Sowas wie Angst. Eine Suche mit Anke Engelke

Menschen hautnah

Sowas wie Angst. Eine Suche mit Anke Engelke

Ein Film von Gesine Enwaldt und Ravi Karmalker

Nach den beiden journalistischen Reisen „Sowas wie Glück“ und „Sowas wie perfekt“ geht Anke Engelke in dieser 75minütigen WDR-Reportage dahin, wo die Angst sitzt. In „Sowas wie Angst. Eine Suche mit Anke Engelke“ beschäftigt sich die Schauspielerin mit einem Gefühl, das unsere Gesellschaft fest im Griff zu haben scheint.

In ihrer Heimatstadt Köln sind nach der Silvesternacht die Anträge auf kleine Waffenscheine von rund 400 auf 4.000 im Jahr gestiegen, Angststörungen gehören mittlerweile zu den Volkskrankheiten, und immer mehr Menschen schließen sich den Preppern an - so nennen sich die Leute, die sich auf alle denkbaren Katastrophen vorbereiten.

Um zu verstehen, wovor und warum Menschen sich fürchten, reist Anke Engelke zunächst nach Wuppertal. Der Berliner Platz in Oberbarmen gehört zu den 33 sogenannten Angstorten, die es dort nach einer offiziellen Erhebung gibt. Die Bürger meiden den Platz aus Angst vor Überfällen. Zurecht? Statistisch gesehen ist es hier nicht gefährlicher als anderswo. Und trotzdem haben die Menschen dieses Gefühl. Anke Engelke begleitet Streetworker, Sozialarbeiter und Künstler, die versuchen, dem Platz ein neues Image zu verpassen.

Anke Engelke mit Künstler Roland Brus

Anke Engelke mit Künstler Roland Brus auf dem Berliner Platz in Wuppertal – einem soziologischen Angst-Ort.
© WDR

Menschen haben Angst, aber sind sie tatsächlich in Gefahr? Der Soziologie-Professor Ortwin Renn sortiert die Risiken und weiß, was statistisch wirklich Gefahren für Leib und Leben sind und was überschätzt wird. Nicht Mord und Totschlag bedrohen uns, sondern die vier Volkskiller Rauchen, Trinken, schlechte Ernährung und zu wenig Bewegung. In der Tagesschau ist davon allerdings wenig zu sehen.

Anke hält sich selbst für relativ furchtlos. Als Kind fürchtete sie lediglich, dass jemand ihr Fahrrad klaut. Harmlos, verglichen mit dem, was ihr Kinder einer Hagener Grundschulklasse erzählen. Heute fürchten sich Kinder vor Klimakatastrophen, Kriegen und Weltuntergang. Anke Engelke stellt sich in der Bochumer Uniklinik einer Angstdiagnose. Professor Jürgen Margraf bescheinigt ihr eine erstaunliche Angstfreiheit – bis auf eine leichte Höhenangst. Er unterzieht sie einem Test und besteigt mit ihr einen Bochumer Kirchturm. Mutig ist nicht der, der sich alles traut, sondern der, der die Angst besiegt.

Was ist mit den Menschen, die zufrieden ein gutes Leben zu führen scheinen, jedoch unter etwas leiden, das niemand sieht: unter einer Angststörung. Die junge Casey berichtet über das Leben mit der ständigen Angst.

Am Ende ihrer Reise zu Menschen, die über ihre Ängste sprechen, zieht Anke Engelke ihr Fazit: „Ängste muss man ernst nehmen, wir müssen darüber reden. Doch wenn eine subjektive oder unbegründete Angst uns im Griff hat, kann das gefährlich sein. Ängste sind oft gefährlicher für unser Leben als das, was wir meinen, fürchten zu müssen. Wer hätte das gedacht: Nicht hinter jeder Ecke lauert das Böse!“

Redaktion: Britta Windhoff

Stand: 21.11.2017, 13.15 Uhr