Kinozeit: Debüt im WDR Fernsehen

Kinozeit: Debüt im WDR Fernsehen

In diesem Herbst präsentiert der WDR die neue Staffel Kinozeit: Debüt mit sieben zum Teil preisgekrönten Debütfilmen, die ab 15. Oktober immer dienstags um 23.40 Uhr im WDR Fernsehen laufen.

Der erste lange Film ist ein entscheidender Schritt ins Berufsleben als Regisseur*in und quasi eine Visitenkarte, auf die die Branche und die Zuschauer*innen schauen. Hier muss man sich das erste Mal beweisen, Eindruck hinterlassen, sich abheben von allen anderen. Das erfordert Mut, Engagement, Hartnäckigkeit – eine Vision. All dies haben die sieben Regisseur*nnen der diesjährigen Staffel Kinozeit: Debüt mit ihren Filmen bewiesen, und das wurde auch mit zahlreichen Preisen anerkannt und gewürdigt. Für den WDR ist die Förderung des filmischen Nachwuchses mit diesem Sendeplatz eine wichtige Aufgabe.

V.l.n.r.: Gitti (Mavie Hörbiger), Bernd (Thomas Loibl) und Eva (Laura Tonke).

Im heiß-schwülen Sommer des Jahres 1976 wird der Gemeinschaftsgarten einer Familie zum Schauplatz großer und kleiner Familiendramen. V.l.n.r.: Gitti (Mavie Hörbiger), Bernd (Thomas Loibl) und Eva (Laura Tonke).
© WDR

Die Debütstaffel wird eröffnet mit „Sommerhäuser“ von Sonja Maria Kröner. Sommer 1976. Es ist Hochsommer. Ein Jahrhundertsommer. Alle schwitzen. Und ganz eindeutig sind die Wespen dieses Jahr noch lästiger als sonst. Das Portrait einer Familie, die den Sommer - wie jeden Sommer - in ihrem Gemeinschaftsgarten verbringt. Doch der Tod der herrischen Mutter Sophie lässt nach und nach subtile Risse im fein gesponnenen Familiengeflecht zu Tage treten.

Es folgt „Babai“ von Visar Morina. Der zehnjährige Nori und sein Vater Gezim verkaufen zusammen Zigaretten auf den Straßen des Vorkriegskosovo der 90er Jahre. Auf Noris Mutter möchte Gezim nicht angesprochen werden. Der Vergangenheit zu entfliehen gehört zur Stärke des Vaters. Nun will er dem Kosovo entfliehen, ohne Nori. Doch der Sohn stellt sich quer und versucht mit allen Mitteln ihn davon abzuhalten. Es kommt zu einem Unfall. Der entsetzte Vater bringt er seinen Sohn ins Krankenhaus. Als Nori entlassen wird, ist sein Vater heimlich gegangen. Voller Wut und Entschlossenheit folgt er ihm auf diese gefährliche Reise und findet tatsächlich seinen Vater in Deutschland wieder. Mit kindlicher Konsequenz konfrontiert er ihn mit seiner Tat, die er ihm nicht verzeihen kann.

Zwei im falschen Film“ von Laura Lackmann nimmt die Bedingungen der romantischen Liebe ins Visier: Heinz, die eigentlich Laura heißt, und Hans sind ein ganz normales Paar. Um ihren Jahrestag zu feiern, gehen sie ins Kino – ein Liebesfilm steht auf dem Programm. Nur so recht will die romantische Stimmung von der Leinwand auf die beiden nicht überspringen. Was ganz beiläufig beginnt, wird zur Existenzfrage der Beziehung, denn sie stellen fest: nichts ist mehr wie im Film!

Der Film „Freistatt“ von Marc Brummund basiert auf wahren Begebenheiten und erzählt über den erbitterten Kampf eines Jungen um den letzten Rest an Menschlichkeit und Würde in einem repressiven Gesellschaftssystem. Der 14-jährige, rebellische Wolfgang wird 1968 in das Fürsorgeheim der Diakonie Freistatt abgeschoben, wo er zu einem anständigen Jungen "erzogen" werden soll. Wolfgang leistet Widerstand gegen die unmenschlichen Arbeitsbedingungen und die perfiden Erziehungsmethoden des Heimleiters, lässt sich nicht von ihm unterkriegen. Doch wie lange kann er sich noch gegen dieses System von Gewalt und Unterdrückung wehren, ohne dabei selbst zu verrohen?

Was sollen die Koordinaten eines Lebens sein, wenn Arbeit und Leistung nicht mehrdas Maß aller Dinge sind? Dieser Frage geht der Film „Jetzt.Nicht.“ von Julia Keller und Janis Mazuch nach: Seine Tage sind lang, sein Terminkalender voll – ein hochtourig getaktetes Leben in der Marketingabteilung eines Kosmetikherstellers. Als Walter (45) völlig unerwartet gekündigt wird, verliert er jeglichen Halt. Die erzwungene Auszeit bringt existenzielle Fragen hervor. Auf der Suche nach Antworten flüchtet sich Walter in die Identität eines anderen Mannes.

Um die Fragen von Leistung und Arbeit, um Träume und den Preis dafür geht es auch in „Marija“, von Michael Koch. Marija, eine junge Ukrainerin, putzt in einem Hotel in Dortmund, träumt jedoch von einem eigenen Friseursalon. Entschlossen ihren Traum in die Tat umzusetzen, ist sie bereit, ihren Körper, ihre sozialen Beziehungen, zuletzt die eigenen Gefühle dem erklärten Ziel unterzuordnen.

Und schließlich begeben wir uns in „Zwischen den Jahren“ von Lars Henning auf eine Reise in die Dunkelheit. Becker, ein wortkarger, etwas grobschlächtiger Mann, ist nach einer lebenslangen Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen worden. Sein altes Leben liegt genau so weit hinter ihm wie die schreckliche Tat, die er damals begangen hat. Jetzt will er nur noch seine Ruhe, sein neues Leben führen. Doch als der Mann auftaucht, dessen Leben er damals zerstört hat, holt ihn seine Vergangenheit schnell wieder ein…

Stand: 11.10.2019, 11.00 Uhr