Interview mit Titus Kreyenberg, Produzent

Interview mit Titus Kreyenberg, Produzent

Titus Kreyenberg
© Elliot Kreyenberg

Herr Kreyenberg, was hat Sie bewogen, diese Geschichte zu produzieren?

Ich habe vor vielen Jahren in Saarbrücken auf dem Max-Ophüls-Festival Elke Haucks Debüt „Karger“ gesehen, das mich sehr beeindruckt hat. Wir sind uns nie persönlich begegnet, aber da wir einige gemeinsame Freunde haben, kam sie eines Tages mit ihrem Drehbuch „Gefangen“ zu mir. Es dauerte dann aber noch mehr als vier Jahre, bis wir den Film endlich machen konnten.

Mich hat die Figur von Harry interessiert: ein gestandener Polizist, der weiß, wo es im Leben lang geht. Ein Erlebnis wirft ihn aus der Bahn und er fängt an, sich auf Abwege zu begeben. Folgt er seinen Dämonen, ist er getrieben, will er ausbrechen? Das sind Fragen, die sich Menschen jeder Herkunft und jeden Alters stellen. In „Gefangen“ erlaubt sich Harry, diesen Fragen nachzugehen.

Was hat Sie an der Besetzung überzeugt?

Wir haben versucht, den Film bis in die kleinste Rolle mit hervorragenden Schauspieler*innen zu besetzen und ich finde, das ist uns gelungen. Mit Wolfram Koch habe ich schon einen Film gemacht und bin seitdem freundschaftlich mit ihm verbunden. Er ist für mich einer der interessantesten Schauspieler in Deutschland, weil er so viel Lebensfreude ausstrahlt, und gleichzeitig sehr dünnhäutig in seinem Spiel sein kann. Er war für Elke Hauck und mich von vorneherein für diese Rolle gesetzt.

Antje Traue hat mich durch ihre selbstbewusste Interpretation ihrer Rolle beeindruckt. Ellen führt ein eigenständiges Leben neben dem Vater ihres noch ungeborenen Kindes und lässt sich nicht von seiner irrationalen Todessehnsucht beeindrucken. Im Gegenteil: Sie bleibt an seiner Seite und versucht, ihn ins Diesseits zurückzuholen. Auch Susanne Wuest, Godehard Giese, Anna Böger, Sebastian Schwarz und die vielen anderen Mitstreiter*innen waren eine absolute Bereicherung für den Film.

Lässt sich der Film Ihrer Meinung nach in ein Genre einordnen?

„Gefangen“ ist für mich in erster Linie ein Film, der die Institution Familie untersucht. Vielschichtig und feinfühlig betrachtet Elke Hauck, was passiert, wenn es mal nicht rund läuft, wenn ein Mensch eine Erfahrung macht, die er nicht direkt mit seinen Nächsten teilen kann. Der Unfall wird für ihn zum Trauma, weil er plötzlich so viele Fragen hat, auf die er keine klaren Antworten hat. In diesem Sinne ist der Film für mich ein melodramatischer Psychothriller.

Elke Hauck ist eine Regisseurin, die bislang noch nicht viele Filme inszeniert hat. Worin sehen Sie ihre Stärken?

Elke Hauck taucht als Regisseurin und Autorin sehr tief in ihre Geschichten ein und ist eine sehr genaue Beobachterin. Sie ist auf der Suche nach dem, was einen Menschen ausmacht, und tut dies nicht mit kaltem Blick, sondern mit offenem Herzen, ohne dabei in Klischees abzudriften.

Interview: Gitta Deutz

Stand: 10.03.2021, 12.00 Uhr