Die Verhandlung - Pressenotiz

Die Verhandlung - Pressenotiz

Duisburg, 24. Juli 2010: Eine gigantische Rave-Party endet in Tod und Verzweiflung.

Der Film begleitet das wahrscheinlich komplizierteste Strafverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik vom ersten bis zum letzten Verhandlungstag. Wer ist für die Katastrophe verantwortlich?

Der Tunnel durch den die Besucher der Loveparade 2010 mussten.
© WDR/Knut Schmitz/DOCDAYS Productions

Allein schon aufgrund seines Gegenstandes ist LOVEPARADE - DIE VERHANDLUNG ein „großer Dokumentarfilm“ geworden. „Groß“ ist dieser Film, weil er existentielle Fragen und Emotionen berührt: Es geht um Gerechtigkeit, um Schuld, Scham und vor allem um Schmerz und abgrundtiefe Trauer.

Jenseits der juristischen Ursachenforschung wirft der Film aber auch eine unbequeme Frage auf: Was sagt es über gesellschaftliche Verhältnisse aus, wenn Politik ein im Ursprung subkulturelles Phänomen wie die Loveparade für ihre Zwecke okkupiert, wenn aus dem Rave ein Staatsauftrag wird?

Musik spielt in diesem Film eine zentrale Rolle. Es war die Liebe zur (elektronischen) Musik, die die Raver am 24. Juli 2010 zu einer Party zusammenbrachte, die schließlich in Tod und Verderben endete. Die Arbeit des spanischen Komponisten Jesús Díaz ist geprägt von der Kulisse dieser letzten Loveparade: Das akustische Material, aus dem er seine Komposition entwickelte, besteht aus Tönen, Klängen und dem Nachhall des Tunnels und der Güterhallen von Duisburg. Es wurde mit spezieller Mikrofontechnik vor Ort aufgenommen. Dabei hat Jesús Díaz ein minimalistisches Leitmotiv aus drei aufeinander folgenden Tönen entwickelt, das auch im Gerichtssaal seinen Widerhall findet, beispielsweise in dem Gong, mit dem jeder der 184 Verhandlungstage eingeläutet worden ist.

Zentraler Handlungsort des Films ist der Gerichtssaal, den das Landgericht Duisburg aus Platzgründen in eine Halle des Düsseldorfer Messegeländes verlegt hat. In seiner nüchternen Sachlichkeit verbreitet er die Atmosphäre eines Operationssaals. Es wird eine Operation am offenen Herzen des Rechtsstaates. Dreharbeiten in Gerichtssälen während Verhandlungen sind in Deutschland nicht möglich. Was dort verhandelt wird, bleibt den Augen der Kameras verschlossen. Andererseits ist das, was hinter diesen Türen passiert, für den Film zentral. Dominik Wessely erzählt diese Chronik eines Verfahrens über dokumentarische Aufnahmen, inszenierte Bilder und Berichte.

Dabei interessiert ihn nicht die spezielle Perspektive einer einzelnen Partei. Stattdessen zeigt er möglichst viele erzählerische Zugänge auf. Entstanden ist so die Anatomie eines bislang beispiellosen Gerichtsverfahrens, eine Polyphonie des Fragens, Suchens, Zweifelns, Bangens, Hoffens.

Der Film in Zahlen
3 Jahre Entwicklung und Produktion
3562 Seiten Gerichtsprotokoll
84 Drehtage in Deutschland und Spanien
190 Stunden Drehmaterial
60 Stunden Archivmaterial
160 Tage Montage

Stand: 17.07.2020, 11.00 Uhr