Elf Bildgestalter:innen und Editor:innen ausgezeichnet

33. DEUTSCHER KAMERAPREIS

Elf Bildgestalter:innen und Editor:innen ausgezeichnet

Deutscher Kamerapreis 2023

© WDR/Melanie Grande

Fünf Kameramänner und eine Kamerafrau sowie eine Editorin und ein Editor sind in diesem Jahr mit dem DEUTSCHEN KAMERAPREIS geehrt worden. Das Kuratorium hat zudem zwei Nachwuchspreise und einen Ehrenpreis vergeben.

Walter Demonte, Geschäftsführer des Vereins DEUTSCHER KAMERAPREIS Köln e. V.: „Es ist beeindruckend, mit welcher Kreativität und Entdeckungslust die Medienbranche immer wieder neue Facetten unserer Gesellschaft herauskristallisiert und filmisch erzählt. Angetrieben durch das, was uns bewegt. Alles verbunden mit exzellenter Gestaltung, Herzblut und ausgesprochener Professionalität. Genau dafür erhalten die ausgezeichneten Gestalter:innen in diesem Jahr den begehrten Obelisken.“

Ehrenpreis für Bella Halben

Der diesjährige Ehrenpreis geht an Bella Halben. Die Kamerafrau, Jahrgang 1957, hat unter anderem vier Kinofilme und eine Serie mit Oscar-Preisträgerin Caroline Link gedreht („Im Winter ein Jahr“, „Exit Marrakech“), 13 Filme mit Regisseur Hans Steinbichler („Hierankl“, „Das Tagebuch der Anne Frank“) und 15 Filme mit Francis Meletzky („Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau“). Laut Kuratorium des DEUTSCHEN KAMERAPREISES ist Bella Halben „eine der immer noch viel zu wenigen Kamerafrauen“ in der deutschen Film- und Fernsehlandschaft. Mit ihrer Kreativität, Schaffenskraft und ihrem Bildgefühl sei sie ein „inspirierendes Vorbild für junge Kamerafrauen auf ihrem Weg in die Welt der Bildgestaltung.“

Beste Kamera / Fiktion Kino

Manuel Dacosse wird ausgezeichnet für seine Bildgestaltung des Dramas „Meinen Hass bekommt ihr nicht“. Der Film erzählt von einem Familienvater, der 2015 bei einem Anschlag in Paris seine Frau verliert und sich über die Medien mit einer bewegenden Botschaft an die Terroristen wendet. Besonders beeindruckt ist die Jury von Manuel Dacosses Handkameraarbeit, durch die das Kinopublikum in jedem Moment und hoch emotional am Schicksal der Figuren teilhaben kann.

Beste Kamera / Fiktion Screen

Für seine Bildgestaltung der vierten Folge von „Luden – Könige der Reeperbahn“ wird Tim Kuhn mit dem DEUTSCHEN KAMERAPREIS geehrt. Die Jury nennt die Bilder „reportageartig, ungeschönt und zugleich höchst kunstvoll“ und wertet es als „Kunststück, gleichzeitig die Faszination und das Abstoßende des Halbwelt-Milieus“ zu zeigen.

Beste Kamera / Kurzfilm

Nico Schrenk erhält die Auszeichnung für seine Kameraarbeit im Kurzfilm „Everybody leaves at the end“. Die Protagonistin Freya nutzt ihren begleiteten Ausgang aus der Jugendstrafanstalt, um mit der Urne ihrer verstorbenen Mutter zu fliehen. Sie möchte die Asche nach Schweden bringen, in das Heimatland der Mutter. Die Jury erkennt starke Parallelen zwischen der Hauptfigur und Nico Schrenks beeindruckend stilsicheren Bildern: „brutal und zärtlich, einfühlsam und roh, strahlend und dunkel.“

Beste Kamera / Doku Kino
Für die Bildgestaltung in „Europa Passage“ wird Susanne Schüle geehrt. Über einen Zeitraum von fünf Jahren hat sie mit Regisseur Andrei Schwartz eine Gruppe von Roma begleitet, die zwischen Hamburg und ihrem rumänischen Heimatdorf pendelt. Die Jury erklärt: „Sensibel und ruhig reagiert Susanne Schüle auf jeden Moment, mit feinem Gespür für Nähe und Distanz. Stilsicher schafft sie in den unterschiedlichsten Situationen, außerhalb jeder Komfortzone, Bilder filmischer Qualität.“


Beste Kamera / Doku Screen
Jakob Stark wird ausgezeichnet für seine Kameraarbeit in der Dokumentation „Art Crimes – van Gogh: Amsterdam, 2002“. In der ersten von insgesamt sechs Folgen geht es um den Raub zweier Gemälde aus dem Van-Gogh-Museum in Amsterdam und deren eher zufälliges Auftauchen in Neapel fünf Jahre später. Laut Jury entdeckt Jakob Stark dank seiner sehr wachen Kamera feine Nuancen in dem Räuber-und-Gendarm-Spiel und arbeitet durch die sorgfältige Wahl der Spielorte das Charakteristische aller Protagonisten präzise und humorvoll aus.

