Ralf Kinder (Autor)
Ralf Kinder (Autor)
Sie haben alle Drehbücher für „Die Füchsin“ geschrieben. Welche Aspekte waren Ihnen bei der Entwicklung der Reihe und der Figuren am Anfang besonders wichtig?
Am Anfang stand die Bemühung im Zentrum, sich nicht nur als Autor der Titelheldin zu nähern, sondern auch die ZuschauerInnen auf diesem Weg mitzunehmen. Was war Annes Motivation, für die DDR-Auslandsaufklärung zu arbeiten? Was war das für eine Schockstarre nach dem Ende der DDR, aus der wir Anne Fuchs mit dem ersten Teil von 2015 gerade erwachen sehen? Die Figuren um Anne Fuchs sollten der Reihe von Anfang an eine möglichst große Farbigkeit geben und mir als Autor die Möglichkeit verschaffen, alle Facetten von Drama über Thriller bis zur Komik bespielen zu können.
Das Leben von Anne Fuchs, der namensgebenden Titelfigur, hat sich im Laufe der Reihe sehr verändert. Hatten Sie von Anfang an einen Plan, wie sich das Leben der „Füchsin“ entwickeln könnte oder ergeben sich die Veränderungen aus den jeweiligen neuen Geschichten?
Schon zu Beginn der Reihe gab es einen Plan für zehn Folgen. Der ist inzwischen von der Zeit überholt wurden. Jetzt gibt es einen neuen Plan – und wahrscheinlich wird auch der nicht ewig Bestand haben. Was daran liegt, dass die konkrete Ausarbeitung der neuen Geschichten auch den Fortgang der Reihe verändern, dass ich mich auch als Autor darauf einlassen will, was die SchauspielerInnen mit ihren Rollen machen und was Regisseurinnen und Regisseure an Neuem in den Figuren entdecken.
Die beiden aktuellen Filme sind sehr unterschiedlich. „Treibjagd“ ist sehr temporeich und „Romeo muss sterben“ sehr emotional. Worauf lag Ihr Fokus bei den Filmen? Worauf dürfen sich die Zuschauer freuen?
Der Fokus lag eindeutig darauf, nicht irgendwelche beliebigen und meinetwegen auch spannende Krimiplots zu erzählen, sondern Geschichten, die es so nur in der „Füchsin“ geben kann. Die eben aus den Figuren der Reihe erwachsen. Bei der „Treibjagd“ ist das ganz deutlich die Geschichte von Annes Sohn Florian, bei „Romeo muss sterben“ steht unsere sympathische Hackerin Saida im Zentrum des Dramas. Auch wenn nicht jede Figur in jeder Folge im Vordergrund stehen kann, so soll doch jede auch mal in den Fokus des Erzählens rücken können – und so soll es auch in Zukunft bleiben.
Wie aufwändig war die Recherche für die neuen Geschichten?
Recherche findet praktisch immer statt. Beim Lesen eines Computermagazins, beim Schauen einer Doku über Datensicherheit habe ich ständig unsere Hackerin Saida im Hinterkopf, vielleicht findet sich ja eine neue Idee. Bücher über die Auslandsaufklärung der DDR habe ich eine Zeit lang ständig gelesen, gerne auch Berichte von „Ehemaligen“, um die dahinterstehende Geisteshaltung kennenzulernen. Das ist ein gewisses Grundpolster, mit dem man in die Geschichte geht – und dann wird nach Bedarf das Detail recherchiert.
Wie wichtig ist und bleibt zukünftig die Stasi-Vergangenheit von Anne Fuchs? Kann sie die Schatten der Vergangenheit irgendwann abwerfen?
Ich glaube, das ist der Kern der Reihe die „Füchsin“: Sie versucht ständig – auch mit Hilfe ihrer kleinen Ersatzfamilie Youssef und Simone –, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Und wird ständig von ihr eingeholt. Ein normales Leben wird es für Anne Fuchs wohl nicht geben – das wäre vielleicht auch nicht mehr so interessant.
Sicher hatten Sie eine Vision wie ihre „Füchsin“ aussieht und agiert. Wie nah kommen Lina Wendel und ihr Team mit ihrem Spiel an Ihre Vorstellungen heran?
Mit Lina bin ich eigentlich im ständigen Austausch – deshalb sind unsere Vorstellungen von der Rolle natürlich nah beieinander. Und was den Rest des Teams angeht: Nicht nur was die Schauspieler, Regie und Kamera angeht, sondern auch alle anderen Beteiligten vom Casting über Szenenbild und Kostüm bis zur Requisite, so bin ich immer wieder begeistert, am Set oder beim Schauen der Muster, wie sich alle so phantastisch ideenreich einbringen, um aus der „Füchsin“ etwas ganz Besonderes zu machen.
Stand: 29.01.2021, 14.00 Uhr