Retter mit Herz – und Flugzeug | Mit der Sea-Watch im Mittelmeer

Deutschland-Reportage

Retter mit Herz – und Flugzeug | Mit der Sea-Watch im Mittelmeer

Ein Film von Peter Podjavorsek

Erstversorgung eines unterkühlten Flüchtlings im Behandlungsraum der Sea-Watch

Erstversorgung eines unterkühlten Flüchtlings im Behandlungsraum der Sea-Watch
© WDR

Am Anfang war der Charme des Ungewöhnlichen und Wagemutigen. Ein paar Brandenburger Landratten wollten mit einem alten Fischkutter aufs Mittelmeer, um Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten. Dann geschah, was kaum einer erwartet hatte: Sea-Watch rettete über 2.000 Menschen das Leben, Unterstützer spendeten über eine Million Euro. Die Reibungsverluste auf dem kleinen und maroden Schiff waren allerdings enorm, die Organisation ein Chaos.

Schon im vergangenen Jahr hatte Menschen Hautnah – Autor Peter Podjavorsek die Sea-Watch auf einer ihrer ersten Ausfahrten begleitet und wurde Zeuge, wie das kleine Sea-Watch-Boot über 1.000 Menschen vor dem Ertrinken rettete.

Ein Jahr nach dem Start nun ist Sea-Watch professioneller geworden. Die Organisation hat ein neues Schiff, die Sea-Watch 2, gekauft, größer und besser als das Alte. Gleichzeitig wurde ein Ultraleichtflugzeug angeschafft. Ruben Neugebauer, von Anfang an bei Sea-Watch dabei, hat extra einen Flugschein gemacht, um die Maschine über die Alpen zu fliegen und Aufklärungsflüge vor der Küste Libyens durchzuführen. So will Sea-Watch die Suche nach Flüchtlingsbooten verbessern. Kritik, dass es schon genug Flüchtlinge in Deutschland gäbe, will Ruben nicht gelten lassen. Der 27-jährige glaubt nach wie vor an eine offenere und gerechtere Welt:
„Ich bin in Deutschland per Zufall geboren. Das waren die goldenen Jahre, in denen ich groß geworden bin. Und ich hab dafür nichts getan. Und dann frag ich mich halt auch, mit welchem Recht ich mir herausnehmen soll zu sagen: Für mich soll das alles da sein, aber für andere nicht.“

Zunächst beginnen die Rettungsaktionen wie erwartet. Die Schiffscrew rettet hunderte Flüchtlinge vor dem Ertrinken. Doch plötzlich treten unerwartete Schwierigkeiten auf. Bei einer ihrer Rettungsaktionen ist die Schiffsbesatzung mit der libyschen Küstenwache konfrontiert. Nach langem Flug aus Deutschland nach Djerba erhält das kleine Sea-Watch-Flugzeug von den tunesischen Behörden keine Fluggenehmigung. Wochen später kommt es auf hoher See zu einem Überfall. Ein Rettungsschiff von Ärzte ohne Grenzen wird vor der Küste Libyens von einer Gruppe bewaffneter Männer geentert. Was tun? Können die Freiwilligen der Sea-Watch angesichts dieser Bedrohung ihre Mission überhaupt weiterführen?

Redaktion: Britta Windhoff

Stand: 19.10.2016, 10.15 Uhr