Sabine Töpperwien verabschiedet sich in den Ruhestand
Nach 700 Fußballspielen
Sabine Töpperwien verabschiedet sich in den Ruhestand
Nach über drei Jahrzehnten beendet Sabine Töpperwien ihre Karriere als Sport-Journalistin beim WDR. Sie war Sport-Reporterin, Leiterin der Sportredaktion im Hörfunk, zuletzt Campuschefin im crossmedialen Sportressort im WDR – und natürlich Fußball- Kommentatorin. Sie hat insgesamt mehr als 700 Fußballspiele kommentiert – knapp 600 davon in der Bundesliga.
Fußball, Bundesliga, 4. Spieltag, Bayer Leverkusen - Borussia Dortmund am Samstag (27.08.2011) in der BayArena in Leverkusen: Die WDR 2-Sportchefin und Fußball-Reporterin Sabine Töpperwien kommentiert die Begegnung
© Federico Gambarini dpa/lnw
„Sabine Töpperwien ist eine Pionierin und eine lebende Legende der deutschen Sportberichterstattung. Ich werde ihre markante Stimme, ihre leidenschaftlichen Fußball- Kommentare und ihre ausgezeichnete Sport-Kompetenz sehr vermissen. Ich wünsche ihr von ganzem Herzen alles Gute“, so WDR-Intendant Tom Buhrow.
In den 80ern waren ihre damaligen Sportchefs noch der Meinung, sie sollte besser über rhythmische Sportgymnastik berichten. Aber sie wollte Fußball und kam deshalb im Oktober 1989 zum WDR. Sie kommentierte das erste Live-Spiel einer deutschen Frauenfußball –Nationalmannschaft bei der EURO 1989 im Ersten – eine Premiere im deutschen Fernsehen. Zu ihren weiteren beruflichen Highlights gehören Spiele wie das Hin- und Rückspiel im UEFA-Cup-Finale 1997 zwischen Schalke 04 und Inter Mailand, das Champions-League-Finale zwischen Dortmund und Bayern München aus dem Londoner Wembley-Stadion und der erste Einsatz bei einer Fußball-WM 1998 in Frankreich. Sabine Töpperwien war die erste Frau in Deutschland, die live aus einem Fußballstadion berichtet hat. Heute normal, damals eine Sensation – mit zahlreichen Reaktionen männlicher Hörer.
Sportreporterin Sabine Töpperwien im November 1989
© WDR/Hajo Hohl
„Eine Frau auf dem Heiligen Stuhl des Fußball-Reporters – das könne doch nicht sein, hieß es beispielsweise. Aber mein Bruder Rolf hatte mich auf das Experiment im Haifischbecken gut vorbereitet. Jedes Wort werde auf die Goldwaage gelegt, hat er gewarnt. Otto Rehhagel entgegnete mir mal, ich hätte doch noch nie den Schweiß einer Kabine gerochen. Und Christoph Daum riet mir, lieber mal meinen Bruder zu schicken. Frauen hatten es lange Zeit viel, viel schwerer im Reportergeschäft. Es war ein steiniger Weg, das zu ändern“, erinnert sich Sabine Töpperwien.
Neben Fußball berichtete sie über 12 Olympische Spiele, mit großer Leidenschaft auch über Eiskunstlauf und Tischtennis. Von 1980 an spielte sie sogar selbst für den ASC Göttingen mehrere Jahre in der 2. Bundesliga. Neben ihrer Reporterinnen-Aufgabe leitete Sabine Töpperwien ab 2001 die WDR-Sportredaktion Hörfunk. 2006 war sie Teamchefin Hörfunk der ARD bei der Fußball-WM in Deutschland. Sie etablierte als Chefin u.a. das Format „WDR2 Liga Live“. Dafür wurden sie und ihr Team 2010 mit dem Deutschen Radiopreis für das beste Radioformat ausgezeichnet. Seit 2019 leitet sie gemeinsam mit vier Kollegen den crossmedialen Sportcampus im WDR und ist dort verantwortlich für Personal und Finanzen. Zum Monatsende geht Sabine Töpperwien aus gesundheitlichen Gründen in den vorzeitigen Ruhestand.
Sven Pistor (Radiomodertor), Sabine Töpperwien (Radiomoderatorin) und Ludwig Hertel (Redakteur) ausgezeichnet in der Kategorie Bestes Sportformat für "Liga Live" auf WDR 2 am 17.09.2010 bei der Verleihung des 1. Deutschen Radiopreises in Hamburg
© picture alliance
„Ich bin einfach dankbar, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Und ich bin sehr glücklich, dass ich 31 Jahre meinen Traum beim WDR leben durfte. Eine neue Ära im crossmedialen Sportcampus zu kreieren, war eine große Herausforderung. Jetzt ist auch diese Mission erfüllt. Ich bin nun 60 und habe seit knapp einem Jahr chronische Schmerzen in den Nerven und Sehnen beider Arme. Das ist eine Folge der immer mehr gewordenen Computerarbeit, die mittlerweile 80 Prozent des Tagesgeschäfts ausmacht und nicht mehr von mir zu leisten ist. Mit halbem Dampf arbeiten – das will ich nicht.“
Stand: 21.01.2021, 09.50 Uhr