. Bäcker zu sein ist für ihn Beruf und Berufung zugleich. In der Dorfgemeinschaft ist er integriert, hier steht und hält man zusammen. Doch nun ist alles infrage gestellt, so dass sich auch die Beziehungen zwischen den Dorfbewohnern verändern. Nach dem erzwungenen Umzug in die kalte, da nicht gewachsene Neubausiedlung ohne jede Infrastruktur, fühlt er sich fremd. Claus ist entwurzelt. Alles verdunkelt sich. Er hat keinen Antrieb, etwas Neues auf die Beine zu stellen; in einer Brötchenfabrik zu arbeiten, kommt für ihn gar nicht infrage. Und so stürzt er sich auf den einzigen Sonnenschein in seinem neuen Leben – sein Enkelkind.

Zusammenfassung: Gitta Deutz

Stand: 18.10.2023, 11.15 Uhr