Beste Kamera / Aktuelle Kurzformate

Jan Mammey erhält im zweiten Jahr in Folge den DEUTSCHEN KAMERAPREIS, diesmal für seine Arbeit an der Reportage „Verseucht und vergiftet: Gefahr an der polnischen Weichsel“. Im Mittelpunkt steht eine Frau, die seit sechs Jahren dagegen kämpft, dass die Hinterlassenschaften eines Rüstungs- und Chemiekonzerns zu einer Umweltkatastrophe in Bydgoszcz führen. Die Jury zeigt sich beeindruckt von der Ästhetik in Jan Mammeys Bildern: „Er fängt ihn ein: den Tod, der in den Boden sickert. Seine Bilder sind wie gemalt, ohne aufdringlich zu sein. Selbstbewusst und unaufgeregt spiegeln sie die trügerische Ruhe an der Weichsel wider.“

Bester Schnitt / Doku Screen
„Im Labyrinth – Der Musiker Jörg Widmann“ begleitet den Protagonisten bei der Komposition seines Trompetenkonzertes „Towards Paradise“ (Labyrinth VI) – von den ersten Entwürfen bis zur Uraufführung. Für diese editorische Leistung erhält Ralf Streese die Auszeichnung. Die Jury lobt seinen einfühlsamen, rhythmischen und mitreißenden Schnitt – hinein in den Kopf des Komponisten Jörg Widmann. „Am Ende hat uns Ralf Streese durch seinen virtuosen Schnitt mit der Leidenschaft und Energie des Komponisten angesteckt“, urteilt die Jury.

Bester Schnitt / Doku Kino
Geehrt wird Mechthild Barth für ihre Arbeit an „Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen“. Der Dokumentarfilm stellt den künstlerischen Umgang der Literaturnobelpreisträgerin mit Sprache in den Mittelpunkt und setzt sich mit der öffentlichen Wahrnehmung der „Skandal-Autorin“ auseinander. Mittels Archivmaterials aus 50 Jahren und verschiedener Tonaufnahmen konzentriert sich der Film auf die Perspektive Jelineks als erzählende Person. Die Jury ist fasziniert von der klugen und poetischen Verdichtung der Bilder und Töne, die den Zuschauer:innen auf sensible Weise die vielschichtige Autorin Elfriede Jelinek in ihrer fragilen Radikalität nahebringt.

Nachwuchspreise
Für seine Montage des Kurzfilms „Idyll“ erhält Sebastian Husak den Nachwuchspreis. „Durch seinen rhythmisierten Schnitt erzeugt er ein Gefühl von Unmittelbarkeit und verleiht dem Film eine Ästhetik, die diese (un)heile Welt des Films perfekt in Szene setzt“, urteilt das Kuratorium des DEUTSCHEN KAMERAPREISES. Für ihre Kameraführung im Kurzfilm „Ich bin nur scheintot“ wird Aleksandra Dyja ausgezeichnet. Das Kuratorium zeigt sich begeistert von der eng am Hauptdarsteller geführten Handkamera, die eine Atmosphäre von Zweifel, Angst und Verunsicherung aufbaut: „Aleksandra Dyja kombiniert hier meisterhaft die gestalterischen Mittel der Kameraarbeit und zeigt damit, welche Wirkung die richtige Anwendung bei uns erzielen kann.“ Die Nachwuchspreise werden in diesem Jahr von ARRI und SIGMA (Deutschland) GmbH gestiftet.

Ausführliche Informationen zu allen Preisträger:innen und ihren ausgezeichneten Beiträgen stehen unter deutscher-kamerapreis.de bereit. Ein Vorwort von Walter Demonte und ein Interview mit der Ehrenpreisträgerin Bella Halben können Sie darüber hinaus in der WDR-Presselounge abrufen. Bilder von der Preisverleihung stehen zeitnah unter ARD-Foto.de zur Verfügung.

Ausstrahlung der Preisverleihung vom 26. Mai:

WDR Fernsehen: 30. Mai 2023, 23.45 Uhr und in der ARD Mediathek
SWR Fernsehen: 01. Juni 2023, 00.50 Uhr
NDR Fernsehen: 03. Juni 2023, 01.15 Uhr

Livestream am 26. Mai 2023, ab 19:00 Uhr auf www.deutscher-kamerapreis.de

Stand: 26.05.2023, 20.30 Uhr