Sabin Tambrea als Carl Montik
WDR-Fernsehfilm „ZERO“
Sabin Tambrea als Carl Montik
Sabin Tambrea und Heike Makatsch
© WDR/Volker Roloff
Freuen Sie sich auf die Zukunft oder haben sie eher Angst vor bestimmten Entwicklungen?
Ich freue mich auf die Zukunft, aber mit einer gehörigen Portion Respekt. Vieles verläuft mittlerweile so schnell, dass die Gesellschaft überrannt wird und man die Folgen nicht absehen kann. Jede Entwicklung hat mindestens zwei Seiten. Auch wenn eine Idee aus bester Absicht geboren und umgesetzt wird wird, so kann es auch immer ins Gegenteil verkehrt werden, wenn es einer weniger edlen Absicht nützt.
Für wie realistisch halten Sie das Szenario, das in „Zero“ geschildert wird?
Für erschreckend realistisch. Wenn man allein an Afghanistan denkt, wo den Taliban Iris-Scanner inklusive biometrischer Daten in die Hände gefallen sind – wir leben schon jetzt in einer Zeit, in der Informationsmissbrauch Menschenleben gefährden kann. Der Film spielt zwar in der Zukunft, doch die verhandelten Beträge sind absolut heutig.
Hat sich Ihr Nutzungsverhalten von sozialen Medien durch die Arbeit am Film geändert?
Ich hinterfrage bei jedem Post, den ich online stelle, ob eine Notwendigkeit wirklich gegeben ist. Manchmal liege ich auch daneben, doch ich versuche zumindest, dem Ganzen keinen allzu großen Raum zu geben. Aber natürlich hat mir die Arbeit am Film vor Augen geführt, wo Gefahren denkbar sind, wenn man die Entwicklungen ins extreme weiterdenkt.
Was hat Sie beim Lesen des Drehbuchs am meisten gepackt?
Das Drehbuch zeichnete einen spannungsgeladenen Thriller mit großer Relevanz für unsere Zeit, mutig und unkonventionell. Da musste ich nicht lange überlegen sondern habe gleich angefangen, die vielen Textseiten mit den zahlreichen Fremdwörtern auswendig zu lernen.
Würden Sie selbst gerne mal so eine „Brille“ aufsetzen – was sind für Sie die Vor- und Nachteile eines solchen Gadgets?
Ich versuche neue Gadgets nur unterstützend zu verwenden, um mein analoges Leben effizienter zu gestalten, und nicht, um mich in eine Abhängigkeit zu begeben. Gewisse Fähigkeiten einer solchen Brille kann man auch mit dem bloßen Auge erkennen, wenn man empathievoll und offen durch die Welt geht. Deshalb würde ich sie mir aus Neugier einmal aufsetzen, dann aber wieder schnell zur Seite legen, um mich nicht allzu sehr daran zu gewöhnen.
2025 ist nicht weit hin – was ist Ihre Vorstellung von dieser Zeit?
Ich hoffe, weniger schlimm als befürchtet, und schöner als erhofft. Und es wäre schön, wenn ich bis dahin in meiner gesamten Wohnung Mobilfunkempfang habe und nicht nur im vorderen Straßenbereich.
Sie spielen Carl Montik, den Gründer des Online-Dienstleisters Freemee –eine eher unsympathischen Figur. Worin liegt für Sie der Reiz, immer wieder „Bösewichte“ zu spielen?
Ich frage mich eher, ob ich Teil eines Projektes sein will, und nicht ob eine Figur gut oder böse ist. Das spannende an Carl Montik ist die Ambivalenz, trotz der Negativität. Er ist ein fehlgeleiteter Idealist, der von dem Gedanken getrieben ist, eine bessere Welt kreieren zu wollen, und nicht fähig ist zu erkennen, dass die Wirkung seines Handelns ins zerstörerische umschlägt.
Stand: 29.09.2021, 14.30 Uhr