Fragen an Brigitta Mühlenbeck, WDR-Programmgruppenleiterin Kinder und Familie

Fragen an Brigitta Mühlenbeck, WDR-Programmgruppenleiterin Kinder und Familie

Brigitta Mühlenbeck, WDR-Programmgruppenleiterin Kinder und Familie
© WDR/Annika Fußwinkel

Was wird am 50. Geburtstag der Maus gefeiert?

Eine Grafikerin und eine Redakteurin, ein Programm-Erfinder und ein Filmemacher haben sich vor vielen Jahren zusammengetan und mit anderen Kreativen das entwickelt und produziert, was wir heute immer noch „Lach- und Sachgeschichten“ nennen. Hätte man ihnen gesagt, dass ihre „Sendung mit der Maus“ 50 Jahre später nicht nur immer noch jeden Sonntag über die Mattscheiben flimmert, sondern darüber hinaus eins der wichtigsten Kinderprogramme in Deutschland wird – sie hätten sicher Angst vor der eigenen Courage bekommen und das orangene Nagetier schleunigst zurück in den Laden geschickt. Nur gut für die Maus, dass das nicht so passiert ist!

Wie steht sie heute da? Wo sie es doch längst nicht mehr nur ins Fernsehen gebracht hat – sondern auch ins Radio und ins Word Wide Web. Sie ist überall dort wo Kinder und ihre Eltern sind. Sie beschert Gemeinschaftsgefühl und das in Zeiten, in denen die gesellschaftliche Realität wie ein großer Flickenteppich wahrgenommen wird. Ist sie jetzt ein Denkmal? Wer feiert so etwas und wie?

Nein, ein Denkmal ist sie ganz sicher nicht. Und sie wird gefeiert wie man es denen zuteilwerden lässt, die zum eigenen Leben und Wachsen eigentlich schon immer dazu gehört haben: Man schaut zurück und erinnert sich und man guckt nach vorne und wirft mit ihr einen neugierigen Blick auf das was vielleicht noch kommt. Und man merkt dass ein kleiner blauer Elefant, eine freche gelbe Ente, die ein paar Jahre später entwickelt wurden, und die große orangene Maus mit uns die Welt entdecken, es eigentlich schon immer getan haben. Armin Maiwald mit seiner unverwechselbaren Art den Geheimnissen des Alltags auf den Grund zu gehen wie auch Shaun das Schaf, das verkleidet in der großen Stadt auf Entdeckungsreise geht. Zuversichtlich und vertraut, gelassen und augenzwinkernd.

Wie wird gefeiert?

Ab Sonntag, dem 17. Januar – es sind noch 50 Tage bis zum 50. Geburtstag – startet der Countdown für das Jubiläumsradar. In jeder Sendung bis März werden „Früher-Heute Geschichten“ gezeigt in denen Berufe und Dinge damals und jetzt verglichen werden. Wie war das mit dem Müll? Was ist ein Schrankenwärter? Die fünf „Zeitreisen mit der Maus“ lassen jedes Jahrzehnt mit seinen speziellen Highlights und Lieblingsfiguren Revue passieren – hier darf jeder in seinen ganz eigenen Erinnerungen schwelgen. Das große Geburtstagswochenende wird mit der „Frag doch mal die Maus“-Show eingeläutet und am Sonntag, dem großen Tag selbst, heißt es dann „Hallo Zukunft!“. Kinder haben gefragt wie sie wohnen und was sie essen werden, wie wird man sich fortbewegen und wo kommt die Energie her, wie sehen Spielplätze aus und was wird man anziehen? Die Protagonist*innen der Maus gehen diesen Fragen nach und in Sachgeschichten aus der Zukunft erzählen sie von Exoskeletten, Hyperloop, Kernfusion, Robotern und 3D-Druckern und ganz überraschend von der „Akte Maus“ – ist die Maus vielleicht sogar älter als 50 Jahre? In „Deine Sendung #mitdermaus“ können Kinder ihre Wunschfilme sehen und in „Dein Hörspiel #mitdermaus“ erzählen sie selbst ausgedachte Geschichten aus der Welt in 50 Jahren. In der App steuert man mit Maus, Elefant und Ente in die History der Maus – entweder als Retrosprung oder zu vernetzten Themen. Ob man die Briefmarke auf die Karte für die Oma klebt oder die Münze nur anschaut, ob man die neue große Figur in Köln besucht und die Maus auch virtuell zu sich holt oder sich an einer der Mitmachaktionen beteiligt – alle sind eingeladen mit zu feiern.

