Regie │ Francis Meletzky
„Tatort“ aus Münster: „Des Teufels langer Atem“
Regie │ Francis Meletzky
Francis Meletzky
© WDR/Thomas Kost
Geboren 1973 in Leipzig. Studierte Regie an der „Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf“ in Potsdam | Zehn Jahren nach dem Fall „Zwischen den Ohren“ (2011) führt sie erstmals wieder Regie beim „Tatort“ aus Münster | FERNSEHEN „Wolfsland – Das heilige Grab“ (2019), „Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau“ (2018) | KINO „Vorwärts immer!“ (ausgezeichnet mit dem Bayerischen Filmpreis 2017), „Frei nach Plan“ (2007, Bester Film beim International Filmfestival Shanghai), „Nachbarinnen“ (2004) u.v.a.
Ein sehr ungewöhnlicher Mordfall – selbst für den Tatort Münster. Was hat Sie beim Drehbuch besonders angesprochen?
Der Autor Thorsten Wettcke hat hier einen Fall geschaffen, der den Held Thiel komplett in Frage stellt. Mit jeder Wendung wird die Lage fataler und bringt deshalb auch seine Partner dazu, ungewöhnliche Pfade zu gehen. Mich reizte die Auseinandersetzung mit der Figur Thiel und die Arbeit mit Axel Prahl sowie die Verkettung von Komik und Tragik, die ich in vielen deutschen Büchern vermisse.
Kommissar Thiel ist in diesem Fall ziemlich neben der Spur. Daran, was jüngst passiert ist, kann er sich beim besten Willen nicht erinnern – und doch wird er von den Geschehnissen der letzten Nacht immer wieder eingeholt. Was war für Sie der visuelle Schlüssel, um sich diesen verschiedenen Ebenen filmisch zu näheren?
Zusammen mit meiner Kamerafrau Bella Halben habe ich mich der Herausforderung der verschiedenen Erzählebenen inhaltlich genähert. Wofür stehen die verschiedenen Ebenen und was ist die wahrhaftigste filmische Entsprechung? Die Idee der Solarisation entstand erst kurz vor dem Dreh und ist, wenn wir noch Film belichten würden, eine Art „Negativ“. Was dadurch mit dem Material passiert, ist ziemlich nah an den Beschreibungen Betroffener einerseits und filmisch war es eine neue Erfahrung für uns. Dazu kam, dass ich den Gedanken des „Negativs“ inhaltlich mag für eine so positive Figur wie Thiel. Die anderen Ebenen haben wir unauffälliger getrennt, da es nicht das formale Spiel war, was uns reizte, sondern emotionale Stimmigkeit. Dass Einiges davon etwas traumähnlich ist, liegt daran, dass auch unsere Figuren am Ende Films verschiedene GedankenSPIELE durchführen.
Zehn Jahre nach dem Fall „Zwischen den Ohren“ führen Sie wieder Regie in Münster. Aus Ihrer Perspektive: Wie hat sich das Verhältnis zwischen Thiel und Boerne in der Zwischenzeit entwickelt?
Boerne und Thiel, Jan und Axel sind ein liebevolles treues Team, voll Respekt füreinander und jetzt nach zehn Jahren ist dies noch auffälliger und berührend und oft auch sehr lustig. Daher freue ich mich, dass diese Folge auf gewisse Art auch ein Film über Freundschaft ist. Und ihre Möglichkeit, uns zu retten.
Stand: 06.12.2021, 14.00 Uhr