Menschen hautnah | Arbeitslose in die Kitas!
WDR Fernsehen
Menschen hautnah | Arbeitslose in die Kitas!
Kinderspiel oder Kopfgeburt?
Ein Film von Melanie Jost und Sonja Kolonko

Claudia nimmt an einer Umschulung zur Erzieherin teil
© WDR
Händeringend suchen Kindergärten und Kitas nach ErzieherInnen. Warum also nicht aus der Not eine Tugend machen? Ministerin Ursula von der Leyen schlug vor drei Jahren vor, Arbeitslose zu ErzieherInnen umzuschulen und in die Kindergärten zu stecken. Hörte sich an, als sei das ein Kinderspiel, aber ist jeder Arbeitslose als Erzieher geeignet?
Claudia hat schon fast alles probiert in ihrem Leben: Sie war Altenpflegerin, Dekorateurin, Aerobic- und Balletttrainerin, Eventmanagerin, Filialleiterin und Ergänzungskraft im Kindergarten. Dann war sie arbeitslos. Die 45-Jährige aus Herne hat aber Glück und darf an einer Umschulung zur Erzieherin teilnehmen. Doch an die staatlichen Schulen dürfen die Arbeitslosen nicht. In 19 Monaten soll sie an einer privaten Schule lernen, wofür reguläre Schüler an staatlichen Schulen 24 Monate Zeit haben. Die Durchfallquoten an den privaten Schulen sind hoch, dreiviertel der Schüler fallen durch. Claudia hat Angst, glaubt aber, dass sie es schaffen kann. Erzieherin war schon immer ihr Traumberuf. Sie hat aber ein großes Problem: Prüfungsangst. Claudia nimmt sich deshalb einen Coach. Der rät ihr, bei der Prüfung ihre riesigen Tattoos abzudecken, denn Claudia sieht nicht so aus, wie man sich gemeinhin eine Erzieherin vorstellt. Sie ist privat in der Technoszene unterwegs, tätowiert und gepierced.
Soldat im Kindergarten?
Früher Afghanistan, heute „Reise nach Jerusalem“. So hat sich das Leben von Assad E. verändert. Der ehemalige Soldat will Erzieher werden. 12 Jahre lang hat er gedient, aber einen unbefristeten Vertrag als Berufssoldat hat er nicht bekommen. Er stand vor der Arbeitslosigkeit. Nun zahlt ihm die Bundeswehr eine Umschulung zum Erzieher in Köln. Vor seinem ersten Praktikum sagt er: „ Also da habe ich mindestens genauso Bammel davor wie damals vor meinem ersten Einsatz in Afghanistan.“ Kann ein ehemaliger Soldat überhaupt mit Kindern umgehen oder müssen die Kinder bei ihm stramm stehen? Assad glaubt, der Rollenwechsel sei kein Problem. Nur seine Freunde finden Assads Berufswunsch etwas seltsam.
Panik vor der Prüfung
Andre ist der Typ „netter Teddybär“. Das finden auch die Kinder und kuscheln sich gern an den 43-Jährigen. Sein Sozialpädagogikstudium hat er für einen Job im Warenlager eines Modekonzerns hingeschmissen. Doch nach 15 Jahren sieht er dort für sich keine Perspektive mehr und kündigt. Jetzt plagen ihn finanzielle Sorgen, denn seine Frau verdient als Altenpflegerin nicht genug, um die Familie zu ernähren und das Geld von der Arbeitsagentur reicht auch nicht. Trotzdem will er die Umschulung auf sich nehmen. Auf die Frage, was passiert, wenn er durchfällt, sagt Andre: „Das darf nicht mal gedacht werden!“ Vor seinen Prüfungen bekommt er plötzlich Panik, taucht ab und ist wochenlang nicht mehr erreichbar. Was ist passiert?
Menschen hautnah begleitet die drei Arbeitslosen zwei Jahre lang auf ihrem Weg zum Erzieher und zeigt, wer es am Ende in den Kindergarten schafft.
Redaktion: Jessica Briegmann
Stand: 15.04.2015, 18.00 Uhr