Der WDR ehrt den Kult-Filmemacher mit einer TV-Premiere und einer kleinen Werkschau

Klaus Lemke zum Achtzigsten

Der WDR ehrt den Kult-Filmemacher mit einer TV-Premiere und einer kleinen Werkschau

„Enfant terrible unter Deutschlands Filmemachern“, „Einzelkämpfer des deutschen Films“, „Guerillafilmer“: Seit über 50 Jahren wirbelt Klaus Lemke den deutschen Film durcheinander, holt Laiendarsteller vor die Kamera, verzichtet auf ausgearbeitete Drehbücher und hat sich den Ruf erworben, der eigensinnigste deutsche Filmemacher zu sein (er selbst nennt sich der „anti-intellektuellste“). Am 13. Oktober 2020 wird er 80 Jahre alt. Der WDR ehrt ihn am 15. Oktober 2020 mit einer Fernsehpremiere und einer Auswahl seiner Arbeiten im WDR Fernsehen. Online first sind die fünf ausgewählten Filme ab dem 13. Oktober 2020 (06:00 Uhr) in der WDR Mediathek zu sehen.

Das Callgirl für Geister (Anabel Griess-Nega) und ihr Meister (Klaus Lemke)
© WDR/Paulo da Silva/KLF

„Klaus Lemke ist der nimmermüde, nimmerleise Action-Painter des deutschen Films, sein Atelier ist die Straße, seine Methode die Traumbeschwörung des kostbaren, hoch zerbrechlichen Augenblicks zwischen Wollen und Werden. Zu seinem 80. Geburtstag ehrt der WDR den Regisseur und Humanisten Lemke als Meister des expressiven filmischen Understatements. Film als Fortsetzung des Lebens mit anderen Mitteln. Träum weiter, Klaus“, so Alexander Bickel, Leiter des Programmbereichs Fernsehfilm, Kino und Serie im WDR.

Die kleine Werkschau beginnt am 15. Oktober 2020 im WDR Fernsehen um 23:30 Uhr mit „Ein Callgirl für Geister“. Lemkes jüngster Film, der im vergangenen August Kinopremiere feierte, ist zum ersten Mal im Fernsehen zu sehen. Im Mittelpunkt der Low-Budget-Komödie: eine tödliche Blondine, die ihre hoffnungslos verliebten Opfer im Kanal von Venedig entsorgt – zuerst einen Schriftsteller, dann einen Schönling. Und schließlich sogar einen italienischen Kommissar.

Vier Freundinnen mit einer Schwäche für Schlager, in denen die Männer besser sind als in Wirklichkeit, gründen eine Band. Zwar singen sie falsch, aber dafür laut - und das kommt unerwartet gut an. v.l.: Sabine Gurn, Cleo Kretschmer, Renate Zimmermann, Fatima Igramhan

Die Lemke-Truppe passt nirgendwo glatt rein. V.l.n.r.: Emma-Lynn Mainzer, Sarah Riesz, Sophie Lindner, Albert Feil

Vier Freundinnen mit einer Schwäche für Schlager, in denen die Männer besser sind als in Wirklichkeit, gründen eine Band. Zwar singen sie falsch, aber dafür laut - und das kommt unerwartet gut an. v.l.: Sabine Gurn, Cleo Kretschmer, Renate Zimmermann, Fatima Igramhan

Im Anschluss zeigt das WDR Fernsehen die älteren Filmschätzchen „Die Sweethearts“, „Amore“, „Der Allerletzte“ und „Träum weiter, Julia!“. „Die Sweethearts“ aus dem Jahr 1977 erzählt die Geschichte von vier Mädchen, die es den Männern, insbesondere aber auch sich selbst zeigen wollen und deshalb eine Band gründen. Zwar singen sie falsch, dafür aber laut – und das wird gewürdigt. Die Lemke-Entdeckung Cleo Kretschmer ist in „Die Sweethearts“ ebenso zu sehen wie in „Amore“: In der Filmkomödie aus dem Jahr 1978, für die Lemke 1979 den Adolf-Grimme-Preis in Silber erhielt, spielt sie Maria, ein eher unscheinbares Mädchen auf Rachefeldzug gegen den attraktiven Casanova Pietro.

Man sieht sich immer zweimal im Leben – oder noch öfter. Das jedenfalls gilt für Cleo und Thomas in „Der Allerletzte“ aus dem Jahr 1979 (mit Cleo Kretschmer als hinreißend zickige Cleo). Bei dem Versuch, ihren Träumen und ihrem Leben in München zu folgen, trifft das ungleiche Paar immer wieder in der Discotheken-Szene aufeinander. Ortswechsel Hamburg – die Komödie „Träum weiter, Julia!“ (2005) handelt von dem Frauenhelden Timo und dem heldenhaften Versuch Julias, ihn für sich zu gewinnen.

Redaktion: Alexander Bickel

Stand: 09.10.2020, 17.00 Uhr