Jochen Alexander Freydank (Regisseur)

WDR-Fernsehfilm „ZERO“

Jochen Alexander Freydank (Regisseur)

Jochen Alexander Freydank
© WDR/picture-alliance

Wie und wann ist das Projekt ZERO zu Ihnen gelangt

Als ich 2009 meine Oscar gewann interessierte das in Deutschland im Prinzip kaum jemanden in der Branche (das hat sich inzwischen zum Glück geändert). Einer der wenigen, die damals mit einem konkreten Projekt zu mir kam, war Fritjof Hohagen. Aus dem Film den wir damals entwickelten wurde leider nichts aber irgendwann sprach er mich (zusammen mit Nicole Swidler) auf "Zero" an. Ich kannte den Roman, liebe das Genre, bin beim Thema Datenkraken und Überwachung auch ein Überzeugungstäter. Insofern wurden wir uns schnell einig, diesen Film gemeinsam anzugehen. Es war dann aber noch ein langer Weg, den wir zusammen mit unserem von mir sehr geschätzten Autoren Johannes Betz dann noch zurücklegten bis der Film dann gemacht werden konnte.

Worin liegt für Sie als Regisseur das Besondere an dem Genre „Near Future Thriller“

Mit meinem Kinofilm "Kafkas der Bau" und auch anderen TV Filmen von mir habe ich mich mehrfach mit Near Future Stoffen befasst. Als Regisseur ist es eine faszinierende Herausforderung eine Welt zu kreieren. Mir war es bei "Zero" wichtig, dass sich diese fiktive Welt konsistent in dem Film wiederfindet ohne in aufgesetztes SciFi zu verfallen. Nicht, weil das mit einem TV Budget eigentlich nicht geht sondern weil ich diese Welt, die ja schon Teil unserer Realität ist, als etwas sehr selbstverständliches erzählen will. Ich habe hier mit meinem Szenenbildner Tom Hornig und meinem Kameramann Patrick Popow eine sehr reduzierte, klare Bildsprache entwickelt. Den Plan, eine Welt zu erzählen in der das Leben immer mehr in Innenräume und ins virtuelle verschoben ist und in der sich immer weniger Leben auf den Strassen abspielt hatte ich schon weit schon vor Corona. Auch bei diesem Film (so wie damals die Flüchtlingskrise in meiner Kafka Verfilmung) hat die Realität uns zumindest eingeholt.

Das Thema dieses Films, die zunehmende Kontrolle durch große Firmen die ihr Wissen gezielt einsetzen und auch missbrauchen, liegt gerade mir als gebürtigem Ostdeutschen mehr als am Herzen. Ich weiß, was Überwachung bedeutet. Zu viel Wissen in den Händen des Staates ist schon beunruhigend. Wenn dieses Wissen jedoch komplett in den Händen undemokratisch geführter und ausschließlich auf Gewinn ausgerichteter Firmen liegt ist das etwas, das mir sehr große Sorgen um unsere Zukunft und Demokratie bereitet. Auch deshalb war ich froh einen Stoff wie "Zero" in den Händen zu haben.

Mit Heike Makatsch, Sabin Tambera und Axel Stein ist der Film sehr prominent besetzt, mit Luise Emilie Tschersich ist aber auch eine ganz junge Kollegin dabei. Wie hat sich die Arbeit mit den verschiedenen Generationen unterschieden.

Ich bin froh, diesen Film in genau dieser Besetzung gedreht zu haben. Das waren meine Wunschkandidaten in den großen und auch in den kleineren Rollen. Gute Schauspieler sind das Beste was einem als Regisseur passieren kann. Es war meine erste Zusammenarbeit mit Heike Makatsch. Wir haben gleich im Anschluss wieder miteinander gedreht.

Stand: 29.09.2021, 14.30 Uhr