Marie will alles – Durchstarten mit Down-Syndrom

Marie will alles – Durchstarten mit Down-Syndrom

Eine Serie von Christoph Goldbeck und Ilka aus der Mark

Marie hat das Down-Syndrom. Ihr größter Wunsch ist es, so zu lieben und zu leben wie alle anderen.
© WDR/Marie Köhler

Marie hat das Down-Syndrom und einen großen Wunsch: Sie möchte so leben wie alle anderen. Heißt: Liebesbeziehung, eigene Wohnung, ein Job, der nicht in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen ist und irgendwann ein Baby. 14 Jahre lang haben wir Marie und ihre Familie begleitet. Schon 2018 berichtete Menschen hautnah im Film „Marie will frei sein“ über ihre Kindheit und Pubertät. Mittlerweile ist Marie 23 Jahre alt und hat schon ziemlich viel erlebt. Manche ihrer Wünsche sind in Erfüllung gegangen, andere sind geplatzt. In unserer vierteiligen Serie „Marie will alles – Durchstarten mit Down-Syndrom“ erzählt uns Marie, wie sie um ihr Glück kämpft.

Folge 1: Wer bin ich?

© WDR/Marie Köhler

Marie ist als Baby zur Adoption freigegeben worden, weil sie das Down-Syndrom hat. So hat es das Jugendamt den Adoptiveltern gesagt. Mit der Zeit wird Marie diese Tatsache immer bewusster und sie kämpft um Anerkennung und Liebe: „Ich wusste von Anfang an, irgendetwas ist da falsch mit mir. Ich werde wütend, ich schreie, wenn mir etwas nicht passt (...) Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich ein Problemkind für alle bin.“ Ihre Adoptiveltern Helmut und Martina sind Gesamtschullehrer und Sonderpädagogin. Sie fördern Marie soweit es geht, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken und ihr ein eigenständiges Leben zu ermöglichen. Ballett, Flötenunterricht oder Englisch vor der Schule sollen Marie fit für das Leben machen. Helmut und Martina adoptieren noch ein zweites Kind mit Down-Syndrom, auch, um Marie zu helfen – die anderthalb Jahre jüngere Schwester Lily. Doch Marie ist häufig niedergeschlagen. Wird sie zu sich selbst finden?

Folge 2: Liebe & Sex

© WDR/Marie Köhler

Mit der Pubertät wird Maries Leben noch aufregender. Sie lernt ihren ersten Freund kennen, Sex wird ein Thema und der erste Besuch beim Frauenarzt steht an. Die Liebesbeziehung bringt Probleme mit sich, gibt Marie aber auch einen Schub für ihr Selbstbewusstsein. Das Thema Familie bleibt allerdings schwierig. Beim Besuch einer Schulfreundin, die gerade ein Baby bekommen hat, wird ihr klar, dass sie vielleicht nie „wie alle anderen“ ein ganz normales Familienleben führen kann. Könnte sie mit ihrer Beeinträchtigung überhaupt eigene Kinder haben? Um das zu klären, gehen Martina und Helmut mit Marie zum Humangenetiker. Sie möchten wissen, welche Risiken eine Schwangerschaft hätte.

Folge 3: Mein Traumjob

© WDR/Marie Köhler

Marie möchte nicht in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen arbeiten: „Ich höre das ja dauernd, alle wollen mich dahinschicken. Aber ich sage nein (…), ich gehe da nicht hin.“ Bis heute schafft es nur etwa ein Prozent der Menschen mit geistiger Beeinträchtigung in Deutschland auf den ersten Arbeitsmarkt. Aber genau da will Marie hin. Sie erkämpft sich den regulären Hauptschulabschluss und bekommt sogar einen Ausbildungsplatz an einer Hochschule in Köln - mehr als sie je zu träumen gewagt hat. Für Marie, aber auch ihre Adoptiveltern Martina und Helmut „ein Sechser im Lotto“. Doch mitten in der Ausbildung bekommt Marie plötzlich eine Abmahnung wegen Mobbings und alles, was sie sich aufgebaut hat, gerät ins Wanken.

Folge 4: Wohnung gesucht

© WDR/Marie Köhler

Parallel zur Ausbildung will Marie ausziehen und sucht eine Wohnung auf dem leergefegten Wohnungsmarkt in Köln und Umgebung. Für Menschen mit Behinderung ist das nahezu unmöglich. Mutter Martina stellt fest: „Wir haben viele Wohnungen angeguckt (...) haben uns beworben, aber wenn ich geschrieben habe, Tochter hat Down-Syndrom, haben wir eigentlich nie wieder was davon gehört.“ Doch Marie lässt sich nicht unterkriegen. Sie und ihre Familie setzen alles in Bewegung, damit Marie die Chance auf ein selbstständiges Leben ohne Betreuung bekommt. Gleichzeitig fragen sich ihre Eltern aber auch, ob Marie es wirklich schaffen wird, allein für sich zu sorgen. Redaktion: Jessica Briegmann

Stand: 30.11.2022, 12.00 Uhr