Fragen an Johann von Bühlow als EU-Parlamentarier Martin Kraft
Fragen an Johann von Bühlow als EU-Parlamentarier Martin Kraft
Johann von Bühlow
© IMAGO/APress
„Parlament“ ist eine Comedy über das Europäische Parlament. Darf man über die EU lachen?
Man darf über alles lachen, selbstverständlich auch über die EU. Das unterscheidet uns ja von weniger freien Gesellschaften, wir haben die Möglichkeit uns über Politiker und Politik lustig zu machen.
Wieviel Wahrheit steckt in der Serie?
Es gibt zwei Headautoren, die selbst im Betrieb des europäischen Parlaments arbeiten. Von ihnen stammt das Detailwissen über die faszinierend umständlichen Abläufe in dieser stets auf Proporz bedachten und ungeheuer komplizierten Institution. Es ist dort wohl tatsächlich alles so umständlich, wie es in „Parlament“ gezeigt wird. Wobei die Kompliziertheit ja dem Wunsch nach größtmöglicher Gerechtigkeit entspringt.
Die Serie macht sich über die bürokratische Verwaltung in Straßburg und Brüssel lustig. Kann man die Serie auch ohne Insiderwissen verstehen?
Ein wenig Interesse für politische Zusammenhänge hilft natürlich schon, um alle Witze auch wertschätzen zu können. Aber es ist insgesamt eher so, wie bei einem gelungenen Familienfilm. Die Kleinen amüsieren sich und die Großen bekommen einfach eine Humorebene dazu, die den Spaß der Kleinen aber nicht mindert. Wer wenig Vorwissen besitzt, hat trotzdem viel zu lachen, weil die Situationskomik so umwerfend ist. Wer ein Politjunkie ist, kommt allerdings noch ein wenig mehr auf seine Kosten.
Was haben Sie beim Dreh zur Serie über die EU gelernt, was Sie vorher noch nicht wussten?
Unter anderem, dass zwei vollwertige Parlamentssitze, einer in Straßburg und einer in Brüssel, für die Abgeordneten ganzjährig bereitstehen. Wahnsinn, oder?
Die Serie spielt mit Klischees über die verschiedenen Nationen. Erkennen Sie sich im Bild, was von den Deutschen gezeichnet wird, wieder?
Alle Nationen werden in „Parlament“ zunächst auf ihre Klischees reduziert, aber wenn wir ehrlich sind, sind wir näher an unseren Klischees dran, als uns lieb ist. Und der Deutsche, den ich spielen darf, wird im Verlauf der Serie am Ende sogar ein klein wenig Französisch. Es besteht also immer noch Hoffnung!
Die unterschiedlichen nationalen Rollen wurden ausschließlich mit Schauspieler:innen aus den jeweiligen Ländern besetzt. Ein babylonisches Sprachgewirr? Welche Sprache wurde am meisten am Set gesprochen?
Französisch! Das ist auch die Hauptsprache der Story. Aber wir hatten einen tollen deutschen Regieassistenten, der seit zehn Jahren in Frankreich lebt und arbeitet. Er war die perfekte Brücke zwischen den Welten.
Empfehlen Sie den Zuschauer*innen, sich die trilinguale Original-Fassung mit Untertiteln anzuschauen oder die Synchronfassung?
Unbedingt das Original mit Untertiteln angucken. Ohne Originalsprache macht es nur halb so viel Spaß.
Würde es Sie persönlich reizen, in die Politik zu gehen?
Das stelle ich mir doch sehr mühsam vor. Ich bleibe lieber Schauspieler. Wenn, dann würde mich die Möglichkeit reizen, Dinge zu beeinflussen, die mir wichtig sind.
Wenn ihre Figur echt wäre… was schätzen Sie an ihr und welche Tipps würden Sie ihr geben?
Ich schätze seine Lernfähigkeit und seinen guten Kern, den er unter seiner harten Schale verborgen hält.
Stellen Sie sich vor, Sie würden Schülerinnen und Schülern in hundert Jahren die EU erklären müssen…
Vor langer Zeit gab es die Idee, Menschen innerhalb bestimmter Grenzen, seien Angehörige verschiedener Nationen, die sich noch dazu regelmäßig die Köpfe eingeschlagen haben, um diese albernen Grenzen ein Stück weit, zu ihrem vermeintlichen Vorteil, zu verschieben. Das Ganze war eine ziemliche Schnapsidee und hatte sich Gott sei Dank irgendwann erledigt. Am Anfang mussten sich alle natürlich ein wenig zurecht ruckeln, aber dann erkannten die Europäer, dass ihre Gemeinsamkeiten viel größer, als ihre Unterschiede waren und wurden endlich eins.
Stand: 09.09.2022, 13.15 Uhr