Abgeholzt - Wie Europas letzte Urwälder verfeuert werden
Abgeholzt - Wie Europas letzte Urwälder verfeuert werden
aus der Reihe „Die Story“
Ein Film von Michael Nieberg
Mitten im Nationalpark Domogled (Rumänien) werden Buchenstämme verladen.
© WDR/Nieberg/6w-Film
Auf den ersten Blick könnten Nordrhein-Westfalens Naturfreunde zufrieden sein: Die Waldbilanz ist positiv, rein statistisch wachsen die heimischen Wälder. Doch das geht nur, weil jede Menge Importe ins Land kommen, gerade auch aus Osteuropa. Dort gibt es täglich illegale Kahlschläge, unter denen seltene Tierarten, das Klima und die Bevölkerung vor Ort leiden. Teile der rumänischen Karpaten etwa zählen zu den letzten Urwäldern Europas, nahezu unberührt von Menschen. Doch obwohl der Nationalpark offiziell geschützt ist, wird immer wieder illegal abgeholzt. Der Umweltorganisation WWF schätzt, dass 30 Prozent des gesamten Holzeinschlags illegal passiert. Das Holz geht in die Pelletproduktion und in rumänische Spanplattenfabriken für Billigmöbel.
Aber auch in den waldreichen Ländern Skandinaviens zeigt der Holzhunger Spuren. Mehr als jede fünfte Papierfaser in Deutschland kommt aus schwedischen Wäldern. Auch hier gibt es noch alte, naturbelassene Forste. Doch nur fünf Prozent der gesamten Waldfläche in Schweden sind geschützt. Forscher meinen dagegen, es müssten rund 20 Prozent der Wälder sein. „Es ist entsetzlich, dass unsere letzten Urwälder in Schweden für Einmalprodukte geopfert werden“, klagt Lina Burnelius von Greenpeace. Ein Sprecher des staatlichen Forstbetriebes, Sveaskog, kontert, dass Kahlschläge in Schweden schlicht wirtschaftlicher seien als begrenzte Fällungen.
„story“-Autor Michael Nieberg zeigt, wo einige von Europas ältesten Wäldern der Säge zum Opfer fallen. Er versucht, den Weg bis hinein in die deutschen Kamine und Pelletöfen nachzuzeichnen. Und er stellt in Brüssel die Frage: Warum scheint die EU mehr Einsatz für den Tropenforst zu zeigen, als für den eigenen Urwald vor der Haustür.
Redaktion: Norbert Hahn
Stand: 15.11.2018, 15.00 Uhr