Der Kommissar und seine Söhne

Menschen hautnah

Der Kommissar und seine Söhne


Warum ein Polizist zwei Kinder adoptiert
Ein Film von Beate Greindl

Kommissar Carlos Benede mit seinem Adoptivsohn Alex (l)

© WDR

Als Kriminalkommissar Carlos Benede zum ersten Mal Vater wird, ist er alleinstehend und sein Kind elf Jahre alt. Alex ist Carlos Adoptivsohn. Der Junge hat mehr erlebt, als in einer Kinderseele Platz hat: Seine Mutter ist von seinem Vater erstochen worden, der Sohn hat sie kurze Zeit später auf dem Küchenboden gefunden. Er ist ein typischer „Übriggebliebener“, wie Benede sagt.

Single, voll berufstätig und plötzlich Vater

Carlos Benede hat beruflich mit dem Fall zu tun, weil er damals als Kommissar beim Opferschutzdezernat arbeitet. Nach dem Mord kommt Alex zunächst zu Verwandten und dann in eine Pflegefamilie. Der Kontakt zu Carlos Benede bleibt jedoch bestehen. Als Alex plötzlich aus der Pflegefamilie heraus muss, bittet der Junge den Kommissar, sein Vater zu werden. Carlos Benede adoptiert ihn. Jahre später sagt Carlos Benede ein zweites Mal „ja“ zu einem Kind: Polizisten bringen ihm einen vierjährigen Jungen, dessen Mutter auf offener Straße getötet wurde, auch diesmal vom eigenen Vater. Benede, voll berufstätig und Single, ist nun Vater von zwei Söhnen.

Jugendhilfe für gestrandete Jungs

„Solche Kinder brauchen dringend ein sicheres Zuhause“, weiß der Kommissar aus Erfahrung. Doch immer wieder erlebt er, dass sie das nicht bekommen. Da er nicht allen Kindern bei sich ein Zuhause geben kann, gründet er 2012 eine Jugendhilfeeinrichtung für gestrandete Jungs. Die etwa 20 Jugendlichen, die inzwischen im „Weitblick“ leben, sehen in ihrem Heimleiter Carlos einen „Vater“. Benede hat einen besonderen Draht zu ihnen.

Der Kommissar aus dem Kinderheim

Der Kommissar weiß, wovon er spricht. Er ist selbst in einem Heim aufgewachsen. Seine Mutter, eine spanische Gastarbeiterin, hatte ihn als Baby bei den Franziskanerinnen abgegeben, seinen Vater kennt er nicht. Die Nonnen von damals, aus seinem Kinderheim, hält er für Heldinnen. Von ihnen habe er „Hingabe“, „Bedingungslosigkeit“ und „Zuversicht“ gelernt. Von Freunden hört Carlos Benede seit Jahren denselben Rat: „Du musst mal mehr auf Dich schauen und nicht immer nur auf die Anderen“. Doch damit kann Benede bis heute nichts anfangen.

Menschen hautnah Autorin Beate Greindl („Sektenkinder“) zeigt in ihrem Film, was den ungewöhnlichen Kommissar bewegt und motiviert.

Redaktion: Jessica Briegmann (WDR) / Christiane von Hahn (BR)

Stand: 08.06.2015, 15.15 Uhr