Franziska Hartmann als Kathleen Selchow:
Franziska Hartmann als Kathleen Selchow:
Erzieherin Kathleen Selchow (Franziska Hartmann) nimmt die beiden Kinder Nico und Jenny zusätzlich zu ihrer eigenen Gruppe auf den Ausflug mit.
© WDR/kineo Film/Frédéric Batier
Kathleen Selchow lebt harmonisch mit ihrem Mann Robert und Sohn Luca, der in die Grundschule geht, in einer kleinen Siedlung. Die 36-Jährige arbeitet als Erzieherin in einer Kindertagesstätte und leitet dort eine Kindergruppe. Sie liebt ihren Beruf und ist äußerst gewissenhaft, mit ihren Kolleginnen versteht sie sich gut. Nach dem tragischen Unglücksfall ist Kathleen zutiefst erschüttert. Sie kann nicht verstehen wie das Ganze passieren konnte, sie fühlt sich schuldig, kann sich nicht erinnern und ist gleichzeitig überzeugt, dass sie sich an alle Regeln gehalten hat. Als sich Kolleginnen und Eltern abwenden, erkennt Kathleen in welcher furchtbaren Lage sie wirklich ist. Die Suche nach der Wahrheit ist für sie der einzige Ausweg, damit sie nicht an der Situation zerbricht.
Was macht die Rolle aus?
Franziska Hartmann: „Ich spiele Kathleen, eine Erzieherin, die einen Ausflug mit ihrer Gruppe macht. Als sie einen kurzen Moment nicht richtig aufpasst, laufen zwei Kinder weg. Kathleen findet die beiden schließlich in einem nahegelegenen Fluss und versucht noch verzweifelt, ihnen das Leben zu retten. Das eine Kind ist jedoch schon tot, das andere kommt noch auf die Intensivstation, kämpft mit dem Leben und stirbt schließlich auch. Wir erzählen mit der Geschichte vor allem, dass ein kleiner Fehler, so ein kleiner Moment der Unaufmerksamkeit, einen komplett aus dem Leben werfen kann. Nichts ist mehr, wie es mal war.“
Wie reagieren die Kolleginnen, die Familie in dieser Situation auf Kathleen?
Franziska Hartmann: „Interessanterweise reagieren die meisten nicht besonders verständnisvoll. Eine Kollegin aus der Kita versucht, sich selber zu retten und weist jede Verantwortung von sich. Die andere Kollegin kommt mit dem Ganzen gar nicht klar und bricht ihre Ausbildung ab. Die Kitaleiterin steht erst hinter Kathleen und nimmt sie in Schutz vor der Kommissarin, im Endeffekt ist aber der Druck zu groß und sie suspendiert Kathleen. Die Nachbarin und Mutter des verunglückten Jungen ist voller Wut und Trauer. Alle verurteilen Kathleen. Nur ihre Familie steht zu ihr. Aber auch hier fühlt sie sich extrem einsam und unverstanden. Die Erinnerung quält Kathleen und sie hat das Gefühl, dass ihr Leben vorbei ist.“
Kathleen weiß nicht genau, weshalb sie abgelenkt war, das Fehlen der zwei Kinder so spät bemerkt hat, wie geht sie damit um?
Franziska Hartmann: „Es scheint, als wüssten alle außer Kathleen, was der richtige Weg ist. So gut es geht weiter zu machen wie bisher und nicht zu den Fehlern zu stehen. Was Kathleen aber wirklich hilft, ist es, einen Schritt in Richtung Wahrheit und Ehrlichkeit zu tun. In den Szenen, in denen sie sich dafür entscheidet, zu dem, was war, zu stehen – mit allen Konsequenzen –, da geht es weiter. Und es gibt eine kleine Hoffnung auf das Leben danach.“
Wie intensiv waren die Dreharbeiten?
Franziska Hartmann: „Also, in Erinnerung wird mir sicherlich bleiben, dass ich eine Woche lang jeden Morgen ins eiskalte Flusswasser gesprungen bin. An diesen Tagen hatten wir eine Fasssauna da stehen und zwischendurch bin ich mit meinen vier Wärmflaschen und den drei Wärmemänteln und Decken, die mir übergeworfen wurden, in die Sauna gerannt. Auch die Drehtage mit der Kindergruppe waren sehr intensiv. Die Kleinen mussten wir mit allen Kräften bei Laune halten, denn es war für sie schon eine Herausforderung, auch zum x-ten Mal eine bestimmte Einstellung zu drehen, bis die Szene schließlich im Kasten war. Das war total schön, aber auch anstrengend. Ich hab seitdem noch mehr Respekt vor Erzieherinnen und Erziehern, weil ich echt nochmal gemerkt habe, wie herausfordernd dieser Beruf ist.“
Stand: 22.09.2022, 09.00 Uhr