Vorwort aus der Redaktion

Vorwort aus der Redaktion

Ein kleines brandenburgisches Dorf, idyllisch gelegen im flachen Barnimer Land zwischen Wäldern, Seen und Kanälen. Hier scheint die Welt noch in Ordnung: die Dorfstraße, die Dorfkneipe, der Baggersee…Und doch haben auch hier die Umbrüche der Nachwendezeit Lücken im Gemeinschaftsleben hinterlassen. Einige sind mehr im „Westen“ angekommen als andere, die Landflucht der Einheimischen und der Zuzug der Städter verändern die Gemeinschaft. Veränderungen gehen oftmals mit Unsicherheit einher, einfache Lösungen und Nostalgie versprechen dagegen Gewissheiten. Und wer kann schon etwas gegen die Wiederbelebung des Heimatfestes haben? Wolfswinkel erzählt von der schleichenden Duldung rechten Gedankenguts in der „Mitte“ einer Gemeinschaft. Eine Dorfgeschichte.

Melanie, unsere Hauptfigur, ist die Dorfpolizistin, mitten drin, bodenständig, manchmal etwas ruppig und immer ausgleichend nach allen Seiten: „Irgendwie habt Ihr beide recht…“. Denn die Polizei ist neutral, setzt nur die Regeln anderer um. Doch ab wann ist Neutralität eigentlich nicht mehr neutral, sondern eine (passive) Entscheidung? Eine Polizeigeschichte.

Wolfswinkel erzählt aber vor allem von drei jungen Frauen, von ihren Wünschen ans Leben und von den alltäglichen Kompromissen und Enttäuschungen. Von Freundschaft und Rivalität, von Solidarität und Entfremdung. Drei fantastische Schauspielerinnen verkörpern die Freundinnen: Annett Sawallisch, Claudia Eisinger und Alina Levshin. Eine Frauengeschichte.

Als Regiseurin Ruth Olshan und Autorin Scarlett Kleint uns die Idee zu Wolfswinkel vorstellten, war schnell klar, dass wir die Geschichte einerseits regional verorten wollten in der besonderen Landschaft zwischen den Kanälen, die Scarlett Kleint so gut kennt, kommt sie doch selbst aus einem solchen Dorf. Andrerseits aber ist es eine allgemeingültige Geschichte, die über die Region hinausweist. Eine Geschichte über den Einfluss rechter Influencer:innen jenseits von Springerstiefeln und Glatzen und den Widerstand dagegen. Eine Geschichte darüber, eine Haltung zu finden und sich zu positionieren.

Stand: 22.02.2023, 10.00 Uhr