Die Stadt der Türmer - Leben in Münster

Die Stadt der Türmer - Leben in Münster

Münster

Martje Saljé arbeitet als Türmerin auf der Münsteraner Kirche St. Lamberti.
© WDR/Münster Marketing/Claudia Große-Perdekamp

Das vermeintlich dunkle Mittelalter hat Münster erst zu der wohllebenden Stadt gemacht, die es heute ist. Doch wie haben die Menschen damals dort gelebt? Woher kam der Reichtum? Was trieb die Bewohner an? Auf dieser Spurensuche entdeckt „Die Stadt der Türmer“ die westfälische Metropole neu: Vieles von dem, was wir heute an Münster schätzen, hat seinen Ursprung im Mittelalter.

Das Türmeramt, eine alte Tradition, verbindet die mittelalterliche Stadtgeschichte mit der Moderne. Martje Saljé, die erste Frau in diesem Amt, steckt mit ihrer Leidenschaft für mittelalterliche Stadtgeschichte an. Und hält den Blick auf die Stadt, den sie von hier oben hat, in beeindruckenden Fotos für ihren Online-Blog fest. Die wichtigste Aufgabe aber eines Türmers ist, vor Gefahren zu warnen, etwa vor Bränden – damals wie heute. Martje Saljés Arbeitsplatz ist der höchst gelegene in der Stadt.

Schon die mittelalterlichen Münsteraner im 14. Jahrhundert waren zukunftsorientierte Unternehmer und spannen von hier aus Handelswege nach Flandern, nach London, in den Norden nach Skandinavien oder bis weit nach Osten, nach Nowgorod. So wurde Münster ein Knotenpunkt des damaligen internationalen Handels. Die „gute Stube“ Münsters, der beliebte Prinzipalmarkt, erinnert noch heute daran. Die wechselvolle Geschichte des Einkaufsviertels macht aber auch deutlich, aus welchem Holz die Münsteraner Händler geschnitzt waren und sind.

Dass mittelalterliches Erbe auch ein ganz unerwartetes Nachleben führen kann, zeigt die alte Stadtmauer, auf deren Fundamenten heute ein Fahrrad-Highway liegt. Und es ist vor allem der Dom, der das Stadtbild heute wie damals prägt – als Symbol für die katholische Tradition der Stadt. In dieser Tradition stehen auch Lebensmodelle, etwa die der Frauenwohngemeinschaft der Beginen. Obwohl sie keine Nonnen sind, leben Beginen damals wie heute in ihrem Mehrgenerationenhaus nach christlichen Werten.

Der Film zeigt die junge Begine Margareta in ihrer Gemeinschaft am Existenzminimum und bei ihrer Pflege von Leprakranken. Gezeigt wird auch der wohlhabende Stoffhändler Johann, stellvertretend für die Händler von Münster. Nebenbei erfährt der Zuschauer etwas über Weltbild und Lebensart im alten und neuen Münster. In üppig gestalteten Bildern zeigt die Dokumentation: Es sind nicht nur das Türmeramt, der Wall und die Küchenklassiker wie Pfefferpotthast und „dicke Bohnen“, die Mittelalter und Moderne miteinander verbinden. Eine ungewöhnliche Zeitreise, die unterhaltsam Aufschluss über das Leben im damaligen und heutigen Münster gibt und über ein Amt, das seither noch existiert: Türmer*in.

Redaktion: Thomas Kamp und Christiane Hinz

Stand: 31.10.2019, 12.30 Uhr