Saftige Geschäfte – Der Preis für unseren Orangensaft
Saftige Geschäfte – Der Preis für unseren Orangensaft
aus der Reihe „Die Story“
Ein Film von Wiebke Scheffler & Alexander Späth
Producerin: Eva Schmidt

Bis zu 110 Milliarden Orangen ernten die Arbeiter auf den Plantagen in Brasilien per Hand, fast alles für die Saftindustrie.
© WDR
In kaum einem anderen Land wird so viel Orangensaft konsumiert wie in Deutschland. Hergestellt wird er meist 10.000 Kilometer von uns entfernt in Brasilien. Das Land liefert so viel Orangensaft wie kein anderes auf der Welt. Doch der Industrie werden seit Jahren Vorwürfe gemacht: Arbeiter und Arbeiterinnen würden ausgebeutet, ihre Gesundheit und Sicherheit gefährdet. Stimmt das und was steckt dahinter? Unter welchen Bedingungen wird unser Orangensaft produziert?
“Du arbeitest bei Sonne, Regen, Kälte, extremer Hitze. Es ist körperlich anstrengend. 27 Kilo wiegt ein Sack”, erzählt Alfonso. Er ist einer von mindestens 50.000 Erntehelfern, die im Bundesstaat Sao Paulo jedes Jahr zwischen Mai und Dezember Orangen für die Saftproduktion ernten. Mindestens 1,6 Tonnen schleppt jeder von ihnen pro Tag. Oft nicht ohne Folgen. Der ehemalige Gewerkschaftsdirektor Abel Barreto berichtet von Krankheiten und gesundheitlichen Problemen.
Gewerkschaften und NGOs versuchen seit Jahren, gegen Missstände und schwarze Schafe in der Branche anzukämpfen. Auch die Behörden sind aktiv: Staatsanwalt José Maturana vom brasilianischen Arbeitsministerium fährt so oft es geht zu Kontrollen und berichtet: “Immer wieder sind Arbeiter nicht ordnungsgemäß registriert. Ihre Lebensverhältnisse sind prekär, sie haben keine individuelle Schutzausrüstung, und sie haben keinen Platz für eine richtige Mahlzeit”. Andererseits ist für viele Arbeiter und Arbeiterinnen die Orangenernte die einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen, um für ihre Familien zu sorgen.
“Die Story” blickt hinter die Kulissen der Saftindustrie Brasiliens, in die sonst nur wenige Außenstehende Einblick erhalten. Im Gespräch mit Gewerkschaftern, Arbeitern und Arbeiterinnen, ehemaligen Plantagenbesitzern, den Industrievertretern und der deutschen Saftindustrie folgt sie der Frage: Zu welchem Preis wird unser Orangensaft produziert?
Redaktion: Nicole Ripperda, Beate Schlanstein
Stand: 21.04.2022, 15.00 Uhr