Der Jahrhundertbesuch – Die Queen in Deutschland

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Der Jahrhundertbesuch – Die Queen in Deutschland

Es ist der längste, teuerste und prächtigste Staatsbesuch in der Geschichte der Bundesrepublik: Elf Tage reist die erst 39-jährige Queen 1965 quer durch deutsche Lande und legt dabei mehr als 3.000 Kilometer zurück. Am 18. Mai landet sie auf dem Köln-Bonner Flughafen. Beim großen Staatsempfang auf Schloss Augustusburg in Brühl begrüßt Queen Elisabeth II. 2.500 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Adelshäusern. Zur Gegeneinladung in der Residenz Petersberg am folgenden Abend hat sie zum standesgemäßen Essen nicht weniger als sechs Tonnen Tafelsilber mitgebracht.

Königin Elizabeth II. und ihr Gatte Prinz Philip

Königin Elizabeth II. und ihr Gatte Prinz Philip bei der Inspektion britischer Truppen auf dem Maifeld in Berlin am 27.05.1965.
© WDR/dpa/Kurt Rohwedder

Nach den umjubelten Staatsbesuchen von Charles de Gaulle (1962) und John F. Kennedy (1963) kommt mit der Queen nun die dritte Repräsentantin der westlichen Besatzungsmächte zum Versöhnungsbesuch in die Bundesrepublik. Der Umstand, dass kein Politiker, sondern eine Königin das Land bereist, bringt einen ganz neuen Glanz über das graue Nachkriegsdeutschland. Ein durch Berichte in den Illustrierten wach gehaltener monarchischer Geist wird bedient.

Und die Menschen strömen zu Hunderttausenden auf die Straßen, um „ihrer“ Königin zuzuwinken. Der Rathausplatz und die Hofgartenwiese sind mit Menschen dicht gefüllt. Die Queen lässt Nähe zu. Der Staatsbesuch wird auch zum Medienereignis: 85 Kameras sind auf Podesten, Zügen, Schiffen und Hubschraubern dabei. Die junge Königin versteckt sich nicht, sie will gesehen werden. In Köln erwartet sie ein Publikum, von dem sie später sagen wird, dessen Herzlichkeit sei etwas ganz Besonderes gewesen. 200.000 Zuschauer stehen am Straßenrand und schunkeln wie im Karneval.

In der Dokumentation von Lothar Schröder schildern Zeitzeugen ihre Erlebnisse: der Mannesmann-Lehrling, der ausgewählt wurde, um eine selbst geschweißte Sonnenuhr zu übergeben. Die Tochter des damaligen Bonner Uni-Kanzlers, die sich an die Übergabe eines Blumenstraußes erinnert und ein Kellner, der die Etikette auf dem Petersberg erklärt.

Redaktion: Adrian Lehnigk

Stand: 15.05.2015, 10.45 Uhr