Die Zukunftsmacher im Rheinland

Die Zukunftsmacher im Rheinland

Film von Alice Tschöke

Die Zukunftsmacher

Tanja Nickel (l) und Katharina Obladen in der Fahrtreppenproduktion.
© WDR/Alice Tschöke

Echte Früchte – die Idee kam ausgerechnet aus Schottland. Dort bekamen Inga Koster und Marco Knauf Smoothies aus gepressten, exotischen Früchten und hatten die Idee, daraus einen Markt für Deutschland zu entwickeln. Gute und vor allem reife Früchte in Glasflaschen. Gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Nic Lecloux gründen sie 2005 True Fruits. Doch wie schwierig es werden würde, haben sie damals nicht mal geahnt. Aufgeben kam nicht in Frage und so ist True Fruits ist nach 11 Jahren immer noch eine Erfolgsstory.

Die grüne Zukunft ist in Bonn gelb. Denn, wie schon zu Postkutschenzeiten, soll auch in Zukunft kein Postauto mehr Benzin betrieben sein, sondern ohne Schadstoffe, leise und sauber. Das ist das erklärte Ziel von Jürgen Gerdes. Als Vorstandsmitglied der Deutschen Post will er seinen riesigen Konzern in Richtung Umweltschutz steuern, und zwar mit Volldampf. „Wenn wir jetzt auf E-Autos umstellen, dann spart das nicht nur bei uns jede Menge CO2, dann hat das auch Vorbild-Charakter für viele andere Betriebe. Doch mit seinen ambitionierten Ideen wird er zunächst ausgebremst. Kein Automobilhersteller will für ihn ein E-Car entwickeln, dass nicht nur schadstoffarm fährt, sondern auch nicht mehr kostet als ein herkömmliches Postauto. Bis er auf Achim Kampker stößt, Professor an der RWTH in Aachen. Gemeinsam mit seinen Studenten und in enger Zusammenarbeit mit den Postboten entwickelt er für Gerdes den Streetscooter – nächstes Ziel: bis 2050 möchte die Post alle Fahrzeuge auf Elektromobilität umgestellt haben und CO2 frei sein und sie will die Autos weltweit verkaufen

Wenn Jan Thiel in die Zukunft schaut, sieht er Menschen, die statt mit ihrem Smartphone durch eine smarte Brille kommunizieren. Er ist sich sicher: Das Virtuelle wird ein gleichberechtigter Teil unserer Realität sein und selbst unsere Gefühle verändern. Jan Thiel baut gerade eine 360-Grad-Helmkamera in seiner Werkstatt. Mit dieser wird er den Start der Tour de France in seiner Heimatstadt Düsseldorf so aufnehmen, dass jeder mit der Brille hautnah erleben kann, wie es ist, selbst ganz vorne dabei zu sein. Jan Thiel führt uns sogar zurück in die Vergangenheit: Mit der Straßenbahn durch das Köln der Kaiserzeit – das Holpern der Bahn, Straßengeräusche und Gerüche inklusive.

Sicherheit ist das Thema für Norbert Jung von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Sein Gesichtserkennungsprogramm funktioniert – fälschungssicher! Dabei hatten er und seine Mitarbeiter zunächst „nur“ eine Vorrichtung entwickelt, die die Säge stoppt sobald sich ein Finger oder gar die ganze Hand nähert. „Das funktioniert nur, wenn die Maschine erkennt, dass es sich nicht um ein Stück Holz handelt.“ Also entwickelten sie einen Sensor, der in Blitzgeschwindigkeit menschliche Haut von anderen Materialien unterscheiden kann. Nichts anderes verhilft jetzt auch Reisenden am Flughafen zu mehr Sicherheit: Als Teil der biometrischen Gesichtserkennung bestimmt das Nahinfrarot-Kamerasystem nämlich eindeutig, ob es sich um ein echtes Gesicht, eine Maske oder ein Foto handelt. So können jetzt schon Sicherheitskontrollen an Flughäfen schneller und zuverlässiger ablaufen.

Noch nicht an Flughäfen aber bereits an Bahnhöfen testen Tanja Nickel und Katharina Obladen ihr Modul zur UV Reinigung des Handlaufs. Schon während ihrer Schulzeit in einer Projektwoche machten sie sich Gedanken darüber, wie man Viren und Bakterien, die über die Hände übertragen werden, bekämpfen könnte und bauten ihren Prototyp mit eigenen Händen. Die beiden glauben so sehr an ihre Idee, dass sie dafür auch neben ihrem Studium eine Menge Zeit und Geld investieren, dass sie sich zunächst bei ihren Eltern liehen. Seit der öffentlichen Versuche hoffen sie auf entsprechende Aufträge, denn ihr System kann vielleicht die nächste Epidemie verhindern.

Redaktion: Barbara Schmitz, Adrian Lehnigk

Stand: 06.06.2017, 10.00 Uhr