Nicole Swidler und Fritjof Hohagen (Produzent:innen)

WDR-Fernsehfilm „ZERO“

Nicole Swidler und Fritjof Hohagen (Produzent:innen)

Nicole Swidler und Fritjof Hohagen
© WDR/Thomas Ernst/privat

Bitte schildern Sie kurz die Entstehungsgeschichte des Films

Nach unserem ersten Near Future Thriller UNTERM RADAR, für den u.a. Christiane Paul den International Emmy gewann, wollten wir als Produzenten-Duo mit dem WDR und unserem Redakteur Götz Schmedes die Zusammenarbeit fortsetzen. Und zwar wieder mit einem intelligenten Thriller, der auf spannende Art gesellschaftliche Entwicklungen der Zukunft kritisch beleuchtet. Dafür bot Marc Elsbergs Bestseller ZERO die perfekte Vorlage, weil er eines der drängendsten Themen der digitalen Zukunft, „Die Macht der Algorithmen“ emotional sehr berührend und plastisch erfahrbar macht. Umso glücklicher waren wir dann Marc Elsberg für unseren Adaptionsansatz von ZERO gewinnen zu können. Zusammen mit unserem Regisseur, dem Oscarpreisträger Jochen Alexander Freydank, der eine sehr besondere filmische Vision für diese Near Future Welt, fand, konnten wir dann Heike Makatsch für die Hauptrolle der Cynthia Bonsant gewinnen. Wir sind darüber sehr glücklich und stolz, denn Heikes herausragende Interpretation der Rolle hat diesen Film sehr geprägt.

Was hat Sie an dem Stoff am meisten gereizt?

Wir brennen bei unseren Filmen dafür, gesellschaftliche Diskurse anzuregen, etwas zu bewirken, auf unterhaltsame Art Denkanstöße zu geben. Also fragen wir uns bei jedem Film: Was ist der „Impact“? Bei ZERO war das sofort klar: Wir leben in einer Zeit, in der wir mit jedem Click unzähligen Algorithmen Auskunft über uns geben und uns umgekehrt bis ins intimste Detail von ihnen alltäglich in unseren Handlungen und Meinungen beeinflussen lassen. Wir wollten das Rad mit dem Film ZERO noch weiter drehen: Was, wenn wir in naher Zukunft unsere Persönlichkeit in Echtzeit von digitalen Beratern optimieren lassen können? Und wie ließe sich das für manipulative Zwecke nutzen, um Gesellschaften zu kontrollieren, ja vielleicht in Zukunft sogar Regierungen überflüssig zu machen? All dies sind Themen, die wir in ZERO auf ebenso spannende, wie unterhaltsame Weise erzählen wollen.

Worin lag für Sie die größte Schwierigkeit in der Umsetzung der Geschichte?

Inhaltlich: Wie machen wir ein abstraktes Thema wie Algorithmen filmisch fühl- und erlebbar für den Zuschauer? Entscheidend war dafür der Ansatz von Drehbuchautor Johannes Betz, Cynthia zu einer Journalistin zu machen, die noch „old school“ denkt und arbeitet, kein „digital native“ ist, wie ihre Tochter. Außerdem hat sie ihren Mann nach schwerer Krankheit verloren und unser Film speist sich ganz wesentlich daraus, dass Mutter und Tochter über den Kampf um Zero ihre Trauer über den schweren Verlust ihres geliebten Mannes/Vaters verarbeiten und sich damit emotional gegenseitig wiederfinden. Von der filmisch-produzentischen Umsetzung her lag die größte Herausforderung in der Erschaffung einer Near Future Welt, in der nur noch über neuartige digital devices kommuniziert wird. Die uns also einerseits neuartig und fremd und gleichzeitig doch sehr vertraut erscheint.

Stand: 29.09.2021, 14.30 Uhr