Nina Hoss im Interview mit WDR 5 bei der Preisverleihung zum Deutschen Hörbuchpreis 2023

Nina Hoss im Interview mit WDR 5 bei der Preisverleihung zum Deutschen Hörbuchpreis 2023

Nina Hoss

© ddp/Geisler/Frederic Kern

Was bedeutet Ihnen der Deutsche Hörbuchpreis?

Der Preis bedeutet mir sehr viel. Ich wollte einen eigenen Ton für diese doch sehr eigene Sprache von Dörte Hansen finden. Dass es sowohl schroff als auch milde rüberkommt, dass es humorvoll ist, aber auch ohne Parteinahme – weder für die Touristen, die die Insel vielleicht zerstören oder die Inselbewohner, die auf dem Alten beharren – das ist ja das Besondere an dem Buch. Die Jury hat das sehr fein beobachtet und ich freue mich riesig über die Jurybegründung.

Sie haben familiäre Wurzeln im Norden, wo der Roman spielt. Wie hilfreich war das für Sie beim Einlesen?

Ich bin zwar in Stuttgart geboren, aber meine ganze Familie mütterlicherseits stammt aus dem Norden, aus Schleswig-Holstein. Das, was Dörte Hansen in ihrem Roman beschreibt, kenne ich in- und auswendig. Ich habe im Norden meine Kindheit verbracht, ich war immer in Husum, Büsum, auf Föhr oder auf Amrum. Als ich das Buch zum ersten Mal las, fühlte ich mich dahin versetzt und kannte mich irgendwie direkt aus. Man denkt immer, ich komme aus dem Süden, aber ich bin dem Norden, wo meine Großmutter lebte, durch meine Kindheit sehr verbunden.

Zur See ist eine Fortsetzung. Die ersten beiden Romane hat Hannelore Hoger eingelesen. Mit wieviel Respekt sind Sie an diesen dritten Teil gegangen?

Mit sehr viel Respekt, denn ich bin ein absoluter Fan von Hannelore Hoger und der Art, wie sie Bücher einliest. Ich habe aber gleichzeitig auch eine große Freiheit empfunden, denn man muss es erst gar nicht versuchen, ihre Art nachzumachen. Ich wollte etwas Eigenes finden. Ich habe das versucht, indem ich der Sprache von Dörte Hansen nachgegangen bin. In diesem Roman gibt es im Unterschied zu den anderen weniger Dialoge, so dass man gar nicht ins richtige Charakter-Zeigen und -Zeichnen kommen kann. Ich musste eher einen Grundton für diese eigenartigen Inselfiguren finden, ohne dass ich sie wirklich sprechen lassen konnte.

Sie haben in einem Interview gesagt, dass Sie die Autorin Dörte Hansen beim Einlesen auch manchmal verflucht haben. Warum?

Dörte Hansens Sprache fließt rhythmisch, aber manchmal ist in der Rhythmik eine Sperrigkeit drin. Diese Sperrigkeit erzählt für mich etwas über die Figuren und das Leben, das sie leben. Das ist manchmal für den Lesefluss gar nicht so einfach gewesen, aber ich nehme jede Herausforderung gerne an. Es hat mir großen Spaß gemacht.

Stand: 02.03.2023, 16.30 Uhr