Wie können die Maus-Fans mitfeiern?

„Wir feiern #mitdermaus“ rückt – auch ab dem 17. Januar – die Maus-Community in den Mittelpunkt. Alle sind eingeladen, sich große und kleine Aktionen auszudenken um der Maus zum runden Geburtstag eine Freude zu machen – seien es Kinder und Familien mit einem ganz eigenen orange day, seien es Gemeinden und Verbände, die ihre Ideen realisieren und ins Netz stellen, seien es bekannte Gesichter die sich etwas für die Maus ausdenken und das teilen. Wir wünschen uns, dass die Maus-Fans eine aktive Rolle spielen und selbst ein Stück Zukunft der Mausgeschichte mitgestalten können. So wird in Münster ein neuer Müllwagen mit dem Logo des 50. Geburtstags versehen und als rollender Geburtstagsgruß seine Fahrten absolvieren, am Südpol haben die Mitarbeiter*innen des Forschungsschiffes Polarstern als Gratulation eine Fahne gehisst und wir hoffen sehr, dass bald auch Schulkinder wieder in der Lage sein werden, sich miteinander etwas auszudenken und der Maus in ihrem Geburtstagsjahr zu schenken.

Was verbirgt sich hinter dem Motto „Hallo Zukunft!“?

Ein Nagetier, das seinen Bauch aufklappen und seinen Schwanz abnehmen kann ist schon verrückt. Es spaziert vorwitzig herum und probiert ganz viel aus. Zukunft verbirgt sich im Heute und hat schon begonnen, und rechtzeitig erkannt kann sie sogar verändert werden. Auch Kinder können die Welt trotz ihrer Komplexität zu ihrer machen, vorausgesetzt sie dürfen neugierig ihrer Fantasie freien Lauf lassen und mit vielen Fragen ihren Wissensdurst stillen. Die Redaktion der „Sendung mit der Maus“ hat diese Idee immer im Auge behalten. Bewahrend und traditionsbewusst dabei aber auch das Neue suchend und probierend hat sie vorgelegt und wenn es heute oft heißt „das habe ich bei der Maus gelernt“ dann ist das ein Gütesiegel und eine Belohnung für oft jahrelange Suche nach der richtigen Umsetzung einer Produktionsgeschichte oder der intensiven Arbeit an einem Drehbuch. Die nie abgerissene Begeisterung aller Beteiligten für dieses Programm hat ermöglicht, dass im WDR der Staffelstab von einer Generation zur nächsten übergeben werden konnte. Was lag da näher, als für den 50. Geburtstag ein Motto zu wählen, das das alles mitnimmt und weiter führt: Zuversicht, Vorfreude und Blick nach vorne.

Folgerichtig folgt dem freudigen Winken ein unerschrockenes Ausrufezeichen. Eine Haltung, die heute mehr denn je das Signal zum Aufbruch geben soll. Das Mehrgenerationenhaus der Maus sowohl vor wie auch hinter der Kamera wird weiterhin den Wunderwelten technischer Errungenschaften viel Raum geben, aber in Zukunft noch mehr lebensweltliche Relevanz ansteuern. Die kurze Halbwertzeit vieler Helden der Kinder – ach, ein Klack-Klack für die Maus, einmal schütteln und schon die Nase in etwas Neues gesteckt.

Stand: 12.01.2021, 12.00 Uhr