Die Spioninnen – im Auftrag der DDR

Die Spioninnen – im Auftrag der DDR

Sechsteilige Doku-Serie für die ARD-Mediathek

Von Lena Breuer und Marius Möller

Die ehemalige Spionin Christel Guillaume.
© WDR/picture alliance/zb/Manfred Uhlenhut

Mata Hari, Josephine Baker oder Virginia Hall – weibliche Spioninnen gelten oft als schön, intelligent und gefährlich – ihr Doppelleben als geheimnisvoll. Aber wie legendär war das Leben echter Spioninnen? Was trieb sie an? Liebe, Macht, Überzeugung?

Christel Guillaume, Johanna Olbrich, Lilli Pöttrich, Gabriele Gast, Gerda Schröter und Gabriele Kliem sind die Protagonistinnen der sechsteiligen Doku-Serie „Die Spioninnen – im Auftrag der DDR“ – sie waren liebende Hausfrauen, brave Sekretärinnen oder erfolgreiche Diplomatinnen in der Bonner Republik – und Spioninnen im Dienst der DDR.

Die sechs Frauen schrieben deutsch-deutsche Geschichte, denn sie spionierten für einen Staat, den es heute nicht mehr gibt: die DDR, das „andere Deutschland“. In den 1970er und 1980er Jahren war das Misstrauen zwischen den beiden deutschen Staaten groß, der Kalte Krieg auf dem Höhepunkt. Beide Staaten bauten ein komplexes Spionage-Netzwerk auf, um an Informationen zu gelangen. Es sind Geschichten von Hoffnungen, Enttäuschungen, Verrat, Geheimnissen und Reue, aber auch von Begeisterung für das Doppelleben einer Spionin. Es sind Geschichten mit besonderen Lebensläufen in einem geteilten Land inmitten des Kalten Krieges.

FOLGE 1 Christel Guillaume
Buch: Marius Möller

1950 in Berlin – Christel Boom arbeitet als Stenotypistin im Deutschen Friedenskomitee. Ein Mann kommt zur Tür rein und stellt sich vor - Günter Guillaume. Die beiden lernen sich kennen, sie ist beeindruckt von seinem politischen Verständnis, seiner Bildung. Ein Jahr später heiraten die beiden. Sie ahnt nicht, dass ihr Mann von Beginn an ein Doppelleben führt. Sie glaubt ihm seine Versionen von mysteriösen Reisen in den Westen, auf denen er Gewerkschaftsstreiks unterstützt. Nach vier Jahren Ehe holt Günter Guillaume auch sie zum Ministerium für Staatssicherheit. Es ist der Beginn einer Spionagekarriere, die nach ihrer Aufdeckung 1974 die deutsch-deutschen Beziehungen erschüttert und Kanzler Willy Brandt zum Rücktritt zwingt. Ihr Mann ist „der Kanzlerspion“ – und Christl Guillaume die Frau im Hintergrund, die ihr Leben lang um Anerkennung kämpft und für die Spionage ihr Familienleben opfert.

FOLGE 2: Johanna Olbrich
Buch: Marius Möller

Polen im Januar 1945. Die Ostfront rückt näher. An einem Internat in der Nähe von Kattowitz wohnen noch zwei Lehrerinnen und zwanzig Mädchen. Eines von ihnen ist die damals 18-jährige Johanna Olbrich. Am Straßenrand werden sie von Soldaten auf dem Rückzug mitgenommen, von der Ladefläche des Wagens aus erblicken sie das Elend des Krieges. 1963: Johanna Olbrich arbeitet seit dem Ende des Krieges als Lehrerin in Leipzig. Ein Freund fragt sie, ob sie ihre Wohnung als sogenannte „konspirative Wohnung“ zur Verfügung stellen würde. Es ist ihr Einstieg in die Welt der Staatssicherheit. Ein gutes Jahr später beginnt ihre Ausbildung. Kundschaften in Westberlin, eine Reise mit falschen Papieren nach Wien, in ihrer Wohnung erhält sie Unterricht im Umgang mit Mikrofilmkameras, verschlüsselten Nachrichten und „Toten Briefkästen“. Aus Johanna Olbrich wird Sonja Lüneburg, sie zieht nach Frankfurt und beginnt 1969 für die FDP zu arbeiten. Das Timing ist gut, denn mit der Wahl der sozialliberalen Koalition unter Willy Brand spioniert sie plötzlich im Deutschen Bundestag, im EU-Parlament, in der FDP. Sie wird enge Vertraute des späteren Wirtschaftsministers Martin Bangemann, begleitet ihn sogar in den Urlaub. 1985 verschwindet sie zunächst spurlos, wird später als Spionin enttarnt. Eine Frau, zwei Identitäten – und ein Leben für zwei Staaten.

Stand: 03.01.2023, 10.00 Uhr