Janis Rebecca Rattenni (Regie)

„Tatort – Ein Freund, ein guter Freund“

Janis Rebecca Rattenni (Regie)

Janis Rebecca Rattenni wurde 1983 in Casoli (Italien) geboren. Bereits mit elf Jahren stand sie als Schauspielerin bei der Daily Soap „Unter uns“ (Rolle: Anna Weigel, 1994-2004) vor der Kamera. Seit 2016 arbeitet sie als Regisseurin. „Ein Freund, ein guter Freund“ ist der erste „Tatort“, bei dem sie Regie führt. Weitere Produktionen: „Kommissar Dupin – Bretonische Idylle“ (2022), „Flensburg-Krimi: Der Tote am Strand“ (2021), „Rentnercops: Jeder Tag zählt!“ (2020 – 2021) u.v.a.

Janis Rebecca Rattenni

© Stefan Behrens

Was war für Sie die größte Herausforderung bei Ihrem ersten „Tatort“ aus Münster?

„Ich glaube, die größte Herausforderung beim ‚Tatort‘ aus Münster ist es, die Balance zwischen Krimi und Komödie zu finden.

Ansonsten war bei dieser Produktion für mich tatsächlich jeder Drehtag wie ein Fest. Einfach, weil wir uns ganz schnell zu einer Gruppe zusammengefunden und sich wirklich alle Menschen am Set sehr gut verstanden haben. Ich hoffe, dass sich diese gute Stimmung auch im Film widerspiegelt. Ich kann nur sagen, dass es der schönste Dreh war, den ich bisher hatte.“

Sind die vielen Split-Screens und Schnitte eine Reminiszenz an den großen Brian de Palma oder haben sie sich eher an der modernen E-Gamer-Optik orientiert?

„Weder noch. Beim Film erfindet man das Rad ja auch nicht immer neu. Es gibt Mittel, die waren gefühlt immer schon da. Phasenweise sind sie modern, und dann tauchen sie wieder ab. So ist das auch mit den Splitscreens. Ich hatte das zuletzt auch öfter gesehen und im Drehbuch hatte unser Autor Benjamin Hessler angemerkt, dass eine Szene so inszeniert werden könnte. So kamen wir auf die Idee, dass bei diesem ‚Tatort‘ auszuprobieren – aber nicht als bewusste Reminiszenz. Beim Herstellen des Films mussten unser Kameramann Victor Voß, unser Cutter Steffen Pohl und ich dann aber feststellen, dass das gar nicht so einfach ist. Die Szenen im Splitscreen müssen exakt aufeinander abgestimmt sein, sowohl was die Einstellungsgrößen als auch die Stimmen der Spielpartner:innen betrifft. Da gab es dann Stellen, wo es im Schnitt nicht geklappt hat, obwohl es fest eingeplant war. Und andere Stellen, wo es prima passte, sodass wir mit diesem Stilelement am Ende sogar noch etwas mehr gespielt haben als ursprünglich vorgesehen.

Sie sind selbst Italienerin und erzählen uns nun in diesem Film unter anderem etwas über einen reichen Italiener mit einem – naja – eigenwilligen Geschmack. Haben Sie da etwas übertrieben?

Stimmt, ich bin in Italien geboren. Und tatsächlich war ich auch nicht ganz unbeteiligt, dass dieser italienische Mafiaboss mit ins Drehbuch gekommen ist. Bei der Vorbereitung für den Dreh stand ich in engem Kontakt mit unserem Autor Benjamin, der diesen Charakter ursprünglich etwas anders angelegt hatte. Doch weil diese Figur im Film nicht in allzu vielen Szenen auftaucht, war mir wichtig, den Zuschauer:innen so schnell wie möglich zu vermitteln, was das für ein Typ ist. Zugegeben, mit den Säulen und Statuen in seiner Villa haben wir etwas übertrieben. Doch was ihren Einrichtungsstil betrifft, mögen es viele Italiener manchmal schon ein bisschen kitschiger, sag ich mal vorsichtig.“

Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere am Zusammenspiel zwischen Mordkommission, Rechtsmedizin, Staatsanwaltschaft und dem wahrscheinlich erfahrensten Taxifahrer im Münsterland?

„Ich glaube, dass es bei diesem Ensemble im Grunde fast egal wäre, was für einen Beruf diese Menschen verkörpern. Vielmehr sind es beim ‚Tatort‘ aus Münster ja die einzelnen herausragenden Charaktere, die hier aufeinandertreffen. Das sind einfach hervorragende Schauspielerinnen und Schauspieler, die vor 20 Jahren tolle Figuren an die Hand bekommen und diese seitdem immer weiterentwickelt haben…“

Stand: 05.09.2022, 13.15 Uhr