Mohamed Amjahid („Bester Podcast“)

Deutscher Hörbuchpreis

Mohamed Amjahid („Bester Podcast“)

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© WDR/Ben Knabe

Worauf möchten Sie mit dem Podcast aufmerksam machen? An welchem Punkt der Debatte, in der es auch in Ihrem Podcast geht, stehen wir gerade?

Mit der Recherche „17 Tage scheitern“ wollte ich einerseits das Scheitern der letzten Bundesregierung unter Angela Merkel in Afghanistan aufdecken und die Kontinuitäten in der deutschen Politik aufzeigen, die sich wenig für die Sicherheit der Menschen in Afghanistan interessiert. Andererseits war es mir wichtig, mit der Erzählung den Fokus auf die zivilgesellschaftlich organisierten Rettungen von afghanischen Feminist*innen und Demokrat*innen zu legen. Die dramatischen Evakuierungen tausender Menschen nach der Übergabe Afghanistans durch den Westen an die Taliban war eine Frage des persönlichen Engagements von Menschen in Deutschland, Afghanistan und anderen Ländern. Dieses komplizierte Geflecht verständlich und spannend zu erzählen, war eine große Herausforderung. Das Format der Feature-Serie hat sich dafür allerdings sehr gut geeignet, so dass sich ein breites Publikum damit auseinandersetzt. Weil die Aufklärung dieses Desasters stockt und der entsprechende Untersuchungsausschuss sowie die Enquetekommission im Bundestag nichts liefern, ist es wichtig, weiter auf die Schicksale der Menschen in Afghanistan aufmerksam zu machen. Hier spielt Recherche-Journalismus eine vitale Rolle. Nur so kann politischer Druck aufgebaut werden, um die Ereignisse vom August 2021 und zwanzig Jahre westliches Afghanistan-Engagement aufzuarbeiten.

Wie hat sich die Recherchearbeit für den Podcast gestaltet?

Die Recherche fiel in eine Zeit, in der aufgrund der Pandemiemaßnahmen das Reisen nicht immer möglich war. Deswegen war es eine große Anstrengung, Kontakt mit betroffenen afghanischen Flüchtenden aufzunehmen. Es folgten unzählige Gespräche mit Informant*innen aus verschiedenen Ministerien in Berlin, mit Nichtregierungsorganisationen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen rund um den Globus: von Tel Aviv bis Los Angeles, von Paris bis Kabul. Eine Reise in die USA zeigte mir im zweiten Halbjahr der Recherche, wie weit das Netzwerk der Rettung reichte. Über alle Kontinente hinweg wurden Ressourcen aktiviert, um Menschen in Afghanistan vor dem sicheren Mord durch die Taliban zu retten und das Scheitern der Bundesregierung und ihrer Verbündeten abzumildern. Für einige kam jede Hilfe zu spät, für viele war es die einzige Rettung. Für mich war es ein bewegendes und emotionales Recherche-Jahr.

Stand: 28.02.2023, 21.30 Uhr