Interview mit Eckart von Hirschhausen

Interview mit Eckart von Hirschhausen

Eckart von Hirschhausen.

Eckart von Hirschhausen
© WDR/ Melanie Grande

Was ist das Besondere an Ihrer Samstagabendshow „Was kann der Mensch?“

Die Zuschauerinnen und Zuschauer dürfen sich auf eine neue Art von Show freuen, in der wir Frauen und Männer mit außergewöhnlichen Talenten zeigen. Es gibt keine A-B-C-D Fragen mehr, stattdessen staunen wir über faszinierende Fähigkeiten, vermitteln medizinischen Hintergrund, und dann dürfen unsere prominenten Gästen zeigen, was in ihnen steckt. Mit dabei sind Jorge González, Judith Rakers, Dietmar Bär, Bjarne Mädel, Janin Ullmann und Simone Thomalla. Und so erleben wir Jorge mit Highheels und Springseil, Dietmar Bär surft auf Gymnastikbällen und Judith Rakers singt rückwärts!

Wer hat Sie selbst am meisten beeindruckt?

Auf jeden Fall die Frau, die mit beiden Händen und mit beiden Füßen gleichzeitig zeichnen kann. Also, ich kann noch nicht einmal mit einer Hand irgendetwas zeichnen, was über das Haus vom Nikolaus hinausgeht. Und selbst dafür muss ich mich sehr konzentrieren. Aber was Rajacenna van Dam aus den Niederlanden zeigt, das ist fotorealistisches Zeichnen, das heißt, es erfordert extrem präzise Bewegungen. Wie sie das in ihrem Kopf koordiniert bekommt, bleibt ihr Geheimnis, aber es ist fantastisch, ihr dabei zuzuschauen. Und wir schauen natürlich auch, wie wir Normalos bereits scheitern, wenn wir zwei verschiedene Bewegungen mit den Händen gleichzeitig machen sollen, so wie Stan Laurel das mal mit Knie-Nase-Öhrchen berühmt gemacht hat.

Sie spielen auch Fußball im Studio?

Ja – denn ich freue mich besonders auf die Begegnung mit Jana Marquart. Sie ist 30 Jahre alt und ein absolutes Multitalent. Sie ist Kapitän des blinden Frauen-Fußballvereins des FC St. Pauli und hat mit der deutschen Mannschaft im Blindenfußball der Frauen auch die Europameisterschaft gewonnen Und da denkt man, wie passt das denn zusammen, blind bzw. sehbeeinträchtigt sein und Fußball spielen? Das Geheimnis ist der Ball, in ihm befinden sich Schellen und durch die akustischen Signale aus dem Inneren des Balles können sich dann die Spieler und Spielerinnen orientieren.

Was kann Eckart von Hirschhausen?

Ich kann zum Beispiel mit den Ohren wackeln, das geht aber nur, wenn ich mich sehr darauf konzentriere. Spannender ist die Antwort, warum können Menschen überhaupt mit den Ohren wackeln können? Weil Tiere mit ihren Ohren sehr präzise hören können, von wo eine Gefahr kommt. Oder auch, wo es etwas zu essen gibt. Das ist also ein Überbleibsel aus unser Affen-Vorzeit. Wussten Sie, dass wir Menschen die besten Werfer auf dem Planeten sind? Es gibt keine andere Tierart, die derartig gut präzise und schnell werfen kann wie wir und das hat mit unserer Schulter zu tun. Und Manfred Heldt aus Oberhausen wird versuchen, eine Nähnadel per Wurf auf über 100 km/h zu beschleunigen. Lassen Sie sich überraschen, ob das gelingt, immerhin war der Mann im Training bei Shaolin-Mönchen.

Was können die prominenten Gäste?

Wir erleben unsere prominenten Gäste beim Rückwärtssingen. Das ist sehr, sehr komisch, wenn zum Beispiel Judith Rakers und Jorge González sich dieser Aufgabe stellen. Auf die Idee dazu sind wir durch Bernhard Wolff gekommen. Bernhard Wolff ist Rückwärtssprecher und auch wieder ein schönes Beispiel dafür, wie man mit kindlicher Freude mit etwas Verrücktem startet und das dann sein Leben lang kultiviert. Bernhard hat, als er an seinem Heimatdorf an dem Dorfschild vorbeifuhr, dieses einfach einmal rückwärts gelesen. Dabei wurde aus „Stockelsdorf“ plötzlich klanglich „Frotzlekots“ Er fand das so lustig, dass er zu Deutschlands bestem Rückwärts-Sprecher wurde und kann inzwischen sogar Lieder rückwärts singen.

Was kann jede/ jeder von uns?

In jedem steckt ein Talent – manchmal etwas tiefer, dann muss man dieses schlummernde Talent aufwecken. Aber das Wichtigste ist, neugierig zu bleiben. Scheinbar geht ja die Lebenszeit immer schneller vorbei, je älter wir werden. Das hat damit zu tun, dass unser Hirn immer weniger wirklich Neues erlebt. Routinetätigkeiten nehmen Überhand, sind nicht „merkwürdig“. Deswegen ist das Gegengift, wenn man subjektiv länger leben und die Zeit intensiver erleben will, öfter etwas Neues zu tun. Wann haben Sie das letzte Mal etwas zum allerersten Mal gemacht? Gute Frage? Ich habe einen Tipp für Sie. Sie könnten zum allerersten Mal einschalten bei „Was kann der Mensch?“ am 6. Mai um 20:15 Uhr im Ersten. Ich freue mich auf Sie.

Wie wirkt es sich auf unseren Körper und unseren Geist uns aus, wenn wir Neues lernen?

Das ist das beste Anti-Aging! Ich freue mich auch darauf, dass das Publikum im Studio aktiv miteingebunden wird, denn wenn es heißt „Was kann der Mensch?“, lassen wir auch die Gäste im Studio mal zeigen, was in ihnen schlummert. Viele von uns haben als Kinder schon mal etwas ausprobiert, sei es Seilspringen oder Rückwärtssprechen oder Jonglieren. Und je älter wir werden, desto „vernünftiger“ werden die meisten leider. Und die Menschen, die wir feiern, sind die, die sich so ein bisschen etwas Verrücktes, ein bisschen etwas kindlich Naives, aber auch Neugieriges erhalten haben und die dann mit viel Disziplin eine Sache so lange verfolgt haben, bis es flutscht und das finden wir faszinierend

Stand: 03.05.2023, 10.00 Uhr